Märkte am Mittag

Anleger reagieren positiv auf Inflationsdaten

Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag nochmals zugelegt. Der Dax gewann am Mittag gut 0,4% und der EuroStoxx 0,34%. Die Anleger rechnen nach jüngsten Inflationsdaten aus der Eurozone mit einer weniger restriktiven Gangart der EZB. Aber Sorgen bleiben.

Anleger reagieren positiv auf Inflationsdaten

Obwohl die neuen Inflationsdaten für die Eurozone nach Ansicht von vielen Ökonomen nicht uneingeschränkt positiv zu werten sind, nahmen die Anleger diese offenbar zum Anlass für verstärkte Aktienkäufe. Sie rechnen inzwischen wohl mit einer weniger harten Gangart der Notenbanken im Kampf gegen den Preisauftrieb. Der Dax kletterte bis zum Mittag um 0,4% auf 15.588 Punkte, womit sich die aktuelle Erholungswoche weiter fortsetzte. Auch auf den anderen europäischen Märkten zeigten sich die Anleger in Kauflaune. Der EuroStoxx 50 legte am Mittag um 0,34% zu auf 4300 Zähler. Damit steuert der Leitindex des Euroraums auf ein Plus von rund 13% auf Quartalsbasis bzw. seit Jahresbeginn zu. Der französische Cac 40 stieg am Freitag zuletzt um 0,45% auf 7296 Punkte, während der britische FTSE 100 mit 0,18% Plus auf 7634 Zähler erneut etwas hinterherhinkte.

Hartnäckige Inflationskernrate macht Sorgen

Laut einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat hat sich die Inflation im Euroraum im März dank rückläufiger Energiepreise zwar kräftig auf 6,9% abgeschwächt. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, nahmen jedoch weiter zu auf 5,7%. So leicht lasse sich die Inflation nicht in die Knie zwingen, konstatierte Christian Henke vom Broker IG.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hatte EZB-Chefin Christine Lagarde angekündigt, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren wollen. Einen konkreten Zinsausblick für die nächsten Sitzungen legten sie nicht vor. Der Euro, der in dieser Woche deutlich angezogen war, verlor am Freitag 0,2% auf 1,0883 Dollar.

Wie es um die Teuerung in den USA bestellt ist, dürfte sich am Nachmittag zeigen. Erwartet werden die Februar-Daten des Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE), das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Januar-Zahlen hatten eine starke Beschleunigung der Verbraucherausgaben gezeigt. Anleger fürchten, dass der Preisdruck – trotz der Probleme im Finanzsektor – weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed nach sich ziehen könnte. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0% gesetzt.

Sartorius und Jungheinrich unter Druck

Unter den Einzelwerten sorgte der Kauf des französischen Biotechunternehmen Polyplus durch Sartorius für Gesprächsstoff. Ein Händler bezeichnete die Übernahme für 2,4 Mrd. Euro als „zu teuer“. Die Aktien des Laborausrüsters rauschten in der Spitze knapp 8% nach unten und waren der mit Abstand größte Verlierer im Dax. Die Transaktion soll im Laufe des dritten Quartals 2023 abgeschlossen werden. Zur Finanzierung werde man einen Überbrückungskredit von der US-Investmentbank JP Morgan bekommen, erklärte Sartorius. Dieser solle langfristig refinanziert werden, möglicherweise auch zum Teil mit Eigenkapital.

Auf Talfahrt ging es auch für Jungheinrich, die trotz einer kräftigen Steigerung von Umsatz und Gewinn 2022 im MDax zeitweise 9% im Minus lagen. Der Margenausblick für 2023 sei den Anlegern nicht gut genug, sagte ein Börsianer. „Die Erwartungshaltung war hoch.“ Der Konzern rechnet mit einer Ebit-Rendite von 7,3% bis 8,1% nach 8,1% im Jahr 2022.

Enttäuscht zeigten sich die Investoren auch von Nordex. Der Windturbinenhersteller hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz zwar gesteigert. Im operativen Geschäft (Ebitda) verzeichnete die Firma 2022 aber einen Verlust von 244 Mill. Euro – nach einem Plus von knapp 53 Mill. Euro im Jahr zuvor. Die Aktien fielen um rund 5%.

Insgesamt zeigte sich in den Sektoren am letzten Handelstag des ersten Quartals eine gewisse Rotation zu den Vortagen. Die am Donnerstag weniger gefragten defensiven Branchen wie Haushaltsgüter, Nahrungsmittel und Telekommunikation rangierten nun auf den vorderen Rängen. Lediglich die Einzelhandelswerte knüpften an die starke Entwicklung vom Vortag an.

Die Aktien von H&M bauten die Gewinne nach dem Kurssprung am Donnerstag aus. Eine ganze Reihe von Banken hatte ihre Kursziele für die Aktie der schwedischen Bekleidungskette angesichts der jüngsten Zahlen teilweise deutlich nach oben geschraubt. Immobilienaktien als große Gewinner der vorherigen Sitzungen mussten dagegen Federn lassen.

Auch sonst setzten zumeist Analysen Akzente. So profitierten Air France-KLM von einer Hochstufung durch die Deutsche Bank. Die Analysten hatte die Aktie von „Hold“ auf „Buy“ angehoben und das Kursziel von 1,75 auf 2,30 Euro erhöht. Die Aussichten für die klassischen Airlines hätten sich massiv verbessert, begründete Analyst Jaime Rowbotham den Schritt.

Unter den Nebenwerten kletterten Zur Rose im Sog von Shop Apotheke um 1,3%. Hauck Aufhäuser Investment Banking hatte sich zuversichtlich zu den Aussichten der Online-Apotheke aus den Niederlanden, Shop Apotheke, geäußert.