Verwaltungsratspräsident

Credit-Suisse-Sanierer stürzt über Corona-Verstoß

Weil er gegen Schweizer Quarantäne-Bestimmungen verstieß, muss der als Sanierer angetretene Verwaltungsratspräsident von Credit Suisse gehen. Sein Nachfolge dürfte das Amt traditioneller interpretieren.

Credit-Suisse-Sanierer stürzt über Corona-Verstoß

lee Frankfurt

Die Schweizer Großbank Credit Suisse kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Montag legte der erst vor wenigen Monaten als Sanierer angetretene António Horta-Osório sein Amt als Verwaltungsratspräsident nieder, nachdem die Kritik an seinem Verstoß gegen Quarantänevorschriften nicht verstummen wollte. Obgleich das von den Verlusten der Greensill-Pleite und des Hedgefonds Archegos gezeichnete Institut mit dem Schweizer Axel Lehmann umgehend einen Nachfolger präsentieren konnte, reagierte die Börse verschnupft. Die Aktie, die im vergangenen Jahr bereits fast ein Viertel ihres Wertes eingebüßt hat, schloss am Montag gut 2,2 % leichter bei 9,33 sfr.

Der außerhalb der Schweiz weitgehend unbekannte Lehmann gehört dem Verwaltungsrat von Credit Suisse erst seit dem vergangenen Herbst an. Davor war er zwölf Jahre lang für die Schweizer Rivalin UBS tätig. Gleichwohl bemängeln die Analysten der Citigroup in einem Kurzkommentar, dass es ihm wie schon seinem Vorgänger an Erfahrung im Investment Banking und im Private Banking fehle. Lehmanns Expertise wurzelt vielmehr in der Versicherungswirtschaft: Vor seinem Wechsel zur UBS war er als Chefsanierer für Zurich tätig.

In einem ersten Interview stellte Lehmann klar, dass er an dem von seinem Vorgänger eingeschlagenen Kurs festhalten und die Investmentbank zugunsten der Vermögensverwaltung und des Schweizer Ge­schäfts zurückbauen will. Auch plane er keine größeren Veränderungen im Management. Konzernchef Thomas Gottstein bezeichnete er als zentral für den Transformationsprozess der Großbank.

Beobachter werten dies als Hinweis, dass Lehmann seine Rolle auf eine traditionellere Weise interpretiert als sein Vorgänger. Horta-Osório, der sich bereits als Sanierer der britischen Lloyds Banking Group einen Namen gemacht hat, war ein ausgesprochen aktiver Verwaltungsratspräsident, der den Transformationsprozess mitentwickelt und den Investoren vorgestellt hatte.

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