Modekonzern

Marta Ortega – das neue Gesicht von Inditex

Marta Ortega ist die neue Verwaltungsratsvorsitzende von Inditex. Die Tochter des Firmengründers soll sich stark um die Außendarstellung des Zara-Betreibers kümmern.

Marta Ortega – das neue Gesicht von Inditex

Von Thilo Schäfer, Madrid

Als Inditex vor vier Monaten verkündete, dass Marta Ortega am 1. April 2022 den Vorsitz des weltweit größten Modekonzerns übernehmen würde, sah die Welt noch anders aus. Die hartnäckige Corona-Pandemie, die Explosion der Preise und vor allem der russische Angriff auf die Ukraine haben den Kurs des Betreibers von Ketten wie Zara seit Dezember um ein Drittel einbrechen lassen. Mit einem Börsenwert von 63 Mrd. Euro verlor Inditex vor Tagen gar den Spitzenplatz im Ibex35 an den Energieversorger Iberdrola.

Marta Ortega ist die Tochter aus zweiter Ehe des 86-jährigen Amancio Ortega, der aus einer kleinen Schneiderei in seiner Heimatstadt La Coruña einen Weltkonzern gemacht hat und heute noch 59% der Aktien an dem Unternehmen hält. Anleger und Analysten sahen den Aufstieg der 38-jährigen Tochter an die Spitze von Inditex zunächst kritisch. Sie tritt in die Fußstapfen von Pablo Isla, der in seinen mehr als 16 Jahren bei der Firma – zehn davon als Vorsitzender – den Umsatz vervierfacht hat, mit einem viel bewunderten Geschäftsmodell.

Die neue Chefin übte sich bei ihrem Amtsantritt am Freitag daher in Bescheidenheit. „Ich bitte um eure Unterstützung und Geduld, während ich von Tag zu Tag lernen werde“, schrieb sie an die Mitarbeiter. „Ich bin in Inditex geboren und dort aufgewachsen“, betonte Ortega, die wie ihr Vater in Galicien, der Region an der Atlantikküste im Nordwesten Spaniens, geboren wurde. Sie besuchte das private Aiglon College in der Schweiz und studierte an der European Business School in London. Dort begann auch ihre Karriere im väterlichen Betrieb, zunächst als Verkäuferin in einer Zara-Filiale auf der King’s Road in Chelsea. Seitdem hat Ortega verschiedene Abteilungen des Konzerns durchlaufen, vom Verkauf bis zu den Finanzen. Obwohl sie keinen offiziellen Jobtitel hatte, kümmerte sich Ortega in den letzten Jahren stark um die Kollektionen der Modeketten und das Marketing.

Der Wechsel an der Führungsspitze von Inditex sieht auch eine neue Rollenverteilung vor. Anders als ihr Vorgänger Isla ist Ortega kein „executive chairman“. Für das Tagesgeschäft ist nun der ebenfalls neue CEO Óscar García Maceiras hauptverantwortlich, der schon im November seinen Dienst antrat. Neben der Leitung des Verwaltungsrates und der Rechnungsprüfung ist Ortega jedoch die Kommunikationsabteilung unterstellt. Sie soll das Gesicht des Unternehmens werden, wird vermutet.

Während ihr Vater Amancio die Öffentlichkeit scheut – viele Jahre gab es nur ein einziges Foto von ihm –, lässt sich Marta häufig auf Partys und Veranstaltungen blicken. Die frühere Turnierreiterin sitzt in der Geschäftsführung eines von Amancio gegründeten Reitstalls am Firmensitz in Arteixo bei La Coruña. Gerade ging eine Ausstellung von Peter Lindbergh in der galicischen Hafenstadt zu Ende, unter der Schirmherrschaft von Marta Ortega, die mit dem Starfotografen befreundet war.

Die Pläne der neuen Vorsitzenden für Inditex sind noch nicht bekannt. Es gibt nur ein Interview mit ihr vom letzten Sommer im „Wall Street Journal“, das Spekulationen über einen Aufstieg an die Konzernspitze auslöste. Der neue CEO García Maceiras versprach auf seiner ersten Jahresbilanzpressekonferenz im März Kontinuität im Geschäftsmodell.

Ernste Herausforderungen

Doch die Herausforderungen für das neue Spitzenteam sind enorm. Die Inflation erhöht auch die Kosten der Textilbranche, und Inditex sah sich zuletzt gezwungen, die Preise anzuheben. Die Schließung der 500 Modeläden in Russland als Antwort auf die Aggression gegen die Ukraine kommt die Spanier sehr teuer zu stehen, denn es handelt sich um den zweitgrößten Markt mit einem Beitrag zum Betriebsergebnis von 8,5%.

Die Lockdowns während der Pandemie haben indes den Anteil des Online-Handels auf 25% des Umsatz wachsen lassen. Mittelfristig noch wichtiger ist das Thema der Nachhaltigkeit. Die Modebranche ist nicht gerade umweltfreundlich, und das Konzept der schnelllebigen Wegwerfklamotten wird zunehmend hinterfragt.

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