Aktivisten

Nelson Peltz macht noch lange nicht Schluss

Fast wäre der Studienabbrecher Nelson Peltz Skilehrer in Oregon geworden. Dann wäre Unilever-Chef Alan Jope der Einstieg des US-Shareholder-Aktivisten erspart geblieben.

Nelson Peltz macht noch lange nicht Schluss

Von Andreas Hippin, London

Für die britischen Boulevardzeitungen ist Nelson Peltz (79) zuletzt nur als künftiger Schwiegervater von Brooklyn Beckham (22) von Interesse gewesen. Kein Wunder, gehört der Sohn von Fußballer David Beckham und Spice Girl Victoria unter dem heimischen Prominachwuchs doch zu den bekanntesten Namen. Er wird im April die Schauspielerin Nicola Peltz (27) heiraten, die unter anderem im vierten „Transformers“-Film zu sehen war – eines von acht Kindern des legendären Corporate Raiders, der nun mit seinem Vehikel Trian bei Unilever eingestiegen ist. Mancherorts ist auch von zehn Sprösslingen die Rede.

Private Equity für alle

Peltz ist dafür bekannt, für die Unternehmen, bei denen er sich engagiert, das zu tun, was Private Equity auch tut. Mit einem Unterschied: Er macht es für die Aktionäre. Die von ihm bewirkten Veränderungen kommen allen Anteilseignern zugute. Er ist gewissermaßen das Gegenmodell zu Carl Icahn, der in den 1980er Jahren die US-Fluggesellschaft TWA (Trans World Airlines) plünderte. Er fordert keine Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden auf Pump. Ihm geht es darum, das operative Geschäft eines Unternehmens rentabler zu machen. Das kann mit Stellenstreichungen verbunden sein. Bei den Gewerkschaften hat Peltz keine Freunde.

Er wurde 1942 in eine jüdische Familie in Brooklyn geboren. Das Studium an der renommierten Wharton­ School der University of Pennsylvania brach er ab, um seiner­ Leidenschaft nachgehen zu können: dem Skifahren. Er hatte einen Job als Skilehrer in Oregon gefunden, hatte aber nicht das Geld, um dorthin zu kommen. Also fing er als Lkw-Fahrer für das Lebensmittelgeschäft der Familie an. Er fing an, mit seinem Vater über die Chancen und Schwächen der Firma zu diskutieren. Der bot ihm an, seine Vorschläge in die Tat umzusetzen. Der Trip nach Oregon fand nicht mehr statt.

Aus dem Familienbetrieb wurde der größte Tiefkühl-Vertrieb im Nordosten der USA: Flagstaff mit 150  Mill. Dollar Umsatz. Peltz brachte ihn an die Börse. Nebenbei baute er einen kleinen Investmentfonds auf, dessen Mittel er später für die Leveraged Buy-outs verwendete, die ihn berühmt machten. Finanziert durch Junk Bonds mit Hilfe von Michael Milken schmiedeten er und sein Geschäftspartner Peter May, der zuvor als CFO für Flagstaff tätig war, aus National Can, American Can und anderen Firmen das damals größte Verpackungsunternehmen der Welt: Triangle Industries, die 1989 von Pechiney aufgekauft wurde. Sein Erfolgsrezept? Gesunder Menschenverstand, sagt Peltz. Er habe nichts erfunden. Man müsse nur seine Kunden verstehen und wissen, was eine Firma brauche.

Peltz und May nahmen Quaker Oats die Getränkemarke Snapple ab, die sie ein paar Jahre später an Cadbury verkauften. Der Deal wurde an der Harvard Business School als Fallstudie verwendet. 2005 brachten Peltz, May und Ed Garden Trian als Vehikel für Shareholder-Aktivismus an den Start. Es folgten Investments in Firmen wie Cadbury, DuPont, Heinz, Ingersoll Rand, Kraft Foods, Procter & Gamble und State Street. Unilever-CEO Alan Jope könnte von Peltz einiges zu hören bekommen.

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