Pharma und Agrarchemie

Bayer hebt die Prognose an

Nach einem satten Umsatzplus im zweiten Quartal hebt Bayer den Ausblick für das Gesamtjahr und stärkt die Pharmasparte mit einer Akquisition. Die Investoren nahmen jedoch am Ergebnisrückgang Anstoß.

Bayer hebt die Prognose an

ab Köln

– Bayer hat im zweiten Quartal einen Umsatzsprung hingelegt. Das operative Ergebnis gab jedoch um mehr als 10 % nach, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern mitteilte. Dabei spielten auch negative Währungseffekte eine Rolle. Unter dem Strich stand erneut ein Verlust von – 2,3 Mrd. Euro, der vor allem im Zusammenhang mit den zusätzlichen Rückstellungen für das Glyphosat-Debakel steht. Hier hatte Bayer zusätzliche Vorsorge von 3,5 Mrd. Euro gebildet.

Die Sonderbelastungen summierten sich im Berichtsquartal auf  3,9 Mrd. Euro. Das ist zwar deutlich weniger als die im Vorjahr verbuchten 12,5 Mrd. Euro. Damals hatte Bayer aber auch zum Rundumschlag zur Beseitigung der Erblasten aus der Monsanto-Übernahme angesetzt und für Rechtsfälle mit 12 Mrd. Euro vorgesorgt.

Neben den Rückstellungen für Rechtsfälle musste Bayer im Quartal aber erneut Wertminderungen vornehmen. Von den saldiert 458 Mill. Euro entfielen allein auf die Agrarchemie 437 Mill. Euro. Dabei standen Minderungen von 818 Mill. Euro im Geschäft mit Maissaatgut und Pflanzeneigenschaften Wertaufholungen in der Einheit Glyphosat von 381 Mill. Euro gegenüber.

Angesichts der gezeigten Umsatzdynamik im Halbjahr hebt Bayer die Prognose an. So sollen die Erlöse auf 43 (bisher: 41) Mrd. Euro zulegen, was in währungs- und portfoliobereinigter Rechnung einem Zuwachs um 6 % entspräche. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) soll auf 10,6 bis 10,9 (10,5 bis 10,8) Mrd. Euro steigen. Das käme einem Margenrückgang auf 25 (26)% gleich.

Investoren nehmen Reißaus

Deutlich besser sieht es im bereinigten Ergebnis je Aktie aus, das neuerdings in einer Größenordnung von 6 bis 6,20 Euro gesehen wird. Hier hatten die Leverkusener zuvor 5,60 bis 5,80 Euro als Zielspanne anvisiert. Im Berichtsquartal erhöhte sich das bereinigte Ergebnis je Aktie um 1% auf 1,61 Euro. Dahinter stand nach den Angaben ein verbessertes Finanzergebnis. Mit dem verbesserten Ausblick ließ sich an der Börse nicht punkten. Zum Handelsende stand bei 46,04 Euro ein Verlust von 7,6% zu Buche. So niedrig notierte der Dax-Wert zuletzt im November.

Zu dem Umsatzplus im Berichtsquartal um 8 % auf 10,9 Mrd. Euro trugen alle Divisionen bei. Negative Währungseffekte machten sich mit 524 Mill. Euro bemerkbar. Der größte Zuwachs gelang in der Pharmasparte, die währungs- und portfoliobereinigt um 16,2 % auf 4,5 Mrd. Euro wuchs. Dabei spielten auch Nachholeffekte eine Rolle, hatten im Vorjahr doch zahlreiche Einschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie das Wachstum gebremst. Das bereinigte Ebitda kam im Berichtsquartal um 3 % auf 1,4 Mrd. Euro voran. Negative Währungseffekte und höhere Forschungsaufwendungen drückten die Marge auf 31,4% nach 34,3 % im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

In Sachen Forschung will sich Bayer aber nicht nur auf eigene Entwicklungen verlassen, sondern kündigte den Kauf der US-Biotechfirma Vividion für 1,5 Mrd. Euro an, zuzüglich erfolgsabhängiger Meilensteinzahlungen von bis zu 500 Mill. Dollar. Vividion verfügt über eine auf Wirkstoffforschung ausgerichtete Technologieplattform mit Schwerpunkt auf Onkologie und Immunologie.

In der Agrarchemie baute Bayer den Umsatz im Berichtsquartal währungs- und portfoliobereinigt um 10,6 % auf 5 Mrd. Euro aus. Wie es heißt, trugen dazu alle Regionen bei. Allerdings verringerte sich das operative Spartenergebnis um mehr als ein Viertel auf 1 Mrd. Euro, die Marge brach auf 20,3 % ein. Nach den Angaben konnten Preis- und Absatzsteigerungen sowie Beiträge aus den laufenden Effizienzprogrammen die gestiegenen Herstellungskosten nur teilweise kompensieren. Obendrein belasteten negative Währungseffekte mit 111 Mill. Euro.

Deutlich besser sah es in der kleinsten Sparte Consumer Health aus. Hier kletterte der Umsatz in währungs- und portfoliobereinigter Rechnung um 12,8 % auf 1,3 Mrd. Euro, das bereinigte Ebitda verbesserte sich um 9,4 % auf 278 Mill. Euro. Die Marge erhöhte sich auf 21,6 (i.V. 20,1) %. Nach den Angaben profitierte die Division von der ungebrochenen Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln und einer „starken Allergiesaison“ in Nordamerika.

Cash-flow unter Druck

Die Lasten aus den diversen Rechtsstreitigkeiten hinterlassen jedoch nicht nur in den Rückstellungen Spuren, sondern drückten auch den Cash-flow. Im Berichtsquartal verringerte sich der Free Cash-flow auf 1,1 (1,4) Mrd. Euro, auf das Halbjahr hochgerechnet flossen gut 2 Mrd. Euro ab. Darin waren Auszahlungen für Vergleiche von 3,1 Mrd. Euro enthalten. Im Gesamtjahr wird mit einem Mittelabfluss von 2 bis 3 Mrd. Euro gerechnet, das ist 1 Mrd. Euro weniger als bislang erwartet.

Bayer
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr  
in Mill. Euro20212020
Umsatz23 18222 899
Bereinigtes Ebitda6 6957 274
Bereinigtes Ebit4 6884 865
Sondereinflüsse– 3 886–13 150
Ebit802– 8 285
Finanzergebnis– 447– 928
Konzernergebnis– 246– 8 059
Free Cash-flow– 2 074609
Nettoverschuldung34 36130 041*
*) zum 31.12.2020Börsen-Zeitung
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