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Milliardenabschreibung bei den Kreditgenossen

Die Genossenschaftsbanken müssen hohe Abschreibungen auf ihre Eigenanlagen verkraften. Sie sind Folge der jähen Zinswende der EZB. Doch die Belastungen sind nur vorübergehend.

Milliardenabschreibung bei den Kreditgenossen

sto Frankfurt

Die heftige Kurskorrektur der Europäischen Zentralbank in der Geldpolitik hat bei den Genossenschaftsbanken tief eingeschlagen. Für 2022 mussten sie auf Zinspapiere temporäre Abschreibungen in Höhe von 5,8 Mrd. Euro verbuchen. Diese kumulierte Summe nannte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) bei seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag in Frankfurt. Dank Vorsorgereserven wurde der Effekt auf das Bewertungsergebnis und den Ge­winn abgebremst. Dennoch ging der Vorsteuergewinn nach dem hohen Niveau des Vorjahres deutlich zurück auf 4,4 (i.V. 7,7) Mrd. Euro.

„In den nächsten drei bis vier Jahren werden diese Abschreibungen in der Masse wieder durch Zuschreibungen zurückgeholt, da die Genossenschaftsbanken die Papiere fast immer bis zum Ende der Laufzeit halten“, unterstrich BVR-Vorstand Daniel Quinten. Auch seien die Vorsorgereserven weiterhin gut gefüllt. Erst vor wenigen Wochen hatte dagegen der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Mark Branson, davor ge­warnt, dass die Zinswende bei den kleineren Banken die Reserven er­schöpfen könnte (vgl. BZ vom 23. Ja­nuar). Bei den Genossenschaftsbanken haben jedenfalls die hohen Gewinne der Vorjahre sowie die zuvor gute Entwicklung der Eigen­anlagen für eine üppige Vorsorge bei Reserven und Kapital gesorgt.

Die nach 35 Fusionen nunmehr 737 Primärbanken kamen im operativen Geschäft dagegen gut voran. Hier machten sich die ersten positiven Effekte der Zinswende bemerkbar. Der Zinsüberschuss legte um 8,2 % auf 17,7 Mrd. Euro zu. Die Zinsmarge verbesserte sich von 1,47 auf 1,52 %.

„Im operativen Geschäft haben die Genossenschaftsbanken ihre Kraft erneut unter Beweis gestellt“, zeigte sich BVR-Präsidentin Marija Kolak nach einem „Jahr unter realen Stresstestbedingungen“ zufrieden. Sie sprach sich für weitere Zinsschritte der EZB in einem vorhersehbaren Tempo für die Marktteilnehmer im Kampf gegen die Inflation aus. Sie warnte zugleich vor weiteren abrupten Schritten wie im zurückliegenden Jahr. Solche Maßnahmen führten zu entsprechenden Verwerfungen bei den Anleihen und damit zu Marktwertverlusten bei den Eigenanlagen der Banken.

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