Großstreik

Wirtschaftsweise warnt vor Lohn-Preis-Spirale

Vor dem Hintergrund des Großstreiks am Montag warnt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm vor überzogenen Lohnerhöhungen.

Wirtschaftsweise warnt vor Lohn-Preis-Spirale

ms/ast Frankfurt

Vor dem Hintergrund des Großstreiks am Montag warnt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm vor überzogenen Lohnerhöhungen. „Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale ist noch nicht vom Tisch, man muss also durchaus noch vorsichtig sein“, sagt Grimm im Interview der Börsen-Zeitung. Das gelte im Übrigen auch für die Europäische Zentralbank (EZB). Die Folgen des eintägigen Streiks für die deutsche Wirtschaft hält Grimm für begrenzt. Dass solche Streiks in Deutschland eher selten sind, hält sie für einen „Standortfaktor“ – worin zumindest indirekt Sorgen durchklingen, falls sich das ändern sollte.

Mit ihrem Großstreik legten die Gewerkschaften Verdi und EVG am Montag den öffentlichen Verkehr in Deutschland weitgehend lahmt. Dies traf Millionen Berufspendler und Hunderttausende Zug- und Flugreisende. Verdi sprach vom größten Streik seit 1992. Die Gewerkschaften erhöhten damit den Druck in den Tarifverhandlungen und verteidigten erneut ihr Vorgehen. Verdi fordert unter anderem 10,5% mehr Lohn, die EVG 12%. Auch die EZB hat die Verhandlungen genau im Blick. Sie befürchtet eine Verfestigung der aktuell zu hohen Inflation.

Die Wirtschaftsweise Grimm, die an der Universität Erlangen-Nürnberg Volkswirtschaftslehre lehrt, sagt, dass die Stimmung aktuell „geladen“ sei „aufgrund der hohen Reallohnverluste durch die anhaltende Inflation“. Trotzdem sei nun Vorsicht angesagt. Eine Spirale, bei der sich Löhne und Preise gegenseitig hochschaukelten, gelte es unbedingt zu verhindern. Auch die EZB sei weiter gefordert. „Das vorrangige Ziel ist weiterhin die Inflationsbekämpfung. Wir sind da noch nicht über den Berg.“ Die EZB steckt aktuell in einem gewissen Dilemma zwischen Inflation und Bankenturbulenzen.

Die wirtschaftlichen Folgen des Streiks machen Grimm kaum Sorgen. „Die Folgen dürften sich in Grenzen halten“, sagt sie. Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hatte vergangene Woche seine Konjunkturprognose angehoben.

Für zusätzlichen Konjunkturoptimismus sorgte am Montag der neue Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo-Instituts. Er stieg im März überraschend den fünften Monat in Folge – und das deutlich von 91,1 auf 93,3 Punkte. Ökonomen hatten einen leichten Rückgang erwartet.

Interview Seite 7

Berichte Seiten 6 und 7

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