Brexit

Der „verdammte Käsemann“ findet einen Käufer

Der Käseproduzent Simon Spurrell hat sich als Brexit-Gegner einen Namen gemacht. Nun verkauft er seine Cheshire Cheese Company, was ihren Produkten den Zugang zum europäischen Markt vereinfacht.

Der „verdammte Käsemann“ findet einen Käufer

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Simon Spurrell hat sich in den britischen Medien so viel Aufmerksamkeit für die Probleme seines Käseladens durch den britischen EU-Austritt verschafft, dass sich Boris Johnson angeblich mit den Worten „der verdammte Käsemann“ auf ihn bezog. Geschadet hat es ihm nicht: Nun hat er die 2010 von Richard Bux­ton und ihm gegründete Che­shire Cheese Company aus Macclesfield an den größeren Käsehersteller Joseph Heler Cheese aus dem eng­lischen Nordwesten verkauft. Er bleibt aber beteiligt und wird die Marke zudem als Managing Director weiter führen. Ungewöhnliche Ge­schmacks­richtungen wie Irish Whiskey oder Sticky Toffee Heaven machten seine kleinen Käselaibe im Wachsmantel schnell bekannt. Spurrell belieferte zahlreiche Endverbraucher auf dem Kontinent, die online bei ihm bestellen konnten.

„Das Traurige ist, dass kleine Firmen wie unsere keinen Zugang zur EU haben können“, zitiert ihn der „Guardian“ anlässlich des Verkaufs mit seinem Lieblingsthema. Der Website des Unternehmens ist zu entnehmen, dass er Medienvertretern aus dem In- und Ausland dazu mehr als 160 Interviews gegeben hat.

Aus seiner Sicht ist es die Schuld der britischen Regierung, dass seit dem Brexit für Ausfuhren in die EU ein Export-Gesundheitszertifikat verlangt wird. Sie hätte sich ja auch dazu verpflichten können, die Standards der Staatengemeinschaft weiterhin einzuhalten. Weil sie es nicht tat, müsse seine Firma für ein solches Zertifikat 180 Pfund berappen, egal ob sie einen Käse oder eine ganze Palette über den Ärmelkanal schicke, klagte er. Doch egal, wie man über den Brexit denken mag: Veränderungen im Außenhandel und bei den Zollvorschriften gehören schlichtweg zum unternehmerischen Risiko.

Joseph Heler hat Niederlassungen in Resteuropa, was der Cheshire Cheese Company wieder Zugang zu Märkten verschafft, die sie wegen des EU-Austritts nicht mehr bearbeiten konnte. Von dort kann Spurrell seine Kunden künftig einfacher beliefern. Dabei kann er die Kosten für das Gesundheitszertifikat über mehr Paletten verteilen. Spurrell will deshalb 14 neue Voll- und Teilzeitjobs schaffen.

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