Energiemärkte

Stockender Gastransit erschreckt Märkte nur kurz

Erstmals ist im Rahmen des Kriegs die Lieferung russischen Erdgases nach Europa durch die ukrainische Regierung eingeschränkt worden. Marktteilnehmer und die Bundesregierung reagierten gelassen.

Stockender Gastransit erschreckt Märkte nur kurz

rec/ku Frankfurt

Zum ersten Mal seit Russlands Angriff auf die Ukraine sind Gaslieferungen nach Deutschland ins Stocken geraten. Über eine Pipeline im Osten der Ukraine floss am Mittwoch kein Gas mehr. Lieferanten aus Norwegen und den Niederlanden sprangen umgehend ein. Deshalb traten seit Kriegsbeginn um sich greifende Befürchtungen, es könnte zu Gasengpässen kommen, zunächst nicht ein. Das dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Marktteilnehmer, Behörden und Experten nach kurzem Schreck gelassen reagierten.

Der ukrainische Netzbetreiber hatte nach entsprechender Ankündigung den Gastransit auf einer Route durch die Ostukraine unterbrochen. Als Grund führte er Probleme an einem Knotenpunkt in der Region Luhansk an und nahm für sich „Force majeure“, also höhere Gewalt, in Anspruch. Luhansk ist unter Kontrolle russischer Separatisten.

Durch den Knotenpunkt fließt normalerweise fast ein Drittel des durch die Ukraine transportierten russischen Gases. Russlands Staatskonzern Gazprom berichtete von verminderten Lieferungen, bestritt aber jede Notwendigkeit, den Transit einzuschränken. Die Bundesnetzagentur teilte mit, in Süddeutschland komme circa ein Viertel weniger Gas als üblich an. Höhere Lieferungen aus Norwegen und den Niederlanden glichen dies aus. Die Versorgungslage sei stabil. Auch das Bundeswirtschaftsministerium gab Entwarnung.

An den Energiemärkten ist das Szenario einer Einschränkung der Lieferungen durch die Ukraine schon lange befürchtet worden. So war der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt zu Beginn des Kriegs auf bis zu 211 Euro je Megawattstunde gestiegen, nachdem er Anfang 2021 noch weniger als 20 Euro betragen hatte. Als Reaktion auf den ukrainische Teil-Stopp sprang der Monatskontrakt am virtuellen niederländischen Übergabepunkt TTF kurz über 100 Euro. Am Mittwochnachmittag wurde der Kontrakt wieder niedriger zu 96,70 Euro gehandelt. Allerdings legte der Brent-Ölpreis deutlich um 5,3% auf 107,90 Dollar je Barrel zu, was Analysten zumindest teilweise auf die Zuspitzung in der Ukraine zurückführten.

Berichte Seiten 6 und 24

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