KommentarDebatte um Ausfallraten

Private Debt muss transparenter werden

Private Debt zeigt sich bislang als flexibler Restrukturierungspartner. Doch wenn sich die Branche auch Privatanlegern öffnen will, muss sie im Hinblick auf Ausfallrisiken transparenter werden.

Private Debt muss transparenter werden

Private Debt

Zinswende
als Risikofaktor

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank

Wenn sich Private Debt stärker für semiprofessionelle Anleger öffnen will, muss die Branche transparenter werden.

2021 war für Private Debt in Europa ein Rekordjahr. Der Private-Equity-Markt brummte und produzierte ständig hoch bewertete M&A-Deals, welche die Kreditfonds mit hohem Leverage finanzieren konnten. Die 2022 einsetzende Zinswende spielte den Debt Funds in die Karten. Durch die variable Zinskomponente über den Euribor schlugen die höheren Zinsen direkt durch – Easy Money für die Debt Funds.

Doch künftig könnten die Debt Funds die Kehrseite der Medaille zu spüren bekommen. Den M&A-Markt hat die Zinswende zwar nicht komplett abgewürgt, aber auf jeden Fall schrumpfen lassen. Die Anzahl neuer Private-Equity-Deals ist spürbar gesunken. Transaktionen fanden, wenn überhaupt, deutlich kleiner als Add-ons für bestehende Portfoliounternehmen statt, welche die Finanzinvestoren zudem schwerer oder gar nicht verkauft bekamen.

Debt Funds zehren fast nur noch vom Bestandsgeschäft

Dieses Problem konnten Debt Funds bislang noch zur Tugend machen, indem sie die auslaufenden LBO-Finanzierungen der Private-Equity-Ladenhüter refinanzierten oder Banken ablösten, welche die weiteren Add-on-Zukäufe nicht mitgehen konnten oder wollten. Dem aktuellen Mid Cap Monitor von Houlihan Lokey zufolge waren in Deutschland im vergangenen Jahr 61% aller Finanzierungen aus dem Bestand heraus. Der Anteil des Neugeschäfts (Primaries und Secondaries) war mit 49% so niedrig wie nie seit Bestehen der Datenreihe.

Die Zinswende könnte für Private Debt trotzdem noch zum Problem werden. Nämlich dann, wenn die Refinanzierungen der M&A-Deals aus dem Boom-Jahr 2021 anstehen. Bei einer typischen Laufzeit von sieben Jahren dürfte das Thema also ab kommendem Jahr an Brisanz gewinnen.

Daten von Deloitte zufolge wurden in Europa 2021 insgesamt 790 Transaktionen von Debt Funds finanziert. Diese wurden noch zu alten Konditionen – also von vor der Zinswende – abgeschlossen und dürften daher mitunter recht aggressiv finanziert sein, zumal der Euribor in den damaligen Plänen keine große Rolle gespielt haben dürfte.

Wann ist ein Kredit "ausgefallen"?

Nun reduziert sich über die Laufzeit in der Regel der Leverage, weil es zum Geschäftsmodell von Private Equity gehört, ein Unternehmen mithilfe hoher Schulden zu übernehmen, das diese dann aus dem Cashflow sukzessiv abbaut. Das Refinanzierungsrisiko wird dadurch kleiner. Hinzu kommt, dass die Zinsen wohl ihren Peak erreicht haben und bis zur Refinanzierung eher sinken dürften. Für die damals besonders aggressiv finanzierten Deals könnte das dennoch eine heiße Kiste werden.

Darum stellt sich die Frage, wie sich die Ausfallraten von Private Debt entwickeln werden. Das Problem dabei: Da es sich um private Märkte handelt, hat die Öffentlichkeit wenig bis keinen Einblick in die tatsächliche Kreditqualität der Debt Funds. Das bemängelte zuletzt auch Moody’s. Die Ratingagentur sagt für die Direct-Lending-Branche aber ähnliche Ausfallraten voraus wie für die breiten Syndizierungsmärkte – also 3% und mehr in den kommenden zwölf Monaten.

Debt Funds denken flexibler über Ausfälle

Spricht man mit Fondsmanagern, so sprechen diese selbst von niedrigeren Werten. Das liegt wohl daran, dass sie "Ausfall" anders definieren. Wenn ein Kreditnehmer beispielsweise seine Zinsen nicht termingerecht bezahlen kann und diese stattdessen ans Laufzeitende geschoben werden – in der Hoffnung, dass sie dann bezahlt werden – dann ist das für Moody’s ein Zahlungsausfall. Debt Funds sehen das anders.

Wenn ein gestresstes Unternehmen abseits der Öffentlichkeit von seinem Kreditgeber unkompliziert Aufschub bekommt, um das zugrundeliegende Problem zu lösen, ist das für alle Beteiligten gut – sofern die Wette aufgeht. Tut sie es nicht, kommt der echte Kreditausfall für Außenstehende aus dem Nichts. Je mehr sich Private Debt im Fundraising für Privatanleger öffnen will, desto transparenter muss die Branche werden. Ihre Risiken kann sie dann nicht mehr im stillen Kämmerlein managen!

Dass die Risiken im Markt wahrgenommen werden, zeigt der gestiegene Investoren-Appetit auf sogenannte Distressed und Special Situation Funds. Einer Umfrage des Datenanbieters Preqin zufolge zeigen Investoren aktuell größeres Interesse an diesen riskanteren Investmentstrategien innerhalb des Private-Debt-Universums.

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