KommentarNotenbankbilanz

Milliardenverlust der EZB ist unschön, aber verkraftbar

Der Milliardenverlust der EZB bringt negative Schlagzeilen. Ein wirkliches Problem sind die tiefroten Zahlen jedoch nicht.

Milliardenverlust der EZB ist unschön, aber verkraftbar

EZB-Bilanz

Unschön, aber verkraftbar

Von Martin Pirkl

Meldet ein Unternehmen einen operativen Verlust von fast 8 Mrd. Euro, dann kann je nach Vermögenslage ganz schnell die Insolvenz erfolgen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) ist dies trotz wahrscheinlicher weiterer Milliardenverluste in den kommenden Jahren kein Damoklesschwert. Selbst wenn das Eigenkapital in Zukunft negativ werden sollte – wonach es nicht aussieht –, ist Zahlungsunfähigkeit bei einer Notenbank kein Thema. Sie kann schließlich aus eigener Kraft neues Geld schaffen.

Ein Freifahrtschein für Schulden ist dies natürlich nicht. Weder würde eine notorisch Verluste schreibende EZB auf Verständnis in der Bevölkerung und in der Politik stoßen, noch würde dies der Notenbank dabei helfen, ihr Ziel zu erreichen. Anders als bei Geschäftsbanken besteht dies eben nicht aus Gewinnen, sondern dem Mandat der Preisstabilität. Müsste die EZB Geld schaffen, um zahlungsfähig zu bleiben, würde dies die Inflation erhöhen.

Profitabilität ist nicht der Fokus der EZB

Doch von einem solchen Szenario sind wir meilenweit entfernt. Der Verlust der EZB im Geschäftsjahr 2023 ist der erste seit 2004. In der Zwischenzeit hatte die EZB regelmäßig hohe Gewinne erzielt. In den nächsten Jahren wird es wegen der aktuellen Geldpolitik wohl keine schwarzen Zahlen geben. Doch mit den anstehenden Zinssenkungen und der sich weiter fortsetzenden Bilanzverkürzung werden die Geschäftszahlen der EZB sukzessive besser ausfallen.

Dass die EZB nichts an die nationalen Notenbanken ausschüttet, ist unschön, aber verkraftbar. Schließlich gehört das nicht zu den primären Zielen der Währungshüter. Dasselbe gilt dafür, dass die Bundesbank ebenfalls nichts an den Bund überweisen wird wegen eigener operativer Milliardenverluste, die sie an diesem Freitag verkünden muss. Würde die EZB die Zinsen wegen der eigenen Zinskosten früher oder stärker senken, als dies aufgrund des Mandats der Preisstabilität gerechtfertigt ist, wären die Kosten etwa für Deutschland weit höher als die entgangenen Ausschüttungen der Bundesbank. Schließlich sind stabile Preise für eine Volkswirtschaft essenziell und die ökonomischen Kosten einer zu lockeren Geldpolitik hoch.

Lockerung, um Zinskosten zu senken, ist keine Alternative

Zudem wird die Arbeit der EZB am Erreichen der Preisstabilität gemessen. Würde sie die Zinsen aus anderen Gründen senken und so die Rückkehr zu einer Inflationsrate von 2,0% verzögern, wäre der damit verbundene Reputations- und Glaubwürdigkeitsverlust weit größer, als er es wegen hoher Verluste in der Bilanz ist.

Der Milliardenverlust der EZB bringt negative Schlagzeilen. Ein wirkliches Problem sind die tiefroten Zahlen jedoch nicht.

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