Versorgungssicherheit

Russland befeuert Sorgen um Gas­versorgung

Sanktionen aus Moskau schüren die Sorge um die Gasversorgung. Betroffen sind auch Tochterunternehmen von Gazprom Germania. Die EU-Kommission will Europa mit Milliardeninvestitionen in die Energieinfrastruktur von russischen Energieimporten unabhängig machen.

Russland befeuert Sorgen um Gas­versorgung

sp/ahe/cru Berlin/Brüssel/Frankfurt

Der Kreml hat mit Sanktionen gegen 31 europäische Gasunternehmen die Furcht vor Gasengpässen in Deutschland verstärkt. Der europäische Benchmark-Gaskontrakt stieg am Donnerstag um zeitweise 22%. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass die aktuelle Lage zwar „beherrschbar“ sei, sich aber verschärfen könne. Netzagenturchef Klaus Müller sprach von einem „chirurgischen Dekret“ des Kremls, das die Gasversorgung etwa über die Pipeline Nord Stream 1 nicht beeinträchtige. Von den zuvor in Moskau verhängten Sanktionen betroffen sind unter anderem der Eigentümer des polnischen Abschnitts der Jamal-Europa-Erdgas-Pipeline und Tochterfirmen von Gazprom Germania, die im Handel und bei Speichern eine wichtige Rolle für die Versorgung in Deutschland spielen. Die nun fehlenden Liefermengen bei Gazprom Germania rechnete der Wirtschaftsminister aber auf nur 3% des Jahresverbrauchs hoch.

„Russland setzt Energie als Waffe ein“, betonte Habeck, der in Berlin mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba zusammentraf und weitere Unterstützung der Bundesregierung im Abwehrkampf gegen Russland versprach. Es habe oberste Priorität, die Gasspeicher in Deutschland bis zum Winter zu füllen, um von Russland nicht erpresst werden zu können.

Um die Abhängigkeit von Russland europaweit zu senken, will die EU-Kommission voraussichtlich in der kommenden Woche weitere Vorschläge vorlegen, wie ein rascher Ausstieg aus den fossilen Energielieferungen aus Russland gelingen kann. Einem Entwurf zufolge, der der Börsen-Zeitung vorliegt, will die Brüsseler Behörde unter anderem ihr großes Klimapaket „Fit for 55“ noch einmal nachbessern und die 2030-Ziele für erneuerbare Energien und für Energieeffizienz weiter abheben.

Die Kommission rechnet dabei für die kommenden fünf Jahre mit einem zusätzlichen Investitionsbedarf in Höhe von 195 Mrd. Euro, der vor allem für die Stärkung der Energieinfrastruktur erforderlich sei.

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