Industriedienstleister

Was der neue CEO Schulz bei Bilfinger vorhat

Seit März gibt es bei Bilfinger einen neuen CEO. Die Präsentation des Quartalsberichts nutzt Thomas Schulz zu einer Art Regierungserklärung.

Was der neue CEO Schulz bei Bilfinger vorhat

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Der seit März amtierende CEO Thomas Schulz setzt neue Akzente bei Bilfinger. Klareres Profil, nachhaltiges Wachstum, höhere Rendite – das sind die Kernpunkte der Agenda, die der Firmenchef bei der Präsentation des Zwischenberichts vorgestellt hat. Die Themen Effizienz und Nachhaltigkeit rücken stärker ins Zentrum. Schulz will das Angebot des Mannheimer Industriedienstleisters optimieren und hat einen internen Prozess zur Weiterentwicklung der Strategie aufgesetzt.

Der Anspruch sei, Industriepartner Nummer 1 für Effizienz und Nachhaltigkeit zu sein, gibt der promovierte Ingenieur die Richtung vor: „Wir wollen die Geschäftsmodelle schärfen, Benchmarks und Best Practices identifizieren, Innovation vorantreiben und die Kundenansprache optimieren.“ Bilfinger wolle stärker als der Markt wachsen und die Marge „deutlich verbessern“.

Evolution statt Umwälzung

Mit dieser Ansage setzt sich Schulz klar von Vorgänger Tom Blades ab, der stark mit Themen wie Restrukturierung, Umbau des Portfolios und Verkauf defizitärer Geschäftseinheiten befasst war. Hinzu kamen Querschüsse wie ein Korruptionsfall. Nun richtet sich der Blick auf Marktauftritt und Abläufe. „Wir bauen den Konzern nicht um“, bestätigt Schulz auf Nachfrage. Also Weiterentwicklung statt Umwälzungen, von denen es bei Bilfinger in den vergangenen Jahren wahrlich mehr als genug gab.

Die Marktentwicklungen spielen Schulz in die Karten. Denn die Kunden stehen zunehmend unter Druck, ihre Anlagen effizienter und nachhaltiger zu betreiben, gerade im Hinblick auf den Energieverbrauch. Gas, Strom und Öl sind nicht zuletzt infolge der Verwerfungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch teurer und CO2-Einsparung noch wichtiger geworden.

Handlungsbedarf gibt es bei der Profitabilität. Mit der im vergangenen Jahr erwirtschafteten operativen Umsatzrendite von 2,9 % vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen können weder Eigentümer noch Vorstand dauerhaft zufrieden sein. Schulz legt die Messlatte auf 5 %: Bilfinger müsse in der Lage sein, dieses Niveau zu liefern.

Das zweite Quartal, das erste volle Jahresviertel des neuen Chefs, lässt durchaus Fortschritte erkennen. Sowohl Umsatz und Auftragseingang als auch Gewinn und Cashflow sind gestiegen. Die Erlöse kletterten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Zehntel und das Ebita um gut die Hälfte. Somit kam die Marge um 0,8 Prozentpunkte auf 3,0 % voran.

Skandinavische Kultur

Schulz sagt von sich, dass er flache Hierarchien mag, offene Kommunikation und Feedback schätzt. Somit dürfte beim Industriedienstleister, der ein People’s Business ohne eigene Fabriken betreibt, ein veränderter Führungsstil einziehen. Geprägt hat Schulz die skandinavische Unternehmenswelt. Denn er hat sein Berufsleben bei nordeuropäischen Konzernen verbracht. Zuerst arbeitete der 1965 im Saarland geborene Manager für den schwedischen Maschinenbauer Svedala, dann 13 Jahre für den ebenfalls in Schweden ansässigen Industriekonzern Sandvik und zu­letzt als Group CEO des dänischen Anlagenbauers FLSmidth.

Außerdem bringt Schulz reichlich internationale Erfahrung über Skandinavien hinaus mit und kennt den Umgang mit Finanzinvestoren, die auch bei Bilfinger mitmischen. Nach mehr als einem Dreivierteljahr Suche präsentierte ihn der Bilfinger-Aufsichtsrat als Nachfolger des Knall auf Fall ausgeschiedenen Blades.

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