Märkte am Mittag

Dax mit leichten Verlusten – SAP unter Druck

Die Anleger geben sich zum Wochenausklang vorsichtig. Zum einen wegen der anstehenden Leitzinsentscheidungen in der Eurozone und in den USA, zum anderen wegen enttäuschender Unternehmenszahlen wie etwa bei SAP. Schlimm sieht es auch in der Chemieindustrie aus.

Dax mit leichten Verlusten – SAP unter Druck

Am deutschen Aktienmarkt bestimmen am Freitag Verluste die Richtung. Negative Impulse lieferten die am Abend zuvor sehr schwache US-Technologiebörse Nasdaq sowie enttäuschende Quartalsberichte von SAP und Sartorius. Der Dax büßte zur Mittagszeit 0,45% auf 16.131 Punkte ein, womit der deutsche Leitindex allerdings in seiner engen Handelsspanne der vergangenen Tage bleibt. Im Wochenverlauf deutet sich ein kleines Plus von 0,2% an.

Die Anleger sind derzeit eher vorsichtig, denn in der kommenden Woche stehen mit den Leitzinsentscheidungen in den USA und der Eurozone zwei Top-Ereignisse auf der Agenda. Und die haben das Potenzial, die Börsen kräftig in die eine oder andere Richtung zu schicken.

Der MDax mit den 50 mittelgroßen börsennotierten Unternehmen sank am Freitag um 0,23% auf 28.165 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone verlor rund 0,2%.

Die Aktien von SAP sackten als Dax-Schlusslicht um 4,3% ab. Zeitweise fielen sie auf den tiefsten Stand seit Mitte Mai. Europas größter Softwarehersteller zeigte auch im zweiten Quartal Schwächen in seinem erklärten Zukunftsgeschäft. Weil die Erlöse der Cloud-Aktivitäten hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, korrigierten die Walldorfer ihre Jahresziele. “Ein Trend weg von der Cloud ist das aber nicht”, sagte Konzernchef Christian Klein. Ein Börsianer merkte aber an: Dass sich nur zwei Monate nach dem Kapitalmarkttag der Ausblick verdüstere, hinterlasse einen bitteren Nachgeschmack. Und Jefferies-Analyst Charles Brennan schrieb: Der Softwarekonzern sei offenbar kein so “sicherer Hafen” wie von Anlegern gedacht.

Dagegen erholten sich die Papiere von Sartorius zwar von ihren anfänglich deutlichen Verlusten, zur Mittagszeit belief sich das Minus dann auf 1,0%. Die Halbjahreszahlen des Laborausrüsters fielen noch etwas schwächer als befürchtet aus. Mitte Juni hatte Sartorius die Anleger bereits mit einer Gewinnwarnung für das Gesamtjahr geschockt. Die Kurserholung führten Börsianer vor allem auf Aussagen von Konzernchef Joachim Kreuzburg zurück, der eine Auftragsbelebung in Aussicht stellte.

Die Anteilsscheine von Salzgitter sackten im SDax mit minus 4,6% auf das tiefste Niveau seit Jahresanfang. Bereits am Donnerstagnachmittag hatten sie schwach auf Eckdaten für das erste Halbjahr reagiert. Analyst Dominic O’Kane von JPMorgan stellte die Anleger auf deutliche Korrekturrisiken ein, was die durchschnittlichen Analystenschätzungen für 2023 betrifft. Er bekräftigte außerdem angesichts der Ergebnisbelastung durch sinkende Stahlpreise sein negatives Anlageurteil “Underweight”.

Vitesco sprangen unterdessen zeitweise auf ein Rekordhoch bei etwas über 80 Euro, gaben zuletzt dann aber wieder moderat nach. Die Übernahme von Software AG durch den Investor Silver Lake führt dazu, dass der Automobilzulieferer am kommenden Dienstag in den MDax aufsteigen wird. Das Darmstädter Software-Unternehmen wird indes aus dem MDax und TecDax gelöscht.

Ein Blick lohnt auch auf Chemiewerte. Wegen der anhaltend schwachen Nachfrage zeigt sich die deutsche Chemie- und Pharmabranche noch pessimistischer für 2023 als sie es ohnehin schon war. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erwartet nun, dass die Produktion in der Branche um 8% schrumpfen wird, gemessen am Vorjahr, das vor dem Ukraine-Krieg ordentlich begonnen hatte. Die Produktion der Chemie alleine betrachtet dürfte gar um 11% zurückgehen, teilte der VCI am Freitag in Frankfurt mit. Der Branchenumsatz dürfte ebenfalls deutlich stärker zurückgehen als zuletzt angenommen. Der Verband rechnet mit einem Rückgang der Erlöse um 14%.

Rohölpreise steigen weiter

Die Ölpreise sind am Freitag gestiegen und steuern auf die vierte Woche in Folge mit Preisaufschlägen zu. Bis zum Mittag bauten die Notierungen frühe Kursgewinne noch etwas aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete zuletzt 80,53 US-Dollar. Das waren 89 Cent mehr als am Tag zuvor. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 93 Cent auf 76,58 Dollar.

Als Preistreiber gilt derzeit vor allem die Sorge vor einem zu geringen Angebot auf dem Weltmarkt. Zuletzt hatten die wichtigen Ölländer Saudi-Arabien und Russland eine Kürzung der Fördermenge in Aussicht gestellt.

Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank wird die drohende Unterversorgung in der zweiten Jahreshälfte durch jüngste Daten zur Entwicklung russischer Ölexporten deutlich. Demnach haben sich die Ölausfuhren über den Seeweg auch in der Woche zum 16. Juli kaum erholt. Eine zusätzliche Verknappung drohe zudem im August, wenn die russischen Ölexporte nochmals gedrosselt werden sollen, heißt es in einem Marktkommentar der Commerzbank.

Marktbeobachter verwiesen zudem auf Spekulationen, dass Chinas Regierung der schwächelnden Konjunktur stärker unter die Arme greifen könnte. Unter anderem hatten unerwartet schwache Daten vom chinesischen Außenhandel die Erwartung verstärkt, dass die Regierung in Peking die Konjunktur weiter stützen dürfte. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zählt zu den führenden Ölimporteuren und hat einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung auf dem Ölmarkt.