Besserer Zugang für Investoren

Aktiensplits sind in den USA wieder in Mode

Der Fast-Food-Anbieter Chipotle will seine zu über 2.900 Dollar gehandelte Aktie erstmals spalten. Damit soll der Titel für eine breitere Zahl an Investoren und Mitarbeitern zugänglich werden. Der Restaurantbetreiber gehört zu einer steigenden Zahl von Unternehmen, die ihre Karten an den US-Börsen neu mischen.

Aktiensplits sind in den USA wieder in Mode

Aktiensplits sind in USA wieder in Mode

Fast-Food-Kette Chipotle will aus einer Aktie 50 machen – Angeschlagene Firmen legen gehäuft Papiere zusammen

Der Fast-Food-Anbieter Chipotle will seine zu über 2.900 Dollar gehandelte Aktie erstmals spalten. Damit soll der Titel für eine breitere Zahl an Investoren und Mitarbeitern zugänglich werden. Der Restaurantbetreiber gehört zu einer steigenden Zahl von Unternehmen, die ihre Karten an den US-Börsen neu mischen.

xaw New York

Anleger haben bei der Aktie der Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill in den vergangenen Jahren durchaus mit Gusto zugegriffen – nun will der Restaurantbetreiber Appetit auf Nachschläge wecken. Nach einem Kursanstieg von über 330% in den vergangenen fünf Jahren hat der Verwaltungsrat des Unternehmens einem Stock Split zugestimmt, bei dem Investoren für jeden ihrer Chipotle-Anteile 49 neue zugeteilt bekommen.

Geben die Aktionäre bei der Hauptversammlung am 6. Juni grünes Licht, soll die Aktie mit Handelsbeginn am 26. Juni für eine breitere Masse an Investoren sowie mehr Teilnehmer an Mitarbeiterkaufprogrammen zugänglich werden. Denn Mittwochmittag wurden Chipotle an der New York Stock Exchange zu rund 2.925 Dollar gehandelt, nach dem Split würde der Kurs auf Basis jüngster Daten bei nur noch 58,50 Dollar liegen.

2024 beginnt mit hoher Aktivität

Der Fast-Food-Anbieter gehört zu der steigenden Zahl von Unternehmen, die ihre Karten an den US-Börsen neu mischen. Im vergangenen Jahr kam es laut dem Datendienst Stock Analysis in den Staaten zu 509 Stock Splits und Reverse Stock Splits – bei Letzteren werden mehrere Aktien zu einer zusammengelegt. Bereits 2022 fiel die Zahl mit 322 deutlich höher aus als im Durchschnitt der acht Jahre zuvor, der bei 236 lag. Allein in den ersten drei Monaten 2024 gab es 104 vollzogene und angekündigte Stock Splits oder Zusammenlegungen.

Während die Aufspaltung einer Aktie als Signal für ein großes Selbstbewusstsein des Managements gilt, waren zuletzt vor allem Zusammenlegungen in Mode: Laut den Analysten von S&P Global Market Intelligence griffen Unternehmen in den USA im vergangenen Jahr in 495 Fällen zu Reverse Splits, 2013 gab es lediglich 98 Zusammenlegungen.

So trachten angeschlagene Gesellschaften wie New York Community Bancorp über Reverse Splits danach, ihre Aktien wieder zu stabilisieren. Die US-Regionalbank, nach Milliardenabschreibungen auf Gewerbeimmobilienkredite unter Druck geraten, beschaffte sich im März eine 1,05 Mrd. Dollar schwere Finanzspritze. Nach der Kapitalerhöhung kündigte das Geldhaus an, „mindestens“ drei Aktien zu einer zusammenlegen zu wollen.

Spac-Boom tritt Lawine los

Hintergrund der häufigeren Zusammenlegungen ist aber vor allem der zwischenzeitliche Boom um Special Purpose Acquisition Companies (Spac). Zwischen 2020 und 2022 gingen in den USA 365 Unternehmen durch Fusion mit einer solchen Mantelgesellschaft an die Börse, binnen kurzer Zeit rutschte laut Spac Research mehr als ein Viertel von ihnen unter das Kursniveau von 1 Dollar ab. Im Dezember waren in den USA laut Dow Jones Market Data insgesamt 557 sogenannter Penny Stocks gelistet, allein 464 davon an der Nasdaq – Anfang 2021 waren es weniger als ein Dutzend.

An der Nasdaq bleiben trotz gegenteiliger Regularien zahlreiche Penny Stocks gelistet. Photo by: NDZ/STAR MAX/IPx.

Gemäß den Regularien der Nasdaq sollen Titel, die anhaltend unter 1 Dollar notieren, vom Parkett fliegen. Viele Unternehmen, die ihre Notiz halten wollen, nutzen Reverse Stock Splits indes, um ihren Kurs über die kritische Marke zu hieven. Firmen wie die chinesische Bit Brother, die sich als digitaler Assetmanager vermarktet, griffen noch zu Jahresbeginn zu Zusammenlegungen im Verhältnis 1.000 zu 1. Letztlich rettete dies die Nasdaq-Notiz nicht, Bit Brother sind seit dem 7. März nicht mehr handelbar.

Während die Präsenz von Penny Stocks und damit auch die Häufigkeit der Reverse Splits laut Analysten hoch bleiben dürfte, signalisieren die größten US-Unternehmen über die Spaltung ihrer Aktien wieder vermehrt Selbstvertrauen. So kündigte Walmart Ende Januar an, aus einem Anteil drei machen zu wollen, um Mitarbeitern die Teilnahme an Kaufprogrammen zu erleichtern. Auch für nicht direkt involvierte Investoren gilt es, solche Maßnahmen zu beachten. Denn diese können Einfluss auf die Zusammensetzung führender US-Aktienindizes haben: Der Split von Walmart reduzierte das Gewicht des Einzelhandelsriesen im Dow Jones – und ermöglichte Amazon somit den Aufstieg in Amerikas Börsenolymp.

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