Express-Lieferdienst

Gorillas lässt sich bei M&A nicht auf Affen­tempo ein

Der Berliner Express-Lieferdienst Gorillas hat gerade seine erste Übernahme abgeschlossen. CFO Elmar Broscheit arbeitet bereits an der nächsten Finanzierungsrunde des milliardenschweren Start-ups und will mit Blick auf M&A an einem disziplinierten Ansatz festhalten.

Gorillas lässt sich bei M&A nicht auf Affen­tempo ein

sp Berlin

Der Berliner Express-Lieferdienst Gorillas, der im vergangenen Jahr in einem für europäische Verhältnisse rekordhohen Tempo zu einer Bewertung oberhalb von 1 Mrd. Dollar stürmte, hat vor wenigen Tagen mit dem französischen Start-up Frichti seine erste Übernahme unter Dach und Fach gebracht. Zu den finanziellen Details der Transaktion werden keine Angaben gemacht. Der Startschuss für M&A im Affentempo ist mit dem ersten Zukauf aber nicht gefallen, wie Finanzchef Elmar Broscheit im Interview der Börsen-Zeitung klarstellt. „Wir schauen uns natürlich laufend M&A-Möglichkeiten an. Aber wir haben da einen sehr disziplinierten Ansatz. Ein Zukauf ist immer Stress für die Organisation. Wir wollen nur was machen, wo wir für uns auch Know-how rausziehen können – nicht nur ein paar Warenlager mit zusätzlichem Cash Burn“, erklärt der CFO. Broscheit hat im Vorjahr die Verantwortung für das Finanzressort des 2020 gegründeten Start-ups übernommen. Seither hat er rund 1,3 Mrd. Dollar bei Investoren eingesammelt, die Bewertung auf gut 3 Mrd. Dollar geschraubt und den Finanzbereich von null auf mehr als 60 Mitarbeiter ausgebaut.

Die Zahl der Mitarbeiter von Gorillas ist im gleichen Zeitraum von 400 auf rund 14000 gestiegen. Das Gros entfällt auf Fahrer, die ein Ordervolumen zu bewältigen haben, das sich von Januar bis Dezember 2021 etwa versiebzehnfacht hat. Die damit verbundenen Wachstumsschmerzen wurden im vergangenen Jahr durch Fahrerstreiks öffentlich. „Das ist ein Thema, aus dem wir viel gelernt haben. Wir sind ein mitarbeiterzen­triertes Unternehmen und suchen den konstruktiven Dialog mit unseren Fahrern“, versichert Broscheit.

Um die weiteren Wachstumsziele mit ausreichend Kapital zu hinterlegen, ist bereits die nächste Finanzierungsrunde in Arbeit. „Konkret planen wir, 700 Mill. Dollar oder mehr einzuwerben, was es uns ermöglichen wird, unser Profitabilitätsziel weiter zu erreichen“, bestätigt Broscheit die jüngste Ankündigung von Firmengründer Kagan Sümer.

Interview Seite 8

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