Transaktionen

2021 wird Rekordjahr für M&A

Rund 3,2 Mrd. Dollar haben Investmentbanker allein in Deutschland in diesem Jahr laut Dealogic bis dato an Gebühren verdient. Schon jetzt steht fest: Getrieben von billigem Notenbankgeld und niedrigen Zinsen wird 2021 ein M&A-Rekordjahr.

2021 wird Rekordjahr für M&A

cru Frankfurt – Mit schon jetzt 5,2 Bill. Dollar hat das M&A-Volumen 2021 global einen Rekordwert erreicht. „Deutsche Unternehmen setzen ihre strategischen Ziele wieder zunehmend über Zukäufe oder Trennung von Konzernteilen auch über die Börse um“, sagt Tobias Heilmaier, Co-Head of Investment Banking bei J.P. Morgan in Deutschland. „Die aktuellen Bewertungen an den Börsen machen den Eigenkapitalmarkt vergleichsweise attraktiv und haben auch zu hoher Aktivität bei IPOs und Spin-offs geführt.“ Da die Notenbanken begännen, den Geldhahn zu drosseln, könne man auf „einen geordneten Rückzug hoffen“.

Trotz der Hürden für Direktinvestitionen in vielen Ländern, politischer Spannungen und an einigen Stellen protektionistischer Tendenzen nimmt laut J.P. Morgan die globale Vernetzung durch grenzüberschreitende M&A-Transaktionen stark zu. „Vor allem die Deals um die 5 Mrd. Dollar im Bereich Tech-Innovationen und Lieferketten-Anpassung sowie Carve-outs und Spin-offs großer Konzerne haben dominiert“, sagt J.P.-Morgan-M&A-Co-Head Patrik Czornik. „Von außerhalb Deutschlands kamen dabei 110 Mrd. Dollar an M&A-Investments herein.“

Besonders große Deals waren die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia sowie das Taking Private von Zooplus durch die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und EQT. Die global verwalteten Mittel von Private Equity sind in den letzten Jahren deutlich angestiegen und mit mehr als 5 Bill. Dollar auf einem absoluten Rekordniveau. Einzelne große Private-Equity-Fonds haben inzwischen bis zu 20 Mrd. Dollar Eigenkapital zur Verfügung, und die Zusammenarbeit mit Co-Investoren in Bieterkonsortien macht Leveraged-Buy-out-Deals mit bis zu 50 Mrd. Dollar möglich. Die Risikobereitschaft nehme zu. Zusätzliche Komplexität ergebe sich durch den deutlich erhöhten Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales, Governance) – bei der Auswahl von Zielunternehmen wie auch bei der Buchprüfung (Due Diligence) und Bewertung.

Auch ohne persönliche Treffen kommen die Deals zum Abschluss: „Die rein virtuellen Verhandlungsprozesse bei Unternehmensverkäufen haben sogar den Vorteil, dass der Wettbewerb verschärft wird, weil man die Bieter enger hintereinander staffeln kann“, beobachtet Martin Ulbrich, M&A-Anwalt bei der Kanzlei Hengeler Mueller.

Die Prognosen für den nächsten M&A-Zyklus in Europa sind auch nach Einschätzung anderer Investmentbanken positiv, da alle Grundlagen vorhanden seien, um die Dynamik 2022 aufrechtzuerhalten. „Da sich die Aktienmärkte in der Nähe von Rekordhöhen befinden, stehen die Unternehmen unter dem Druck, ihre Aktienkurse auf dem hohen Niveau zu halten und das Wachstum durch transformative Fusionen zu fördern“, glaubt Thomas Ehlke, Deutschland-M&A-Chef der Royal Bank of Scotland. „Gegenwind steht jedoch bevor, da steigende Inflation und Protektionismus sowohl inländische als auch grenzüberschreitende Aktivitäten beeinträchtigen.“

„Wenn es keine scharfe Korrektur am Aktienmarkt gibt, wird sich die M&A-Aktivität im nächsten Jahr auf einem ähnlichen Niveau fortsetzen“, sagt auch Armin von Falkenhayn, Deutschlandchef der Bank of America, voraus. „Die digitale Transformation macht M&A-Deals wahrscheinlicher. Zudem werden die erfolgreichen Konzernabspaltungen der jüngeren Vergangenheit zur Nachahmung animieren. Es ist zu erwarten, dass die neue Bundesregierung Privatisierungen vorantreibt.“

Das Nullzinsumfeld unterstützt Deals von Finanzinvestoren und Unternehmen zusätzlich. Auch eine neue Welle von Börsengängen könnte sich im Frühling daraus ergeben: „Für einige der Unternehmensbeteiligungen der Private-Equity-Häuser ist nur der Ausstieg über die Börse der sinnvollste Weg“, sagt Axel Beck, bei der Bank of America in London für Private Equity verantwortlich.

„Auf globaler Ebene sehen wir bei Fusionen und Übernahmen mit einem Volumen von knapp 5 Bill. Dollar ein absolutes Rekordjahr“, konstatiert auch Tibor Kossa, Co-Head of M&A bei Goldman Sachs in Deutschland. „Gegenüber 2020 hat sich das Volumen um gut zwei Drittel erhöht, während sich die Anzahl der Transaktionen mit einem Volumen von über einer halben Milliarde Dollar sogar verdoppelt hat.“ Das zweite und dritte Quartal seien dabei die stärksten in der Geschichte gewesen.

„Was wir im deutschen Markt nur wenig gesehen haben, waren große transformative Deals innerhalb von Sektoren mit Ausnahme der Übernahme von Deutsche Wohnen und Vonovia, feindliche Übernahmen sowie größere Kampagnen von Aktivisten“, ergänzt Christopher Droege, Co-Head of M&A bei Goldman Sachs in Deutschland. „Wir erwarten jedoch, dass zumindest ein Teil dieser Themen 2022 wieder eine stärkere Rolle spielen wird.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.