Commerzbank übernimmt Mehrheit an Aquila Capital
Commerzbank übernimmt Mehrheit an Aquila Capital
Bank legt Fokus auf Sachwerteinvestments – Fondsreform gibt Anlageklasse Schub
jsc Frankfurt
Die Commerzbank baut das Investmentmanagement von Sachwerten aus: Der Frankfurter Bankkonzern übernimmt 74,9% der Anteile an der Hamburger Aquila Capital Investmentgesellschaft, wie Commerzbank und die Aquila Group am Donnerstag mitteilten. Mit der Transaktion, die im zweiten Quartal vollendet werden soll, erwirbt die Commerzbank die Kontrolle über ein Sachwerteportfolio aus erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekten. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Auch rücken die Gesellschaften künftig enger zusammen: Die Aquila Group erweitere ihr Kundennetzwerk erheblich, sagt Gründer und CEO Roman Rosslenbroich. Die Commerzbank wiederum spricht von einem "Wachstumsbeschleuniger" der nachhaltigen Kapitalanlage.
Eltif-Format treibt Geschäft
Die Anlageklasse der Sachwerte wie öffentliche Infrastruktur und erneuerbare Energien erfährt derzeit mehr Aufmerksamkeit: Ein Treiber ist das Fondsformat Eltif, das nach der jüngsten EU-Reform nun leichter einsetzbar ist. So verschwindet die Mindestanlageschwelle von 10.000 Euro und die Fonds sind in der Gewichtung der Anlageklassen flexibler.
Die Commerzbank führt über ihre Sachwerte-Tochter Commerz Real neben dem offenen Immobilienfonds "Hausinvest" auch den Eltif "Klimavest", der in erneuerbare Energien investiert. Aquila Capital zählt derweil mehr als 300 hauptsächlich institutionelle Kunden, bietet mit dem gerade aufgelegten "AC One Planet" aber ebenfalls ein Eltif-Produkt an, das sich an private Sparer richtet. Mit einem Eltif-Angebot sind die Partner nicht allein: Zu Wochenbeginn kündigte Union Investment die Einführung des "UniPrivatmarkt Infrastruktur" an, nachdem die Gesellschaft 2022 einen Eltif-Fonds zunächst angekündigt, dann auf Eis gelegt hatte.
Einfluss bewahrt
Die Aquila Group soll ihren Einfluss auf die nun mehrheitlich verkaufte Tochter behalten: Die Investmentgesellschaft bleibt unter dem Dach der Commerzbank laut Mitteilung "operativ weitestgehend" eigenständig. Das aktuelle Management bleibe an Bord und Aquila-Group-Chef Rosslenbroich ziehe in einen "operativ eingebundenen Gesellschafterausschuss" ein.
Die Aquila Capital Investmentgesellschaft verwaltet per Ende September ein Vermögen von 14,6 Mrd. Euro. Die Commerz Real weist ein Volumen von mehr als 34 Mrd. Euro aus. Wird nur das Sachwerteportfolio gezählt, steuern beide Adressen zusammen mehr als 40 Mrd. Euro. Darüber hinaus bietet die Commerzbank eine Vermögensverwaltung an, unter anderem mit der Tochter Yellowfin für hochvermögende Privatleute. Im Wertpapierfondsgeschäft spielt der Konzern seit dem Verkauf der Cominvest an Allianz Global Investors im Jahr 2009 keine große Rolle mehr.