Profitable Verbrennermotoren

Deutz verdaut geplatzte E-Hoffnungen

Deutz tut sich schwer, vom Verbrennermotor wegzukommen. Noch werfen die Dieselmotoren ordentlich Gewinn ab, wie der Abschluss des Jahres 2023 zeigt.

Deutz verdaut geplatzte E-Hoffnungen

Deutz verdaut geplatzte E-Hoffnungen

Motorenbauer steigert Profitabilität mit Diesel-Verbrennern – Plötzlicher Kurssturz

ak Köln

Nach einem Jahr voller Weichenstellungen meldet der Motorenbauer Deutz einen deutlichen Anstieg seiner Profitabilität. Das klassische Geschäft mit großen Dieselmotoren für Land- und Baumaschinen, Spezialfahrzeuge oder Hebebühnen konnte die Rendite um zwei Prozentpunkte auf bereinigt 8,8% klar steigern. Der SDax-Konzern setzte dafür höhere Preise durch und baute das profitable Service-Geschäft aus.

Dagegen zeigt die Zukunftssparte Green mit einem operativen Verlust von 60 Mill. Euro ein mehr als 50% höheres Minus als im Jahr zuvor. Das lag an höheren F&E-Ausgaben, die Deutz nach eigenen Angaben mittlerweile vollständig durch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung zieht und nicht aktiviert, sowie einem Ebit-Verlust des E-Motorenbauers Torqeedo, von dem sich Deutz gerade trennt.

Torqeedo-Closing nach Ostern

Der Kölner Traditionskonzern hatte Torqeedo, einen Hersteller von elektrischen Bootsmotoren, erst 2017 für 74 Mill. Euro übernommen. Das Unternehmen sollte Kern der E-Strategie werden. Doch die Geschäfte liefen zuletzt schlecht, dazu kamen Qualitätsprobleme. Im Januar dieses Jahres gab Deutz den Verkauf an die japanische Yamaha Motor bekannt. Das Closing der Transaktion, berichtete Konzernchef Sebastian Schulte am Dienstag bei der Bilanzvorlage, werde nach Ostern erwartet. Er bestätigte, dass Deutz mit einem Buchgewinn im kleinen zweistelligen Millionenbereich rechne.

Deutz konzentriert sich jetzt stark auf Wasserstoffmotoren, steckt damit aber noch am Anfang. Eine erste Serienfertigung ist angelaufen. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen einen Umsatzbeitrag zwischen 10 und 15 Mill. Euro.

Konzernweit geht Deutz für 2024 von stagnierenden Umsätzen und Gewinnen aus. Die Erlöse sollen 1,9 bis 2,1 Mrd. Euro erreichen, der Vorstand peilt eine bereinigte Ebit-Rendite zwischen 5,0 und 6,5% (Vorjahr: 5,7%) an.

Der Aktienkurs des SDax-Unternehmens machte am Tag der Bilanzvorlage auffällige Kapriolen. Nach einem ruhigen Beginn des Handelstags ohne große Ausschläge stürzte der Kurs mittags plötzlich um 16% ab. Zwischenzeitlich war der Xetra-Handel laut dpa-afx wegen des Einbruchs unterbrochen worden. Auf Anfrage konnte der Motorenbauer selbst keine Ursache für die abrupte Kursentwicklung nennen.

Schwacher Auftragseingang

Der Schwachpunkt im Deutz-Zahlenwerk 2023 war der Auftragseingang. Er sank im vergangenen Jahr um 12%. Deutz bekam die Nachfrage-Schwäche in China zu spüren. Weltweit waren vor allem Motoren für Bau- und Landmaschinen wegen der schwachen Konjunktur weniger gefragt. Stark dagegen entwickelte sich das US-Geschäft, dessen Umsatzanteil auf 25% stieg. Der Vorstand rechnet mit einer anhaltenden Dynamik im US-Markt.

Deutz-Chef Sebastian Schulte sprach davon, dass die insgesamt nachlassende Nachfrage 2023 zwischenzeitlich Anlass zur Sorge gegeben habe. Die Situation habe sich aber verbessert: „Wir sehen hier eine Trendwende.“ Der Jahresstart sei gut verlaufen. Der Vorstand schlug im Ausblick im Geschäftsbericht jedoch eher vorsichtige Töne an.

Strategisch setzt Deutz weiter stark auf Dieselmotoren und will sich an der laufenden Konsolidierung im Markt aktiv beteiligen. Schulte kündigte an, weitere Akquisitionen in allen Geschäftsfeldern zu planen. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 47% und einer Nettoverschuldung von 0,7 im Verhältnis zum Ebitda ist der Konzern finanziell sehr solide aufgestellt.

Deutz in Zahlen
nach IFRS in Mill. Euro20232022
Auftragseingang1.7972.034
Absatz (in Tsd. Stück)223235
Umsatz2.1051.953
Ebit vor Sondereffekten12089
   dav. Classic180128
   dav. Green-60-39
Ebit-Marge vor Sondereffekten in %5,74,6
Konzernergebnis 8280
Ergebnis je Aktie (Euro)0,660,66
Dividende (Euro)0,170,15
Free Cashflow25-17
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