Ein Minus von 0,1% ist es nun geworden. Damit steht die deutsche Wirtschaft nur einen Hauch besser da als erwartet. Das heißt aber erst einmal gar nichts. Denn schon in den vergangenen Quartalen sah es oft bei der ersten Schnellmeldung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ganz verheißungsvoll aus. Bevor dann Revisionen zumindest zwischenzeitlich ein ungünstigeres Bild zeichneten. Aus dieser Erfahrung heraus mag der ein oder andere insgeheim – nicht ganz zu Unrecht – durchaus auf ein etwas besseres Ergebnis gehofft haben.

Immerhin warteten die Statistiker mit der positiven Überraschung auf: Nach der Aufwärtsrevision der vergangenen beiden Quartale um je 0,1 Prozentpunkte hat das BIP in diesem Jahr noch kein Minus gezeigt. Womit auch die Winterrezession um den Jahreswechsel 2022/2023 herum wieder abgesagt ist. Allerdings bewegt sich das BIP seit mehr als einem Jahr im Bereich zwischen Mini-Wachstum, Stagnation und schmalem Rückgang. Und 2024 dürfte es so weitergehen. Im internationalen Vergleich bleibt Deutschland abgeschlagen auf den hinteren Rängen.

Das heißt aber nicht, dass die hiesige Wirtschaft wieder der kranke Mann Europas wäre, wie immer wieder kolportiert wird. Ziemlich unfit trifft die Sache schon besser. Denn Politik, Unternehmen und Verbraucher haben in der Multikrise der vergangenen drei Jahre durchaus ihre Management- und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Die aktuelle Wirtschafts- und Klimapolitik der Bundesregierung sorgt allerdings bei Unternehmen und Verbrauchern für Verunsicherung. Das ist pures Gift für Investitionen und eine weitere Belastung für den Wirtschaftsstandort. Der ohnehin in den vergangenen Jahren an Attraktivität verloren hat, nicht zuletzt wegen der vergleichsweise hohen Steuern und Energiekosten.

Die in der Energiekrise gezeigte Geschwindigkeit in Sachen LNG-Terminals weist die Richtung: schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie, schnellere und durchdachtere Digitalisierung, intelligente Zuwanderungskonzepte, um nur einige Punkte zu nennen. Das Wachstumschancengesetz und der Deutschland-Pakt haben schon mal gute Ansätze.

Dass aktuelle Konjunkturdaten auf eine Bodenbildung hinweisen, sollte zu mehr und neuen Kraftanstrengungen anspornen, um die Wirtschaft wieder fit zu machen. Der Trimm-Dich-Pfad wartet: Mit dem richtigen Training, Geduld und Beharrlichkeit kann dann der nächsten BIP-Meldung wieder optimistisch entgegengesehen werden.