Online-Möbelhändler

Auf Corona-Schub folgt Umsatzeinbruch

Rückläufige Kundenzahlen und rote Zahlen im operativen Geschäft prägen die Quartalsberichte der auf Gegenstände für die Inneneinrichtung spezialisierten Onlinehändler Home24 und Westwing.

Auf Corona-Schub folgt Umsatzeinbruch

hek Frankfurt

Die Online-Möbelverkäufer Home24 und Westwing haben im ersten Quartal 2022 im operativen Geschäft rote Zahlen geschrieben und Kunden verloren. Der Umsatz schrumpfte im Vergleich zur starken Vorjahreszeit mit zweistelligen Raten. Außerdem waren in der betrieblichen Tätigkeit Cash­abflüsse in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe zu verzeichnen.

Beide Unternehmen hatten – wie mehr oder minder der gesamte Onlinehandel – stark von der zeitweisen Schließung stationärer Geschäfte und anderen Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie profitiert. Mit dem Wegfall der Beschränkungen entfällt dieser Anschub nun. Aufgrund der hohen Vergleichsbasis und der starken Eintrübung des Konsumklimas durch den Krieg in der Ukraine und zunehmende Inflationsraten sind die Unternehmen mit Einbußen konfrontiert, die über eine bloße Wachstumsverlangsamung deutlich hinausgehen. Das ist ungewöhnlich für aufstrebende E-Commerce-Unternehmen.

Die in Berlin ansässige Home24 kam im Startquartal noch auf 140,2 Mill. Euro Umsatz. In währungsbereinigter Rechnung wurde der Vorjahreswert um 14% verfehlt. Damit einher geht eine um 11% auf 2,13 Millionen rückläufige Zahl aktiver Kunden. Das um Sondereinflüsse adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) drehte von einem kleinen Gewinn (0,6 Mill. Euro) auf 6,1 Mill. Euro Verlust, der 4% des Umsatzes entspricht. Aus der betrieblichen Tätigkeit flossen den Angaben zufolge 23,8 Mill. Euro Cash ab.

Bei Westwing aus München, die neben Möbeln vor allem Accessoires und Dekoware verkauft, schrumpften die Erlöse der ersten drei Monate um 20% auf 111,1 Mill. Euro. Die Zahl der aktiven Kunden ging um 7% auf 1,59 Millionen zurück. Das bereinigte Ebitda lag mit 1,7 Mill. Euro im roten Bereich, und aus der betrieblichen Tätigkeit flossen 13,9 Mill. Euro ab.

Vom Sortiment nähern sich beide Unternehmen an, weil Home24 mit dem Butlers-Erwerb ihr bisher kleines Geschäft mit Wohnaccessoires und Dekoartikeln ausbaut. Die Übernahme wurde zum 1. April abgeschlossen. Im Sommer soll ein kuratierter Marktplatz an den Start gehen, der Dritthändlern einen zusätzlichen Vertriebskanal bietet.

Lagerbestand aufgestockt

Auf die Kaufzurückhaltung bei großen Möbeln reagiert Home24 mit einem verstärkten Angebot an erschwinglichen Artikeln. Der Lagerbestand sei vorzeitig aufgestockt worden, sagt CEO Marc Appelhoff in der Telefonkonferenz. Home24 könne trotz der Störungen in den Lieferketten zuverlässig liefern. Für das zweite Quartal kündigt Home24 verbesserte Zahlen für Umsatz und Ertrag an, was unter anderem der Einbeziehung von Butlers geschuldet ist. Den Jahresausblick bestätigt das Management. Gleichwohl reagierten Investoren enttäuscht: Die Aktie gab am Mittwoch im Handelsverlauf um ein Zehntel nach. Das Unternehmen ist 130 Mill. Euro schwer.

Konkurrent Westwing, der sich als Marktführer für inspirationsgetriebenen Home-&-Living-E-Commerce in Europa bezeichnet, zieht den Ausblick in die untere Hälfte der bisher genannten Spannen. Diese sehen zwischen 460 Mill. und 540 Mill. Euro Umsatz und ein adjustiertes Ebitda zwischen minus 9 Mill. und plus 16 Mill. Euro vor. Am unteren Ende kämen ein Umsatzrückgang um 12% und ein Verlust auf Ebitda-Basis von 2% der Erlöse heraus. Im zweiten Halbjahr würden die „extrem starken Basiseffekte“ entfallen, so dass der Vorjahresvergleich dann besser aussieht.

Das negative Ebitda im Startquartal führt Westwing auf Störungen in den Lieferketten und das hohe Inflationsniveau zurück. Darüber hinaus seien die Fulfillmentkosten gestiegen, weil die vergrößerte Lagerinfrastruktur schwächer ausgelastet war und hohe Kosten für die Zwischenlagerung anfielen.

Westwing
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Kundenzahl (Tsd.)1 5931 720
Umsatz111138
Bereinigtes Ebitda–220
 in % des Umsatzes–1,514,2
Periodenergebnis–411
Betrieblicher Cashflow–1416
Börsen-Zeitung
Home24
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Kundenzahl (Tsd.)2 1282 397
Umsatz140159
Bereinigtes Ebitda–61
 in % des Umsatzes–40
Periodenergebnis–15–8
Betrieblicher Cashflow–24–10
Börsen-Zeitung