Eurowings

Waghalsiges Piloten-Manöver

Mit den Pilotenstreiks bei Eurowings treibt die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bei Lufthansa eine Entwicklung voran, die sie eigentlich unterbinden will.

Waghalsiges Piloten-Manöver

Das Management der Lufthansa-Tochter Eurowings macht vor, wie es geht. Angesichts der Belastungen durch die aktuellen Pilotenstreiks werden die Wachstumspläne auf Eis gelegt. Das wird auch Folgen für die streiklustigen Flugzeugführer haben. Denn wo weniger Flieger unterwegs sind, gibt es weniger Cockpit-Stellen und weniger Möglichkeiten, zum Kapitän aufzusteigen. Piloten, die derzeit in der Ausbildung sind, erhalten nur noch befristete Verträge. Damit ist klar, dass die aktuelle Tarifauseinandersetzung mal wieder zu Lasten derer geht, die noch was werden wollen im Cockpit: Die jungen Nachwuchskräfte oder auch die Co-Piloten, die auf eine Beförderung warten, könnten am Ende mit leeren Händen dastehen. Wer schon Kapitän ist, kann sich derweil auf seinen Lorbeeren ausruhen und hat wenig zu befürchten – außer, dass es am Ende statt 14 nur 10 Tage mehr Urlaub gibt.

Zudem treibt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mit ihren erneuten Arbeitsniederlegungen im Lufthansa-Konzern eine Entwicklung an, die sie eigentlich unterbinden will. Denn die Verantwortlichen bei Eurowings werden ihre Wachstumspläne ja nicht aufgeben, Wachstum findet einfach woanders statt. Der Lufthansa-Konzern hat dafür in der Vergangenheit einige kostengünstigere Ableger geschaffen, gegen den erbitterten Widerstand der Flugzeugführer, die möglichst viel Geschäft in den Kerngesellschaften behalten wollen. Eurowings Deutschland wird schrumpfen, der zweite Flugbetrieb Eurowings Europe mit Sitz in Malta dürfte dagegen wachsen. Dort gleichen die Arbeitsbedingungen der Besatzungen eher denen beim Billigflieger Ryanair. Die Piloten der Eurowings Deutschland stoßen sich daran, dass sie schlechtergestellt sind als die Kollegen bei der Lufthansa-Kernmarke, doch das Beispiel Eurowings Europe zeigt, dass da noch jede Menge Luft nach unten ist.

Nun könnte man meinen, dass die aktuelle wirtschaftliche Gesundung des Lufthansa-Konzerns den Streikenden in die Hände spielt. Wer gut verdient, kann auch deutlich mehr fürs Personal ausgeben. Mitnichten! Denn die Erholung im Fluggeschäft ist fragil. Nach wie vor belastet der hohe Ölpreis, und die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten weltweit könnten der Reisenachfrage bald einen Dämpfer verpassen. Insofern muss der Konzern alles tun, um die Ausgaben unter Kontrolle zu halten. Mit den Piloten der Lufthansa hat man sich auf ein Stillhalteabkommen geeinigt, das Streiks bis kommenden Sommer verhindert. Bei Eurowings wird nun ein Exempel statuiert. Je nach Ausgangslage könnte es als Blaupause für künftige Tarifkonflikte dienen.

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