Touristik

EU sanktioniert Tui-Großaktionär Mordaschow

Die EU hat russische Milliardäre im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auf die Sanktionsliste gesetzt, darunter Alexej Mordaschow. Der Tui-Großaktionär äußert Unverständnis.

EU sanktioniert Tui-Großaktionär Mordaschow

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Zu den russischen Milliardären, die im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die gegen sie verhängten EU-Sanktionen als unberechtigt zurückweisen, gehört auch Tui-Großaktionär Alexej Mordaschow. Der 56-Jährige äußerte am Dienstag in einer Stellungnahme sein Unverständnis: „Ich habe absolut nichts mit der Entstehung der aktuellen geopolitischen Spannungen zu tun, und ich verstehe nicht, warum die EU Sanktionen gegen mich verhängt hat.“ Er habe der Politik nie nahegestanden und sich immer darauf konzentriert, in den Unternehmen, für die er in Russland wie auch in anderen Ländern gearbeitet habe, wirtschaftlichen Wert und Arbeitsplätze zu schaffen, so Mordaschow, der seit gut 15 Jahren Aktionär der Tui ist und der nach der Beteiligung an Kapitalhilfen im Zuge der Corona-Pandemie über die indirekt von ihm kontrollierte und in Zypern ansässige Unifirm Ltd. gut ein Drittel der Anteile am finanziell angeschlagenen Touristikkonzern aus Hannover hält.

Mordaschow profitiere von seinen Verbindungen zu russischen Entscheidungsträgern, hieß es in Brüssel zur Begründung der verhängten Sanktionen. Der EU-Rat hatte am Montagabend Maßnahmen gegen mehrere russische Oligarchen in Kraft gesetzt, die das Einfrieren von deren Vermögenswerten in der EU sowie Reiseverbote vorsehen. Die nach der Krim-Annexion durch Russland 2014 aufgesetzte Sanktionsliste wurde um 26 Personen und eine Organisation erweitert.

Die EU kritisierte in ihrem Amtsblatt unter anderem die Beteiligung von Mordaschows Unternehmen Severgroup an der Bank Rossiya, von der er 2017 etwa 5,4% gehalten habe und die „als persönliche Bank hochrangiger Beamter der Russischen Föderation“ gelte. Das Institut habe seit der rechtswidrigen Annexion der Krim Zweigstellen auf der Halbinsel eröffnet „und so deren Eingliederung in die Russische Föderation verfestigt“. Auch halte die Severgroup große Anteile an der Nationalen Mediengruppe, „die ihrerseits Fernsehsender kontrolliert, die aktiv die Politik der russischen Regierung zur Destabilisierung der Ukraine unterstützen“. Daher, so die Ansicht in Brüssel, sei Mordaschow „für die Unterstützung von Handlungen oder politischen Maßnahmen verantwortlich, die die territoriale Unversehrtheit, die Souveränität und die Unabhängigkeit der Ukraine untergraben“.

Der aus dem nordwestrussischen Tscherepowez stammende Unternehmer, dem ein Großteil der Anteile an dem in den 1990er Jahren privatisierten zweitgrößten Stahlerzeuger Russlands, Severstal, gehört, zeigte sich betroffen über den Angriff seines Heimatlandes auf die Ukraine und sprach von einer „Tragödie für zwei verbrüderte Nationen“. Er hoffe, dass in naher Zukunft ein Weg gefunden werde, den Konflikt zu lösen und das Blutvergießen zu beenden.

Mordaschow, dessen aktuelles Mandat im Tui-Aufsichtsrat bis 2025 läuft, verwies weiter darauf, dass er sich sehr lange schon für die Entwicklung der wirtschaftlichen, kulturellen und humanitären Zusammenarbeit mit vielen europäischen Ländern engagiere. Er könne nicht verstehen, „wie diese Sanktionen gegen mich zu einer Lösung des schrecklichen Konfliktes in der Ukraine beitragen sollen“. Zuvor hatte Tui-Vorstandschef Fritz Joussen mit Blick auf die Haltung gegenüber Mordaschow in einem Mitarbeiterschreiben er­klärt, der Konzern werde wie jede deutsche Aktiengesellschaft vom Vorstand geführt und nicht von den Anteilseignern oder vom Aufsichtsrat. „Daher gehen wir davon aus, dass etwaige Restriktionen oder Sanktionen gegenüber Herrn Mordashov für uns als Unternehmen keine nachhaltig negativen Folgen haben werden.“

Die Tui hatte vor einiger Zeit Beteiligungen an Veranstaltern in Russland und in der Ukraine verkauft und ist nicht mehr mit Gesellschaften in den beiden Ländern vertreten.

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