Notiert inWashington

US-Spitzensportler liebäugeln mit einem Einstieg in die Politik

Die meisten US-Wähler hatten gehofft, dass es kein zweites Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump geben würde. Immerhin liebäugeln nun junge Superstars aus dem Profisport mit einem Rennen um die Präsidentschaft.

US-Spitzensportler liebäugeln mit einem Einstieg in die Politik

Notiert in Washington

Spitzensportler als Politiker

Von Peter De Thier

Das zweite Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump um das Präsidentenamt ist in den USA unausweichlich. Gleichwohl haben nun ausgerechnet zwei der prominentesten Superstars im US-Profisport ihr Interesse an einer politischen Karriere bekundet. Super-Bowl-Sieger Aaron Rodgers ist ebenso wie der unabhängige Kandidat Robert Kennedy Junior ein Verschwörungstheoretiker und Gegner von Corona-Impfungen. Er war als RFK Juniors Kandidat für die Vizepräsidentschaft im Gespräch. 

Zwar soll sich Kennedy nun für die Anwältin Nicole Shanahan entschieden haben. Eine Präsidentschaftskandidatur in vier Jahren hält Rodgers aber ebenso wie die Basketball-Ikone Stephen (Steph) Curry für möglich. Der vierfache NBA-Meister und Multimillionär, der in der Vergangenheit Joe Biden und Barack Obama seine Stimme schenkte und sozialliberale Positionen vertritt, erreicht allein über Instagram 56 Millionen Follower. „Ich möchte meinen Einfluss als Hebel einsetzen, um die Welt zu verbessern“, sagt der Superstar. „Dazu zählt auch die Politik. Und warum nicht, eventuell auch die Präsidentschaft“, so Curry.

Umfragen zur US-Wahl haben noch wenig Aussagekraft

Zwar mag Donald Trump im Duell mit dem amtierenden Präsidenten Joe Biden derzeit als Favorit gelten.  Gleichwohl erinnern Experten daran, dass Umfragen knapp acht Monate vor der Wahl wenig Aussagekraft haben und gegen Trump die Tatsache spricht, dass eine lange Liste seiner eigenen, ehemaligen Kabinettsmitglieder von einer zweiten Trump-Präsidentschaft nichts wissen wollen. Der prominenteste und einflussreichste unter ihnen: Trumps früherer Stellvertreter Mike Pence. Der ehemalige Vizepräsident sagte kürzlich, dass „ich mit gutem Gewissen Donald Trump meine Unterstützung nicht zusagen kann“.

Dazu gesellen sich noch andere, die Trump während seiner Präsidentschaft einst als Berater noch loyal zur Seite gestanden haben. Der ehemalige Verteidigungsminister Mark Esper meinte, dass „wir ihm wegen seines verantwortungslosen Verhaltens nicht wieder als Präsident die Sicherheit unseres Landes anvertrauen dürfen“. Und Trumps früherer Justizminister Bill Barr verglich ihn mit einem „aufmüpfigen, neunjährigen Jungen, der das Glas an den Rand des Essenstisches schiebt und seine Eltern trotzig auffordert, ihn zu stoppen“.  

Trump hat auch Republikaner verloren

Auch Donald Trumps damaliger Sicherheitsberater John Bolton und Jim Mattis, der vor Esper der Pentagon-Chef war, halten es heute für gefährlich, sollte der Republikaner die Wahl gewinnen und wieder ins Weiße Haus ziehen. Was aber bedeutet das für Trumps Kandidatur? Mark R. aus Virginia, ein moderater „Reagan-Republikaner“, ist überzeugt, dass Trump vor einem bösen Erwachen steht: „Er braucht Wähler wie meine Frau, unsere beiden Töchter und mich“, so der Rechtsanwalt. „Allein in unserer Familie hat er vier Stimmen verloren. Und viele andere Republikaner, die an keinen Umfragen teilnehmen, sehen das genauso.“  

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