Gaslieferungen

Gazprom trennt sich von deutscher Tochter

Die Angst vor Störungen russischer Gaslieferungen an die deutsche Industrie wächst. Dazu trägt ein überraschender Schachzug des russischen Staatskonzerns Gazprom bei. Das Unternehmen trennt sich vom Eigentum an der deutschen Tochtergesellschaft...

Gazprom trennt sich von deutscher Tochter

cru Frankfurt

Die Angst vor Störungen russischer Gaslieferungen an die deutsche Industrie wächst. Dazu trägt ein überraschender Schachzug des russischen Staatskonzerns Gazprom bei. Das Unternehmen trennt sich vom Eigentum an der deutschen Tochtergesellschaft Gazprom Germania mit Sitz in Berlin, zu der 25% der Speicheranlagen in Deutschland sowie ein Handelszweig für Importe und eine Gasnetzbeteiligung gehören. Gazprom sei nicht länger Eigentümer der Gazprom Germania GmbH und aller ihrer Einheiten, einschließlich der in London ansässigen Gazprom Marketing & Trading, hieß es in einer Erklärung vom Freitag auf Telegram, ohne dass eine neue Eigentümerstruktur genannt wurde.

Welche Folgen damit für die Versorgungssicherheit verbunden sind, ist noch offen. Die Bundesregierung spielt für eine mögliche Insolvenz der deutschen Gazprom-Handelstochter Wingas, die 20% des hiesigen Marktes beliefert und wegen der Sanktionen von Banken sowie Kunden zunehmend gemieden wird, bereits das Szenario einer Verstaatlichung oder Enteignung durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds durch. Für Gazprom selbst könnte der Schritt der Trennung die Möglichkeit eröffnen, die Konditionen von Lieferverträgen bei Laufzeit, Preis, Währung und Menge neu zu verhandeln.

Gazprom Germania ist eine 100-prozentige Tochter von Gazprom und Eigentümerin weiterer deutscher Gasunternehmen. Dazu gehören die Händler Wingas und WIEH, der Gasspeicherbetreiber Astora, der den größten Gasspeicher Deutschlands in Rehden betreibt, und eine Beteiligung am Gasnetzbetreiber Gascade, an dem auch die BASF-Tochter Wintershall beteiligt ist.

Die britische Regierung hat Pläne zur Verstaatlichung von Gazprom Energy gemacht, einer Einheit von Gazprom Marketing & Trading, die 20% des britischen Marktes beliefert. Die Handelseinheit besitzt die Rechte an Gasverträgen, die zur Kundenversorgung geschlossen wurden, sowohl von Gazprom Energy als auch von Wingas. Ohne diese Importverträge könnten Kunden auf den hohen Spotpreisen sitzen bleiben.

Bericht Seite 7