Volkswagen

Vorschuss­lorbeeren

Mit starken Zahlen und einer Vertragsverlängerung im Rücken verkündet VW-Chef Herbert Diess die neue Strategie bis 2030. Mit der Vollendung wird aber wohl noch der oder die nächste VW-CEO zu tun haben.

Vorschuss­lorbeeren

Für Volkswagen ist Herbert Diess der Manager der Stunde. Mit einer Vertragsverlängerung in der Tasche und guten Eckdaten im ersten Halbjahr hat der Vorstandsvorsitzende freie Bahn, den Wolfsburger Mehrmarkenkonzern zu einem modernen Mobilitätsdienstleister nach seinen Vorstellungen auch in den kommenden Jahren umzuformen. Elektrofahrzeuge und digitale Vernetzung der Systeme bilden die Stichworte, mit denen der 62-jährige Konzernlenker nicht nur die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hinter sich weiß, sondern bisher ebenso an der Börse zu überzeugen wusste.

Ausgestattet mit diesen Vorschusslorbeeren geht die Diess-Show weiter. Am Dienstag war es wieder soweit, als der frühere BMW-Entwicklungsvorstand für die Anleger die strategischen Leitplanken bis zum Ende der laufenden Dekade präsentierte, nachdem zuvor unter seiner Regie das Elektro-Drehbuch für die Pkw-Kernmarke VW bei den Investoren und Analysten Anklang gefunden hatte.

Nimmt man die Kursentwicklung der Vorzugs- und der Stammaktie des Dax-Schwergewichts als Gradmesser, so stehen für Diess die Zeichen auf grün. Nach dem überwundenen Coronaschock verfügt der zweitgrößte Autohersteller der Welt dank einer Geschäftserholung das Potenzial, die Transformation, die zweistellige Milliardensummen verschlingt, aus eigener Kraft zu stemmen. Das verdeutlichte der erzielte hohe Cash-flow im zweiten Quartal.

Im Umbau misst sich Diess aber nicht mit den deutschen Wettbewerbern BMW und Daimler, sondern sein Erfolgsmaßstab ist Tesla. Obwohl VW mit einem Umsatz von 221 Mrd. Euro (Stand 2020) mehr als achtmal so groß ist wie der E-Autostar aus Kalifornien, hat Tesla-CEO Elon Musk den Marktwert seines Unternehmens auf umgerechnet über 560 Mrd. Euro gehievt. Das ist mehr als das Vierfache dessen, was die Anleger derzeit VW zubilligen. Die Niedersachsen haben noch viel Luft nach oben.

Zwar verfügt Diess nicht über die Strahlkraft des Südafrikaners, sein Talent besteht aber darin, VW konsequent auf mehr Kosteneffizienz zu trimmen. Er greift auf betriebswirtschaftliche Kernelemente zurück. VW will mit Hilfe vereinheitlichter Plattformen in der Produktion Größenvorteile ausschöpfen. Das treibt die Rendite.

Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters wird aber Diess 2030 nicht mehr Rechenschaft darüber ablegen müssen, was erreicht wurde und was nicht. Zum Ablauf seines Vertrags 2025 ist er 67 Jahre alt. Danach wird sicherlich ein anderer an der Konzernspitze Rede und Antwort stehen.

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