Italien

Vorstandschefin Scocchia setzt sich bei Illy hohe Ziele

Die neue CEO Christina Scocchia will den Kaffeehersteller Illy in eine neue Wachstumsphase und an die Börse führen.

Vorstandschefin Scocchia setzt sich bei Illy hohe Ziele

Von Gerhard Bläske, Mailand

Seit Januar steht Cristina Scocchia (48) als Nachfolgerin von Massimiliano Pogliani an der Spitze des traditionsreichen Kaffeeherstellers Illy. Nun schlägt die Managerin aus dem ligurischen Sanremo, die das Unternehmen aus Triest an die Börse führen soll, erste Pflöcke ein. Sie hat sich vorgenommen, die Verkäufe in den USA, mit einem Umsatzanteil von 15% der zweitwichtigste Markt von Illy, bis 2025 zu verdoppeln, und setzt auf beschleunigte Innovationen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Die Corona-Pandemie hat nach ihrer Überzeugung nicht nur wirtschaftliche und politische, sondern auch soziale und kulturelle Folgen nach sich gezogen. So tränken jetzt mehr Italiener ihren Kaffee zu Hause als, wie traditionell üblich, in der Bar oder zwischendurch im Café nebenan oder im Büro. Dieser Trend könne nachhaltig sein und manifestiere sich auch etwa im höheren Absatz von Kaffeemaschinen. Illy verkauft in­zwischen 60% für den Konsum zu Hause, weitere 15% an Büros und ebenfalls 15% an Cafés und Bars. Die Präsenz auf sozialen Plattformen wie Youtube, Facebook, Twitter oder Insta­gram hat Illy verstärkt.

Regional will Illy die Position in Italien, wo das Unternehmen aus Triest zu den Top-3-Anbietern gehört, ausbauen und das Wachstum in Märkten wie Frankreich, Spanien und Großbritannien verstärken. Für die ehrgeizige Strategie in den USA wurde im vergangenen Jahr die ­amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Rhône Capital mit an Bord genommen, die eine Beteiligung von 20% erworben hat. Diesen Schritt betrachtet die mit einem Kardiologen verheiratete Mutter eines Sohnes als „fundamental“ für das weitere Wachstum des Familienunternehmens und einen zukünftige Börsengang. Man bilanziere bereits nach entsprechenden Grundsätzen, sagt Scocchia, die an der renommierten Mailänder Universität Bocconi Wirtschaft und Handel studiert und in Turin promoviert hat. Ihre Karriere startete sie bei Procter & Gamble und wechselte dann zu L’Oréal Italia. Vor ihrem Wechsel zu Illy, wo sie 2019 in den Board berufen wurde, leitete sie das Kosmetikunternehmen Kiko.

Illy hat 2021 den Umsatz, getrieben vor allem vom wieder wachsenden Außer-Haus-Konsum und guten Verkäufen im Handel, um 17,4% auf 500 Mill. Euro gesteigert. Ein wichtiger Treiber sind dabei die Verkäufe von Kaffeekapseln. Schon vor einiger Zeit wurde mit der zur Reimann-Holding gehörenden JAB eine Lizenzvereinbarung geschlossen. JAB hat für Illy die globale Herstellung und den Vertrieb von Nespresso-kompatiblen Kapseln übernommen.

Außerdem forscht das Unternehmen an neuen Zusammensetzungen und an „nachhaltig und besser angepassten Kaffeesorten“, wie Chairman Andrea Illy der Börsen-Zeitung kürzlich sagte. Illy hat sich darüber hinaus vorgenommen, bis 2033 CO2-frei zu produzieren. Der Kaffeehersteller, der etwa ein Drittel seiner Erlöse in Italien erzielt, wo es mehr als 800 lokale Produzenten gibt, sieht sich selbst als „Lokomotive und Symbol des echten italienischen Espresso in der Welt“.