Lieferdienst

Delivery Hero übernimmt Mehrheit an spanischer Liefer-App

Delivery Hero stockt seinen Anteil am spanischen Lieferdienst Glovo auf – und geht damit auch stärker in Konkurrenz zu Lebensmittellieferanten wie Gorillas. Denn Glovo fährt längst nicht nur Restaurant-Essen aus.

Delivery Hero übernimmt Mehrheit an spanischer Liefer-App

Der Lieferdienst Delivery Hero schluckt den nächsten Konkurrenten. Das Berliner Dax-Unternehmen stockt seine Beteiligung an der 2015 gegründeten Liefer-App Glovo für 780 Mill. Euro in Aktien um 39,4% auf und hält damit mehr als 80% der Anteile an dem Start-up aus Barcelona. Damit werde Glovo mit insgesamt 2,3 Mrd. Euro bewertet, teilte Delivery Hero kurz vor dem Jahreswechsel mit. Das spanische Unternehmen hatte von Beginn an nicht nur Essen aus Restaurants ausgeliefert, sondern auch Einkäufe aus Supermärkten oder aus Apotheken – ein Bereich, in den Essenslieferdienste wie Delivery Hero auch vordringen wollen.

„Das Unternehmen hat von Anfang an einen Multikategorie-Service angeboten und so eine Vorreiterrolle in der Branche übernommen“, begründete Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg die Aufstockung der Anteile. „Ein klarer Fokus auf das Produkt und die schnelle Umsetzung haben es Glovo ermöglicht, in 16 von 25 Ländern eine führende Marktposition einzunehmen, obwohl sie einige Jahre später als ihre Mitwettbewerber gestartet sind.“ Im vergangenen Jahr hätten die 70.000 Glovo-Kuriere das Volumen der ausgelieferten Waren um 80% gesteigert und einen Umsatz von rund 800 Mill. Euro erwirtschaftet. In Spanien sei das Geschäft auf dem Weg in die Gewinnzone. Glovo zählt 15 Millionen Nutzer, die mindestens einmal pro Jahr bestellten.

Delivery Hero hatte sich im vergangenen Jahr an einer 450 Mill. Euro schweren Finanzierungsrunde von Glovo beteiligt und hält bereits 43,8% der Anteile. Nun verkaufen andere Glovo-Gesellschafter an die Berliner. Sie sollen dafür zunächst 7,9 Millionen neue Delivery-Hero-Aktien erhalten. Zum Schlusskurs vom 30. Dezember haben sie einen Wert von rund 780 Mill. Euro. Bis Ende Januar können auch die übrigen Glovo-Anteilseigner entscheiden, ob sie an Delivery Hero verkaufen. Zudem hat sich der neue Mehrheitseigentümer verpflichtet, Glovo im neuen Jahr 250 Mill. Euro frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Die Marke „Glovo“, unter der die Firma ihr Dienste in 1300 Städten in Europa, Asien und Afrika anbietet, soll erhalten bleiben.

Delivery Hero und Glovo hatten schon mehrfach miteinander zu tun: Im Mai hatten die Berliner ihr Geschäft auf dem Balkan für 170 Mill. Euro an die Spanier abgegeben. Damals hatte Glovo-Gründer Oscar Pierre im Gespräch mit Reuters noch versichert, seine Firma wolle weiter auf eigenen Füßen stehen. Eine Fusion mit Delivery Hero schloss Pierre aus. Im Herbst 2020 hatte Glovo sein Lateinamerika-Geschäft für bis zu 230 Mill. Euro an Delivery Hero abgegeben.

Mit Bringdiensten von Lebensmitteln und anderen Waren wollen die Essenslieferdienste ihr Geschäft ausbauen. Sie sehen sich in dem Bereich aber vielen neuen Anbietern wie Gorillas oder Flink gegenüber, die sich darauf spezialisiert haben. Ihnen kommt zugute, dass immer mehr Menschen sich nicht nur Mahlzeiten aus dem Restaurant liefern lassen, sondern auch Lebensmittel im Netz bestellen, die schnellstmöglich geliefert werden sollen.

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