Nach Razzia

Deutsche-Bank-Fondstochter DWS tauscht Chef aus

Die Razzia bei der DWS wegen Greenwashing-Vorwürfen am Dienstag zieht erste Konsequenzen bei der Fondstochter der Deutschen Bank nach sich. DWS-Chef Asoka Wöhrmann wird sein Amt am 10. Juni niederlegen, sein Nachfolger steht bereits fest.

Deutsche-Bank-Fondstochter DWS tauscht Chef aus

Die nach Vorwürfen wegen sogenannten Greenwashings bei Finanzprodukten unter Druck stehende Deutsche-Bank-Fondstochter DWS wechselt ihren Chef aus. Stefan Hoops werde am 10. Juni als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung eingesetzt, teilte die DWS in der Nacht auf Mittwoch mit. Der bisherige Chef Asoka Wöhrmann werde sein Mandat am selben Tag niederlegen. Stefan Hoops kommt vom Mutterkonzern, dort ist er als Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank tätig. Gründe für den Wechsel wurden zunächst nicht mitgeteilt. Nachdem die Aktie vorbörslich als Reaktion auf die Nachricht leicht zulegte, sind die Papiere seit dem Handelsstart deutlich abgerutscht. Die Aktie verlor etwa 7,5%.

Stefan Hoops trat 2003 im Bereich Fixed Income Sales in die Deutsche Bank ein. 2008 wechselte er dann ins Credit Trading nach New York und hatte in den Folgejahren verschiedene leitende Funktionen in Global Markets in den USA und Deutschland inne. Er verantwortete unter anderem die weltweite Betreuung institutioneller Kunden. 

Im Oktober 2018 übernahm Hoops die Leitung der globalen Transaktionsbank. Seit Juli 2019 leitet er die Unternehmensbank, welche alle Aktivitäten im Firmen- und Geschäftskundenbereich der Deutschen Bank umfasst. Stefan Hoops ist Diplom‐Kaufmann und Doktor der Volkswirtschaft, verliehen von der Universität Bayreuth.

In einer Mitteilung an die Beschäftigten der DWS schrieb Wöhrmann zu seinem Ausscheiden: „Die Anschuldigungen, die in den letzten Monaten gegen die DWS und mich erhoben wurden, auch persönliche Angriffe und Drohungen, wie unbegründet oder unhaltbar sie auch sein mögen, haben Spuren hinterlassen.” Sie seien sowohl für die Firma als auch für ihn und vor allem für seine Angehörigen eine Belastung. „Daher habe ich mich schweren Herzens mit der Firma darauf geeinigt, als CEO zurückzutreten.” Er wolle sowohl der DWS als auch ihm selbst einen Neuanfang ermöglichen.

Zuletzt schlug der bereits seit längerem existierende Ärger wegen der Greenwashing-Vorwürfe wieder hohe Wellen. Am Dienstag bekam die Deutsche Bank und die DWS Besuch von Ermittlern, die Räume in der Zentrale des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt sowie im benachbarten Gebäude der DWS durchsuchten. Beteiligt waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft etwa 50 Einsatzkräfte von Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht BaFin und Bundeskriminalamt (BKA).

Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft geht es um den Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. „Das Verfahren richtet sich gegen bislang unbekannte Mitarbeiter und Verantwortliche der DWS.“ Die Ermittlungen laufen nach Angaben der Behörde seit Mitte Januar 2022. „Nach Prüfung haben sich zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ergeben, dass entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind, in einer Vielzahl von Beteiligungen jedoch keinerlei Beachtung gefunden haben”, erklärte die Staatsanwaltschaft. Damit steht der Vorwurf des Prospektbetrugs im Raum. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen im vergangenen Jahr die frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte der DWS, Desiree Fixler.

Wechsel auch bei der Deutschen Bank

Hoops‘ bisherige Verantwortung für die Unternehmensbank übernimmt David Lynne, derzeit Leiter der Unternehmensbank in Asien/Pazifik und verantwortlich für das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen in der Region. Lynne wird damit auch Mitglied im Konzernleitungskomitee. Der Brite kam 1995 zur Deutschen Bank in London und hatte verschiedene Führungspositionen im Kapitalmarktgeschäft in Singapur inne, ehe er sich in den vergangenen Jahren auf seine Aufgabe in der Unternehmensbank konzentriert hat. Unterstützt wird er in seiner neuen Position von Jan-Philipp Gillmann, derzeit Leiter der Unternehmensbank in Europa, Nahost und Afrika (ohne Großbritannien und Deutschland). Er wird nun zusätzlich die Verantwortung für das Geschäft in Deutschland übernehmen und außerdem die Kundenbetreuung weltweit von Frankfurt aus steuern.

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