Luftfahrt

Alitalia nach 74 Jahren am Ende

Die unter staatlicher Zwangsverwaltung stehende Fluggesellschaft Alitalia stellt am Donnerstag mit einem Flug von Cagliari nach Rom nach 74 Jahren ihren Flugbetrieb ein. Am Freitag hebt erstmals die neue Airline Ita von Mailand Linate nach Bari ab.

Alitalia nach 74 Jahren am Ende

bl Mailand

Die unter staatlicher Zwangsverwaltung stehende Fluggesellschaft Alitalia stellt am Donnerstag mit einem Flug von Cagliari nach Rom nach 74 Jahren ihren Flugbetrieb ein. Am Freitag hebt erstmals die neue Airline Ita von Mailand Linate nach Bari ab.

Das Ende von Alitalia war begleitet von unzähligen Flugausfällen, Demonstrationen und Streiks der zuletzt knapp 10600 Beschäftigten. Auch zum Start von Ita werden Probleme erwartet. Die neue Gesellschaft, die laut EU nicht wirtschaftlicher Nachfolger von Alitalia ist, beginnt mit 2800 Mitarbeitern. Der Großteil von ihnen arbeitete bisher für Alitalia. Die Beschäftigtenzahl soll bis 2025 mit dann mehr als 100 Flugzeugen auf 5550 und dann auf 8000 steigen. Der Strategieplan, der für 2024 operative Gewinne vorsieht, ist mehr als ehrgeizig – insbesondere wenn man die Erfahrungen der Vergangenheit, die hohen Kerosinpreise und die Lage der Branche berücksichtigt.

Die Geschichte der Alitalia ist eine Geschichte der Misswirtschaft. Nur in drei Jahren wurden schwarze Zahlen geschrieben. Die Airline kostete den Steuerzahler in den vergangenen 40 Jahren 13 Mrd. Euro. Die alte Alitalia hinterlässt noch einmal einen Verlust von 3 Mrd. Euro. Alle Versuche, die Gesellschaft zu verkaufen beziehungsweise durch Staatshilfen zu retten, sind gescheitert.

Die EU hat zwar die seit 2017 gewährten Staatshilfen von 900 Mill. Euro für illegal erklärt, doch Konsequenzen hat das nur für den Steuerzahler. Aus falscher Rücksichtnahme auf Italiens Regierungen hat EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die Entscheidung immer wieder verzögert und damit Alitalia ein Weiterfliegen ermöglicht. Ita muss die Hilfen nicht zurückzahlen. Dabei ist die neue Gesellschaft de facto identisch mit der alten Alitalia. Sie übernimmt den Großteil ihrer Flugzeuge und des Personals sowie 85% der Slots – und sie hat nun 90 Mill. Euro für die Übernahme der Markenrechte an der Alitalia geboten. Mangels anderer Interessenten könnte Ita durchaus den Zuschlag erhalten und bald als Alitalia an den Start gehen.

Die EU ist großzügig. Italien darf die Gesellschaft mit 1,35 Mrd. Euro ausstatten, doch es ist wahrscheinlich, dass weitere 1,6 Mrd. Euro dazukommen. Mit Kreditlinien über 1,6 Mrd. Euro hat Ita bei Airbus und der Leasinggesellschaft Air Lease 59 Flugzeuge im Wert von 1,5 Mrd. Euro bestellt.

Im Visier hat die neue Gesellschaft Low-Cost-Airlines wie Ryanair, Volatea, Wizz Air und Easyjet, die den Markt in Italien beherrschen. Auch die Lufthansa-Tochter Air Dolomiti hat eine starke Position. Einige Rivalen wollen gegen Ita klagen, weil sie in den diversen Hilfen eine Wettbewerbsverzerrung sehen, vor allem in der Übernahme des Großteils der Alitalia-Slots in Mailand und Rom.

Ita startet zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Zu Beginn der Wintersaison, mit hohen Energiepreisen, wenig Flugzeugen und ohne Partner. CEO Alfredo Altavilla will die Kosten drastisch reduzieren. Das Personal erhält fast 40% weniger Gehalt als bei Alitalia, doch es ist unklar, warum es diesmal besser laufen soll als in den letzten 20 Jahren. Für die mehr als 7000 Alitalia-Mitarbeiter, die vorerst nicht übernommen werden, sind großzügige Kurzarbeitsregeln geplant.

Klar ist: Ohne Partner hat Ita keine Chance. Lieblingspartner wäre die Lufthansa, die sich aber zurückhaltend zeigt.