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Bieterkonkurrenz um deutsche Tech-Einhörner

Nicht einmal die Hälfte des Jahres ist um – und dennoch haben mehr deutsche Jungunternehmen als je zuvor die Bewertungsmarke von 1 Mrd. Dollar überschritten. Neun neue „Einhörner“ sind im deutschsprachigen Raum inklusive Schweiz dazugekommen. Von...

Bieterkonkurrenz um deutsche Tech-Einhörner

cru Frankfurt

Nicht einmal die Hälfte des Jahres ist um – und dennoch haben mehr deutsche Jungunternehmen als je zuvor die Bewertungsmarke von 1 Mrd. Dollar überschritten. Neun neue „Einhörner“ sind im deutschsprachigen Raum inklusive Schweiz dazugekommen. Von der Hamburger Otto-Internethandelstochter About You, die kurz vor einem Börsengang steht, über die Berliner App-Marketing-Plattform Adjust, die vom US-Konkurrenten Applovin übernommen und an die Börse mitgenommen wurde, bis hin zum Elektro-Hubschraubertaxi-Anbieter Volocopter. Zusammen sind alle 32 Einhörner mit 116 Mrd. Euro mehr wert als beispielsweise Siemens mit 108 Mrd. Euro.

„Wer sich das vierte Quartal 2020 und das erste Quartal 2021 anschaut – mit großen Finanzierungsrunden für Personio, Mambu, Staffbase, Sumup oder Infarm –, kann mit Recht behaupten, dass sich der deutsche Tech-Sektor gut schlägt – sogar im Vergleich zu den USA“, sagt Olaf Jacobi, Managing Partner beim Wagniskapitalgeber Capnamic Ventures. „Ich sehe keinen Grund, warum sich die rasante Entwicklung nicht fortsetzen sollte.“ Es werde mehr als fünf Growth-Venture-Capital-Fonds mit mehr als 250 Mill. Euro Volumen sowie Sitz und Fokus im deutschsprachigen Raum geben. Statt E-Commerce wird öfter Software (40%) und Healthcare-Tech (9%) finanziert.

Dass es nicht bei der schon jetzt für dieses Jahr geltenden Rekordzahl neuer Einhörner bleiben wird, zeichnet sich ab. Laut der auf Technologiefirmen fokussierten Investmentbank Clipperton haben 102 Start-ups im deutschsprachigen Raum mehr als 50 Mill. Euro bei Finanzierungsrunden eingesammelt. An der Spitze der Liste von Start-ups mit dem höchsten Finanzierungsvolumen stehen die vom Technologieinvestor Softbank finanzierte Sightseeing-Buchungsplattform Getyourguide, die vom Singapur-Staatsfonds GIC gestützte Smartphonebank N26 und die Delivery-Hero-Tochter Foodpanda.

Erfolgreiche Milliarden-Exits wie die Übernahme von Signavio durch SAP, der Verkauf von Adjust an Applovin und der Börsengang von Auto1 locken neue Investoren an. Der kumulierte Wert der Exits aus Start-ups – über Verkäufe an Private Equity, an strategische Investoren oder über Börsengänge – für 2019 und 2020 beträgt 35 Mrd. Euro.

Unter den Spielern in der Venture-Capital-Branche finden sich vermehrt klassische Finanzinvestoren, die zusätzlich zum angestammten Geschäft neue Growth-Fonds auflegen, die in deutsche Tech-Firmen investieren. Zu den in Deutschland aktivsten Growth-Fonds, die nach der Wagniskapitalphase das Wachstum junger Firmen finanzieren, zählen die New Yorker Insight Partners sowie die Beteiligungsgesellschaft Global Founders Capital der Samwer-Brüder, aber auch der Private-Equity-Riese KKR.

Finanzinvestoren, die mit ihren übervollen Kassen auf Renditesuche sind, konkurrieren stärker als bisher mit den im deutschsprachigen Raum aktivsten Wagniskapitalgebern der frühen Phase – unter anderem dem Hightech-Gründerfonds sowie Speedinvest und Btov. Auch diese Bieterkonkurrenz treibt die Bewertungen derzeit nach oben.