Airbus

Die Renaissance des A380

Nachdem die Covid-Pandemie das Ende des Riesen-Airbus beschleunigt hatte, erlebt das Modell jetzt eine unerwartete Renaissance. Zu verdanken hat es dies der stärkeren Erholung des Flugverkehrs als erwartet und Lieferproblemen bei neuen Langstrecken-Modellen.

Die Renaissance des A380

Von Gesche Wüpper, Paris

Für viele Passagiere war und ist er etwas ganz Besonderes. Wurde der A380 auf einem Flughafen erstmals eingesetzt, strömten oft Neugierige herbei, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Und doch war das Großraumflugzeug ein kommerzieller Flop, so dass Airbus Anfang 2019 ankündigte, die Produktion des doppelstöckigen, für maximal 853 Passagiere zugelassenen Jets 2021 beenden zu wollen. Während der Coronakrise motteten dann die meisten Airlines ihre A380-Exemplare ein. Doch jetzt erlebt der A380 eine Renaissance.

Pandemie beschleunigt Aus

Dabei hatte die Covid-19-Pandemie das Ende des A380 zunächst zusätzlich beschleunigt. Da der Passagierverkehr nahezu zum Erliegen kam, lohnte sich der Einsatz des mit vier Triebwerken ausgestatteten Modells für Airlines nicht mehr. Air France beschloss deshalb, ihre neun verbleibenden A380 bereits 2020 aus der Flotte zu nehmen und nicht erst 2022 wie ursprünglich geplant. Auch Lufthansa und andere Fluggesellschaften schickten ihre A380 in den Ruhestand. Qantas etwa parkte ihre zwölf Exemplare 2020 in der kalifornischen Mojave-Wüste, überzeugt, sie würden dort mindestens drei Jahre bleiben. Entsprechend haben Fluggesellschaften im Juni des Covid-Jahres 2020 weltweit gerade mal 43 Flüge mit dem Riesen-Airbus durchgeführt.

Angesichts der stärkeren Erholung der Nachfrage im Flugverkehr als erwartet setzen nun jedoch viele Fluggesellschaften trotz der hohen Ölpreise wieder auf das Modell. Immerhin bietet es oft – in Abhängigkeit von der Bestuhlung – Platz für rund 450 Passagiere. Qantas hat bereits drei A380 zurückgeholt. Bis Ende des Jahres sollen drei weitere folgen. British Airways wiederum setzt schon seit November wieder fünf ihrer insgesamt zwölf A380-Jets ein. Im Sommer will die Fluggesellschaft dann wieder die gesamte Flotte betreiben, um auf die hohe Nachfrage reagieren zu können.

Emirates, die staatliche Fluggesellschaft des Emirats Dubai und der mit 123 bestellten Exemplaren mit Abstand wichtigste Kunde des Großraumflugzeugs, will ebenfalls so schnell wie möglich wieder alle A380 einsetzen. Derzeit fliegen 70 davon. Entsprechend werden laut Daten von Cirium momentan weltweit wieder 106 A380-Exemplare eingesetzt, nachdem es während der Coronakrise gerade mal vier waren. Allein in diesem Monat wird der Riesen-Airbus wieder für mehr als 4000 Flüge genutzt. Für Januar dann sind rund 6000 geplant.

Zu verdanken hat das Großraumflugzeug seine unerwartete Renaissance jedoch nicht nur der starken Erholung des Flugverkehrs, sondern auch Verspätungen bei den Auslieferungen neuer Langstrecken-Modelle wie des 777X. Die Lieferprobleme des neuen Boeing-Modells erforderten, dass Lufthansa einige der A380 zurückbringen oder alternative Lö­sungen finden müsse, erklärte Airline-Chef Carsten Spohr am Rande der Jahresversammlung des Branchenverbandes IATA (International Air Transport Association). Letztlich entschied sich die Airline zur Reaktivierung des A380 (siehe Bericht Seite 7). Er soll im Sommer 2023 wieder zum Einsatz kommen.

Sollte der Ölpreis dauerhaft so hoch bleiben wie jetzt, dürfte es für viele Airlines jedoch schwierig werden, den Einsatz von nicht voll besetzten A380 zu rechtfertigen. Air France zumindest bereut die Entscheidung nicht, die Riesenjets früher als geplant auszumustern. „Die Kosten waren so hoch, dass es in unserem Interesse war, zu treibstoffeffizienteren Flugzeugen der neuen Generation zu wechseln“, sagte Air-France-Chefin Anne Rigail der Journalistenvereinigung AJPAE. Air France habe den A380 auf den wichtigsten Routen eingesetzt. Und doch sei er schwierig zu füllen gewesen.

Für Emirates dagegen ist der Riesen-Airbus das rentabelste Modell der Flotte, das 60% bis 70% zu den Ergebnissen des Golf-Carriers beiträgt. Trotz des jetzigen Comebacks des A380 bedauert Airbus nicht, die Produktion eingestellt zu haben.

Treibstoffeffizienz gefragt

„Ich denke, dass wir glücklich sein können, die Entscheidung vor Covid getroffen zu haben“, erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury am Rande der IATA-Hauptversammlung. Er könne das Argument von Emirates-Chef Tim Clark, dass es Bedarf für neue Flugzeuge mit großer Kapazität gebe, verstehen. Doch der Bedarf an sehr treibstoffeffizienten Flugzeugen sei jetzt noch viel höher als vor Ausbruch der Pandemie. Derzeit seien die effizienteste Lösung dafür Modelle mit zwei Triebwerken. „Man sollte aber niemals niemals sagen“, fügte Faury hinzu. „Vielleicht wird es in Zukunft neue Technologien geben, die die Entwicklung von Flugzeugen mit sehr großer Kapazität ermöglichen.“

Der europäische Flugzeugbauer hatte vor 22 Jahren den offiziellen Startschuss für das A380-Programm gegeben. Das Modell hat Airbus viel Prestige, aber auch viele Kopfschmerzen beschert. Als der A380 in die Endfertigung kam, passten die Kabelstränge nicht zusammen. Das Programm verzögerte sich um gut zwei Jahre und verteuerte sich. Auch deshalb erreichte der Konzern mit dem Ende 2007 erstmals in Dienst gestellten Riesenjet erst 2015 die operative Gewinnschwelle.

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