Elon Musk

Teslas Boomerang

Elon Musk hat ein Problem. Wie ein Boomerang fallen seine Fehler auf Tesla zurück und der Managementstil von Musk stößt an seine Grenzen.

Teslas Boomerang

Nachdem eine Mehrheit von Twitter-Nutzern sich für den Rücktritt von Elon Musk an der Konzernspitze ausgesprochen hat, will der Alleineigentümer nun abtreten – sobald sich „ein Dummer für den Job“ finde. Tesla-Anleger sollte das nicht freuen. Denn es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wechsel an der Spitze des Elektroautopioniers in eine fernere Zukunft verlegt wird. Der lange gefeierte Starunternehmer, der mit seinen Elektroautos einer ganzen Branche die Richtung vorgibt, wirkt längst mehr verwirrt als visionär. Die Frage, ob Musk als Asset oder Liability gesehen wird, fällt immer öfter zu dessen Ungunsten aus. Das geht auch auf persönliche Fehler wie unbedachte Tweets zu­rück. Diese dürften aber nur Symptome eines größeren Problems sein. Musk hat scheinbar seinen Kompass verloren. Statt via „Autopilot“ in Richtung Erfolg zu steuern, rast er oft im „Ludicrous“-Modus gegen die nächste Wand.

Warum tritt ein Mann, der über ein Jahrzehnt so viel richtig gemacht hat, nun von einem Fettnäpfchen ins nächste? Man könnte es sich einfach machen, indem man auf den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn verweist. Aber das trifft es nicht. Denn so viel anders als zu den Anfangstagen bei Tesla verhält sich Musk aktuell gar nicht. Die Mitarbeiter klagen derzeit über hohe Arbeitsbelastung, mäßige Bezahlung und schlechte Bedingungen am Arbeitsplatz. Doch das war bei Tesla nie anders. Es ist eben nicht möglich, eine Start-up-Arbeitskultur in einem Unternehmen durchzuhalten, das knapp 100000 Mitarbeiter zählt. Vor zehn Jahren waren es weniger als 3000. Der kompromisslose Arbeitsethos des CEO, der als Antrieb auf die Belegschaft wirkte, kommt als Boomerang zurück.

Auch die Kunden verzeihen Musk und Tesla weniger als vor einer Dekade. 2012 hatte der Elektroautobauer gerade mal 2600 Autos ausgeliefert. Im Prinzip gingen diese also eher an Fans als an Kunden. Im laufenden Turnus wurden erstmals mehr als eine Million Fahrzeuge übergeben. Da ist der Anteil derer, die Fehler verzeihen, deutlich geringer.

Dass Tesla bei Befragungen regelmäßig Spitzenwerte in der Kundenzufriedenheit erzielt, liegt primär am Image. Denn bei Qualitätsstudien landen die Amerikaner regelmäßig auf einem der hinteren Ränge. Und das dürfte kaum besser werden. Im Oktober beschloss Musk aus noch unbekannten Gründen, dass Model 3 und Model Y ab sofort ohne Parksensoren ausgeliefert würden. Deren Funktion soll später nachgerüstet werden – mit Kameras und einem zukünftigen Softwareupdate. Wie früher macht das Unternehmen den Kunden zum Beta-Tester – ohne zu berücksichtigen, dass der Kundenstamm ein ganz anderer ist.

Obwohl Tesla seit dem Jahreswechsel an der Börse knapp zwei Drittel an Wert eingebüßt hat, ist der US-Konzern noch immer wertvoller als alle deutschen Autobauer zusammen. Musks Managementstil stößt derweil an Grenzen. Der Starunternehmer, der gerne mit Steve Jobs verglichen wird, sollte sich an dem iPhone-Erfinder orientieren: Erst Nachfolger Tim Cook schaffte es, das Geschäft so zu skalieren, dass Apple das schwerste börsennotierte Unternehmen der Welt wurde. Musk braucht keinen Nachfolger an der Twitter-Spitze. Tesla braucht einen Tim Cook.

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