Jürgen Pieper, Metzler

„Die prall gefüllte Kasse würde noch umfangreicher“

Durch einen Börsengang der Sportwagentochter Porsche käme viel Geld in die prall gefüllte Kasse von Volkswagen. Das könne in diesen Zeiten nicht verkehrt sein, sagt Metzler-Analyst Jürgen Pieper.

„Die prall gefüllte Kasse würde noch umfangreicher“

Carsten Steevens.

Herr Pieper, Volkswagen hat stets betont, den Umbruch zu den Zukunftstechnologien aus dem eigenen Cashflow, sprich aus eigener Kraft, zu finanzieren. Wie ist in dem Zusammenhang ein Börsengang des größten Gewinnbringers zu werten?

Offenbar soll ein Viertel des Porsche-Geschäfts an die Börse gebracht werden. Das würde VW die Kontrolle lassen. Gleichzeitig käme ein großer Betrag in die Kasse. In diesen Zeiten kann das nicht verkehrt sein.

Welche Bewertungseffekte im Zuge eines Porsche-IPO halten Sie für möglich?

Bezüglich des Wertes wird nach einem IPO deutlich, wie krass unterbewertet der VW-Konzern ist. Porsche allein dürfte mindestens 80 bis 90 Mrd. Euro wert sein, der ganze Konzern kommt derzeit nur auf kaum mehr als 110 Mrd. Euro.

Wie stark würde sich die Position von VW mit Blick auf den Wettbewerb mit finanzstarken (Technologie-)Konzernen aus den USA und China verändern?

In jedem Fall würde die ohnehin prall gefüllte Kasse von VW noch umfangreicher werden. Und schon jetzt ist VW bereit, mehr als alle anderen Autohersteller für Zukunftstechnologien auszugeben. Also die Position sollte auf keinen Fall schlechter werden. Von den Technologiekonzernen sehe ich nur Apple ernsthaft am Bau von Autos interessiert. Und siehe Apple Watch: Auch denen gelingt nicht von vornherein alles.

Wie sehr könnte VW infolge eines Porsche-IPO die Weiterentwicklung von E-Mobilität und Software-Kompetenz beschleunigen?

Die Weiterentwicklung von E-Mobilität und Software-Kompetenz würde natürlich profitieren. Ob man diese Entwicklungen allerdings wesentlich beschleunigen kann, ist fraglich. Schließlich ist die verfügbare Manpower schlicht begrenzt.

Porsche profitiert als Teil des VW-Konzerns erheblich von Skaleneffekten. Wird ein separates Listing die künftige Zusammenarbeit nicht verkomplizieren?

Porsche spielt eine ziemlich unabhängige Rolle im Konzern. Und VW wird eine Mehrheit am Porsche-Geschäft behalten. Daher denke ich nicht, dass sich an der Zusammenarbeit viel ändern würde.

Worin sehen Sie die Motive der Eigentümerfamilien für einen Teil-Börsengang von Porsche?

Die Motive scheinen mir erstens eine größere Nähe zum eigentlichen Porsche-Geschäft und zweitens ein recht einfach zu erzielender erheblicher Vermögenszuwachs zu sein.

Wie wird die Porsche SE, die schuldenfrei ist, aber deren liquide Mittel begrenzt sind, einen Erwerb von Anteilen an dem Sportwagenbauer finanzieren können?

Wenn es so laufen sollte, dass die Porsche SE diese Anteile erwirbt, dann würde sie das vermutlich größtenteils fremdfinanzieren. Noch sind die Zinsen niedrig, und Porsche ist eine erstklassige Adresse.

Wie verändert sich die Eigentümerstruktur des VW-Konzerns?

Beim VW-Konzern schwer zu sagen. Möglicherweise veräußert die Porsche SE Anteile an VW. Aber ich denke, sie will die De-facto-Mehrheit, sagen wir 45%, behalten.

Was hat das Land Niedersachsen als zweitgrößter VW-Anteilseigner von einem Börsengang der Cashcow im Konzern?

Auch Niedersachsen wird von dem Wertzuwachs, zumindest auf dem Papier, profitieren. Das macht sicher einige Milliarden aus. Wenn das Ganze dann mit Zusagen über Standorte und Arbeitsplätze verbunden wird: Darauf kommt es dem Land doch in erster Linie an.

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