Emissionsbilanz

Energiebranche verfehlt CO2-Ziel

Aus Gründen der Versorgungssicherheit wurden 2022 zahlreiche Kohlekraftwerke ans Netz zurückgeholt. Die Folge: Die Energiewirtschaft verfehlte beim Ausstoß von Treibhausgasen das Sektorziel.

Energiebranche verfehlt CO2-Ziel

ab Köln

Die Rückkehr zahlreicher Kohlemeiler ans Netz hat die Emissionsbilanz der Energiewirtschaft im zu Ende gehenden Jahr verhagelt. Erstmals seit 2005 sind die CO2-Emissionen der Branche wieder gestiegen und über das für 2022 geltende Sektorziel hinausgeschossen, wie aus dem Jahresbericht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervorgeht. Zwar lagen die Emissionen mit 260 Mill. Tonnen (t) um 44 % unter dem Referenzjahr 1990, als Ziel war jedoch die Reduktion um 45% vorgegeben. Bis 2030 muss die Energiewirtschaft gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz die Emissionen auf 108 Mill. t zu­rückfahren, – 77 % im Vergleich zum Referenzwert.

„Trotz der Umwälzungen dieses Jahres verfehlt die Energiewirtschaft ihr Sektorziel nur knapp“, zeigte sich BDEW-Chefin Kerstin Andreae mit dem Erreichten nicht unzufrieden, zumal es gelungen sei, trotz des seit September herrschenden Komplettausfalls russischer Gaslieferungen die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. „Dennoch: Diese Entwicklung ist für das Klima natürlich ein Rückschritt“, sagte die Verbandschefin vor der Presse. Entscheidend sei, jetzt alles zu tun, um wieder in die Spur zu kommen. „Wir brauchen mehr Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Aus- und Umbau der Netze, bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes“, forderte Andreae.

Immerhin haben die Erneuerbaren ihren Anteil am Stromerzeugungsmix in diesem Jahr auf 44,6 (i.V. 40,5)% ausgebaut. Beim Primärenergieverbrauch stieg der Anteil sogar auf 47 %. Zugleich sank der Erdgasverbrauch um fast 15 %. Ur­sächlich dafür waren nach den Angaben vor allem die milde Witterung und Einspareffekte aufgrund der drastischen Preissteigerungen. Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung fiel mit 13,5 % nach 15,4 % im Vorjahr jedoch noch vergleichsweise hoch aus, wenn man sich vor Augen führt, dass sich der Anteil der russischen Gasimporte binnen Jahresfrist von 55 % auf 20 % zurückbildete. Damit die Versorgungssicherheit auch 2023 gewährleistet sei, müsse die Gasverstromung sinken. Zugleich dürften die Sparanstrengungen nicht nachlassen. Sorge bereitet Andreae der in der EU beschlossene Gaspreisdeckel, der mit 180 Euro je Megawattstunde „extrem niedrig“ sei.

Bericht Seite 7

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