Bauwirtschaft

Bauindustrie kappt Umsatzprognose

Jahrelang hat die Baubranche floriert. Doch nun setzen die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und steigende Zinsen der Branche immer mehr zu.

Bauindustrie kappt Umsatzprognose

hek Frankfurt – Steigende Material- und Energiekosten, höhere Zinsen und Engpässe bei Zulieferungen machen der deutschen Bauwirtschaft zunehmend zu schaffen. Das zeigen schwache Umsatzzahlen und ein rückläufiges Neugeschäft. Vor diesem Hintergrund kappt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) seinen Ausblick vom Mai 2022. Der Verband stellt sich nun auf reale Umsatzeinbußen von 5% im laufenden Jahr ein. Zuvor war er von einer Veränderung zwischen 0 und −2% ausgegangen.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im August preis-, saison- und kalenderbereinigt um 6,0% im Vergleich zu Juli gesunken. Zum Vorjahresmonat ergibt sich sogar ein Minus von 15,6%. Kumuliert steht für Januar bis August ein realer Rückgang von 5,2% zu Buche.

Auch mit den realen Umsätzen geht es bergab. Von Januar bis August schrumpften sie um 4,3%. Aufgrund der stark gestiegenen Baupreise ergibt sich in nominaler Rechnung ein Anstieg um 11,5%. Im Berichtsmonat August blieben die realen Erlöse um 5,1% hinter dem Niveau des Vorjahresmonats zurück.

Die alte Umsatzprognose sei nicht mehr zu halten, stellt HDB-Präsident Peter Hübner klar. Noch sei der Auftragsbestand relativ hoch. Preisschübe bei Baumaterial und Energie, der Zinsanstieg sowie höhere Lebenshaltungskosten würden aber ein zunehmend unsicheres Marktumfeld für private und öffentliche Bauherren schaffen: „Schon heute führt dies zu einem Rückgang beim Auftragseingang sowie zu Stornierungen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau.“

„Im Wohnungsbau spüren wir heute schon eine De-facto-Investitionsbremse“, sagt der Verbandspräsident weiter. Der Auftragseingang sei nämlich im August um real 24% eingebrochen. Angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum sei das erschreckend.

„Es zeigt sich immer deutlicher, dass der politische Anspruch, im Jahr 400 000 Wohnungen zu errichten, nicht aufgehen wird“, meint Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes. Das Ifo-Institut berichtete unlängst von einer Stornierungswelle im deutschen Wohnungsbau.

Auch die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und der Dienstleistungsbranche neigen laut Bauindustrie-Verband wegen der unsicheren Lage zur Zurückhaltung. Der HDB befürchtet, dass nun auch die öffentliche Hand preisbereinigt bei den Bauinvestitionen spart.

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