Hellofresh

Es schmeckt

Vor vier Jahren kam der Kochboxanbieter Hellofresh an die Börse. Dass die Aktie ein Highflyer wird, war beim IPO alles andere als klar. Der Konzern hat es verstanden, den Coronaschub voll zu nutzen.

Es schmeckt

Pünktlich zum vierten Jahrestag des Börsengangs wartet Hellofresh mit einem Kurssprung von 17% auf. Der Koch­boxanbieter wächst schneller als erwartet, so dass das Management die Umsatzprognose für 2021 abermals anhebt. Nonchalant sehen Investoren darüber hinweg, dass die operative Marge im dritten Quartal geradezu abgestürzt ist. Mit 5,6% fällt sie nur halb so hoch aus wie im Vorjahreszeitraum. Doch die Be­gründungen für den Renditerutsch wie die Aufwendungen für die Ingangsetzung von Lieferzentren und die Rückkehr der üblichen Sommerflaute klingen überzeugend. Insbesondere die Anlaufkosten der neuen Werke sind vorübergehend. Sie werden mit der Zeit verschwinden. Künftig sollten die Kostenvorteile durch die Skalierung des Ge­schäftsmodells wieder stärker zum Tragen kommen.

Gemessen an den von Unsicherheit geprägten Erwartungen, die zum Jahreswechsel vorherrschten, schlägt sich Hello­fresh überraschend gut. Während der Hochphase der Pandemie hatten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Restaurantschließungen und Heimarbeit die Verkäufe in ungeahnte Höhen katapultiert. Diese Treiber entfallen nun in vielen Märkten, vielleicht abgesehen vom Homeoffice. Entsprechend vorsichtig fiel der Jahresausblick mit einer prognostizierten Umsatzausweitung von 20 bis 25% in lokalen Währungen zunächst aus. Nach mehreren Anhebungen ist daraus nun ein Wachstumsausblick von 57 bis 62% geworden. Womöglich wird das mittelfristige Umsatzziel von 10 Mrd. Euro früher als 2025 erreicht.

Dass sich die Hellofresh-Aktie als Highflyer entpuppt, war beim Börsengang Anfang November 2017 alles andere als klar. Lange dümpelte die Notierung dahin, zwischenzeitlich stürzte die zu 10,25 Euro emittierte Aktie sogar auf 6 Euro ab. Erst im Sommer 2019 begann ein Aufschwung, der binnen zwei Jahren bis jenseits von 90 Euro führte. Damit kann Hellofresh durchaus als Vorzeige-IPO gelten, ähnlich wie der viel gerühmte Online-Modehändler Zalando.

Die Entscheidung vom Sommer 2018, das Erreichen der Gewinnschwelle zu verschieben und stattdessen mehr Geld ins Wachstum zu stecken, hat sich im Nachhinein als goldrichtig erwiesen. Später kam ein Sonderfaktor hinzu, nämlich die Pandemie, und der Konzern hat es verstanden, diesen Nachfrageschub voll für sich zu nutzen. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, wie ein Vergleich mit dem kurz vor Hellofresh an der Börse gestarteten US-Konkurrenten Blue Apron deutlich zeigt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.