Wohnungsdeal

„Rolf“ und „Michael“ fahren jetzt im Tandem

Als einträchtiges Duo präsentieren sich neuerdings der Chef des Wohnungskonzerns Vonovia, Rolf Buch, und sein Deutsche-Wohnen-Kollege Michael Zahn. Öffentlich reden sie sich mit „Rolf“ und „Michael“ an und pflegen das vertraute Du. Nach der...

„Rolf“ und „Michael“ fahren jetzt im Tandem

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Als einträchtiges Duo präsentieren sich neuerdings der Chef des Wohnungskonzerns Vonovia, Rolf Buch, und sein Deutsche-Wohnen-Kollege Michael Zahn. Öffentlich reden sie sich mit „Rolf“ und „Michael“ an und pflegen das vertraute Du. Nach der gescheiterten Übernahmeattacke von Vonovia auf Deutsche Wohnen vor fünf Jahren war so viel Einvernehmlichkeit nicht unbedingt zu erwarten. Damals kämpfte Zahn gegen das als feindlich eingestufte Erwerbsangebot. Es gelang ihm, die Aktionäre von der heftig verteidigten Eigenständigkeit zu überzeugen und den Angriff abzuwehren.

Diesmal erfolgt der geplante Zusammenschluss auf freundlicher Basis. Vorstand und Aufsichtsrat von Deutsche Wohnen unterstützen die Offerte über insgesamt 18 Mrd. Euro. Spätestens bei der intensiven Arbeit an dem Deal haben Buch und Zahn offenbar zueinander gefunden.

Für die führenden Deutsche-Wohnen-Manager hat das neue Miteinander zur Folge, dass sie – wie bei freundlichen Transaktionen üblich – Platz im Führungsteam des kombinierten Konzerns finden. So agiert Zahn künftig als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der erweiterten Vonovia. Buch bleibt CEO.

Als Erstes steht das Führungsduo nun vor der Aufgabe, die Aktionäre vom Fusionsprojekt zu überzeugen. Die Messlatte liegt mit mindestens 50% der ausstehenden Deutsche-Wohnen-Aktien nicht allzu hoch. Zahn jedenfalls zeigt sich überzeugt, dass sehr viele Anteilseigner das Angebot annehmen werden. Analysten gibt allerdings die niedrige Prämie auf den Nettoinventarwert zu denken. Deutsche Wohnen hat zuletzt den inneren Wert (Net Tangible Assets) auf 52,50 Euro je Aktie veranschlagt – der Angebotspreis beträgt 52 Euro, zu dem 1,03 Euro Dividende hinzugerechnet werden.

Deutsche Wohnen stellt CFO

Eine Mammutaufgabe bedeutet für Buch, der seit 2013 an der Firmenspitze steht, und Zahn der erhoffte Neuanfang in der Diskussion um hohe Mieten und Wohnungsmangel. Gerade Deutsche Wohnen, größter Vermieter in Berlin, ist zur Zielscheibe der Mieterproteste in der Hauptstadt geworden. Das Scheitern des Berliner Mietendeckels vor dem Bundesverfassungsgericht hat den Ängsten und Sorgen von Mietern weiteren Auftrieb gegeben. Buch und Zahn kündigen nun eine Art privaten Mietendeckel an, um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen. Buch, Jahrgang 1965, ist ein erfahrener Firmenkäufer. Zuletzt schluckte Vonovia, die aus der Fusion von Deutsche Annington mit Gagfah entstand, die schwedische Hembla. Auch der 1963 geborene Zahn, der im September 2007 in den Deutsche-Wohnen-Vorstand aufstieg, setzte auf Akquisitionen wie das Baubecon-Portfolio und den Konkurrenten GSW.

Überraschender als die Tandemlösung an der Spitze ist, dass Deutsche Wohnen mit Philip Grosse den CFO stellt. Helene von Roeder, die bisher die Vonovia-Finanzen verantwortet, leitet künftig das neue Ressort Innovation und Digitalisierung – Themen, die auch in der Immobilienwirtschaft stark an Bedeutung gewinnen. Der Bereich bündele die Verantwortung für IT und Dateninfrastruktur mit dem Dienstleistungsgeschäft, das perspektivisch auch außerhalb des eigenen Hauses positioniert werden soll, wie Vonovia ankündigt. Als studierte Astrophysikerin dürfte von Roeder gute Voraussetzungen für die neue Funktion mitbringen. Darüber hinaus soll sie neben Zahn in den Deutsche-Wohnen-Aufsichtsrat einziehen.

Grosse und von Roeder, beide Jahrgang 1970, haben erfolgreiche Karrieren im Investment Banking hinter sich und beste Kontakte in den Kapitalmarkt. Der sportbegeisterte Grosse, der vor seinem Wechsel zu Deutsche Wohnen das Eigenkapitalmarktgeschäft der Credit Suisse in Deutschland und Österreich leitete, stieg im September 2016 zum Finanzchef auf. Zu der Zeit verantwortete von Roeder das Geschäft der Credit Suisse in Deutschland, Österreich sowie Mittel- und Osteuropa. Vor drei Jahren kehrte sie der Frankfurter M&A-Szene den Rücken, um bei Vonovia als CFO anzutreten.

Der Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau bleibt als Chief Rental Officer an Bord, ebenso der für Immobilienentwicklungsprojekte verantwortliche Daniel Riedl. Unterhalb des Vorstands will Vonovia ein Executive Committee etablieren, dem die bisherigen Deutsche-Wohnen-Vorstände Lars Urbansky und Henrik Thomsen angehören sollen. Darüber hinaus soll Deutsche Wohnen zwei Mitglieder für den Vonovia-Aufsichtsrat vorschlagen.