LeitartikelBondmärkte

2024 wird ein gutes Jahr für Anleihen

Die Bundrenditen sinken immer weiter. Die Anleihemärkte preisen den wirtschaftlichen Abschwung ein. 2024 sollte es mit den Anleihekursen weiter bergauf und mit den Renditen weiter bergab gehen.

2024 wird ein gutes Jahr für Anleihen

Anleihemärkte

2024 wird ein gutes Anleihejahr

Die Bondmärkte preisen den wirtschaftlichen Abschwung ein. 2024 sollten die Anleihekurse weiter steigen.

Von Kai Johannsen

Die Signale, die derzeit vom europäischen Staatsanleihemarkt aus dem Bereich der Bundesanleihen kommen, dienen als Anhaltspunkt für die weitere Konjunkturentwicklung. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe – dies ist die Benchmark-Laufzeit der Eurozone – ist in der abgelaufenen Woche bis auf knappe 2% gefallen. Zur Erinnerung: Anfang Oktober dieses Jahres hatte der Zehnjahressatz der Bundeswertpapiere noch kurzzeitig über die Marke von 3% gelugt – seinerzeit das erste Mal seit zwölf Jahren, dass Investoren wieder eine Drei vor dem Komma in diesem Laufzeitenbereich zu sehen bekamen. Ein Drittel des Renditeanstiegs, der in den vergangenen rund zwei Jahren zu beobachten war, wurde damit in gut zwei Monaten wieder zunichtegemacht. Nicht nur hierzulande fallen die Renditen der sicheren Staatspapiere, auch in den USA geht es bergab. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries ist unter 4% gefallen. So mancher hatte bei den Renditeanstiegen und beim Überschreiten der 3-Prozent-Marke beim Bund schon 3,5% und 4% ausgerufen. Diese Stimmen sind im Markt mittlerweile verstummt.

Doch was preist der Markt der Bundesanleihen und der US-Staatspapiere mit diesen Renditerückgängen mittlerweile ein? Es ist ganz deutlich: einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten dies- und jenseits des Atlantiks und einen nachhaltigen Erfolg der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation. Die Teuerung ist im Zuge der deutlichen Leitzinssteigerungen der internationalen Notenbanken spürbar zurückgekommen, von den Inflationshochs – die höchsten Stände seit mehreren Jahrzehnten wurden in den vergangenen zwei Jahren erreicht, eine Entwicklung, die kaum einer für möglich gehalten hatte – sind die meisten Volkswirtschaften rund um den Globus mittlerweile weit entfernt. In der Eurozone etwa kommt die von der Europäischen Zentralbank angestrebte 2-Prozent-Marke immer mehr in Sichtweite. Kaum ein Volkswirt rechnet noch damit, dass die Inflation wieder die Gegenrichtung einschlägt, sich in Richtung der jüngsten Hochs bewegt. Es wird wohl auch nicht mehr lange dauern, bis die Zentralbanker ihren Sieg im Kampf gegen die Inflation verkünden könnten. Doch damit sind Notenbanken bekanntermaßen sehr, sehr vorsichtig. Aber die Märkte nehmen genau dies mittlerweile vorweg.

Doch die Leitzinssteigerungen haben auch ihre Kehrseite. Sie verteuern die Refinanzierungskosten von Staaten, Gebietskörperschaften, Unternehmen, Banken und anderen Emittenten. Das schlägt sich auf der Kostenseite nieder. Dass die Unternehmen derzeit auf der Refinanzierungsseite nicht noch schlechter dastehen, hat nur damit zu tun, dass sie mehr als ein Jahrzehnt Niedrig-, Null- und Negativzinsen gesehen haben – die sie für eine kräftige Bevorratung mit Liquidität zu ausgesprochen günstigen Konditionen nutzen konnten. Mit dem Schuldenmachen ließ sich ja bei Negativrenditen auch noch Geld verdienen. Das haben viele genutzt, und das wirkt nun noch nach.

Doch wie geht es weiter? Der Markt preist den konjunkturellen Abschwung ein und damit auch ein geldpolitisches Gegensteuern der Notenbanken. Sie werden auf die nachlassende konjunkturelle Aktivität mit Leitzinssenkungen reagieren müssen. Weite Anlegerkreise stellen sich darauf ein, dass es im ersten Halbjahr 2024 schon zu ersten geldpolitischen Lockerungen kommen wird. Genau das nimmt der Markt nun mit den fallenden Renditen der Bundesanleihen, aber auch in anderen Bondsegmenten vorweg.

Hinzu kommt aber noch ein weiterer Faktor: Fallende Bondrenditen bedeuten nun mal steigende Anleihekurse, und diese Kursgewinne möchte sich kaum ein Anleger entgehen lassen. Investoren steigen deshalb in den Markt ein, sie erwarten weiter fallende Anleiherenditen. Und wie bei jeder Bewegung an den Märkten kommt ab einem gewissen Intensitätsgrad der Bewegung ein Element der Eigendynamik hinzu. Und genau das wird auch bei den Anleihemärkten geschehen. Die Kursaufwärtsbewegung wird durch die Kursaufwärtsbewegung selbst genährt, weil weitere Anleger genau davon angezogen werden und dann einsteigen. 2024 verspricht für Investoren ein sehr gutes Anleihejahr zu werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.