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Überraschende Ambitionen des neuen Grenke-Chefs

Die Ankündigung im Dezember des vergangenen Jahres kam unerwartet: Michael Bücker, Firmenkundenvorstand seit 2013, verlässt Ende März 2021 die Bayerische Landesbank (BayernLB). Und zwar vor Ablauf seines Vertrags. Er wolle sich beruflich neu...

Überraschende Ambitionen des neuen Grenke-Chefs

Von Joachim Herr, München

Die Ankündigung im Dezember des vergangenen Jahres kam unerwartet: Michael Bücker, Firmenkundenvorstand seit 2013, verlässt Ende März 2021 die Bayerische Landesbank (BayernLB). Und zwar vor Ablauf seines Vertrags. Er wolle sich beruflich neu orientieren, hieß es damals. Unbemerkt von der Öffentlichkeit schloss sich ein Engagement als Senior Advisor der Unternehmensberatung Bain & Company an. Nun taucht der Name Bücker wieder auf: Am 1. August wird der 59 Jahre alte Betriebswirt Vorstandsvorsitzender der Grenke AG.

Fachlich gesehen passe das ganz gut zu ihm, ist von ehemaligen Weggefährten zu hören. Das Thema Leasing kenne Bücker von früheren Berufsstationen. Von 2009 bis 2013 war er dann Vorstandssprecher der Commerz Real AG, dem Vermögensverwalter für Sachinvestments der Commerzbank. In der Mitteilung von Grenke weist Bücker darauf hin, aus seiner Tätigkeit im Leasing und der Unternehmensfinanzierung die Firma seit langem gut zu kennen.

Dass es ihn nun an die Spitze eines Unternehmens zieht, kommt schon überraschend, wie es heißt. In der BayernLB ließ er keinerlei Ambitionen erkennen, nach dem Abgang von Hans-Jörg Riegler Ende 2018 auf den Posten des Vorstandschefs zu streben.

Als sein Abschied von der Landesbank Ende 2020 angekündigt wurde, hieß es offiziell, Bücker gehe auf eigenen Wunsch und verlasse die BayernLB im besten gegenseitigen Einvernehmen. Die Interpretationen für die Gründe hinter diesen Floskeln sind weit gefächert. Er habe wirklich Lust auf etwas Neues gehabt, ist zu hören. Das sei dem Aufsichtsrat entgegengekommen, der mit der neuen Besetzung von zwei Vorstandsposten das Topmanagement verjüngen konnte. Ein anderer Beobachter vermutet, Bücker sei gegangen, weil er nicht zu den engsten Vertrauten von Stephan Winkelmeier gehört habe, der seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender ist.

Tatsache ist, dass sich Bückers Aufgaben seit August 2019 verändert hatten. Da legte die Landesbank die Segmente Corporates & Mittelstand mit dem Kapitalmarktgeschäft zu­sammen, um Kosten zu sparen und sich im zweiten dieser Segmente nach und nach von Nischengeschäften zu trennen.

Bücker bekam so ein Ressort hinzu, das für ihn Neuland war, auch wenn es manche Geschäfte mit Firmenkunden ergänzt. Das Kreditgeschäft mit Unternehmen ist in der gesamten Branche längst nicht mehr so margenstark wie früher. Die Ertragssäulen der BayernLB sind die Direktbank DKB sowie die Immobilienfinanzierung und seit einiger Zeit auch der Handel mit Edelmetallen.