Ford und GM

Elektro-Schwäche trübt Investorenstimmung für US-Autobranche

Trotz einer unerwartet starken Entwicklung im Verbrennergeschäft trübt sich die Investorenstimmung für die US-Autoriesen ein. Denn die Ausblicke für die Entwicklung im E-Auto-Markt fallen zunehmend düster aus.

Elektro-Schwäche trübt Investorenstimmung für US-Autobranche

Elektro-Schwäche trübt Investorenstimmung für die US-Autobranche

Ford erwartet höhere Verluste mit E-Modellen – Defensivere Produktionsziele – Starke Entwicklung bei Verbrennern verpufft an der Börse

xaw New York

Eine unerwartet starke Entwicklung im klassischen Verbrennergeschäft stützt den Ausblick für die US-Automobilindustrie – und fängt die anhaltend enttäuschende Entwicklung im E-Auto-Markt noch auf. Dass die Anleger aber ungeduldiger werden, zeigt sich an der unmittelbaren Reaktion auf die Zahlenvorlage von Ford zum zweiten Quartal: Der Konzern aus Michigan steigerte den globalen Umsatz um 12% auf 45 Mrd. Dollar und verdreifachte den Nettogewinn beinahe. Doch die Aktie setzte im nachbörslichen New Yorker Handel am Donnerstag zurück, nach Eröffnung an der Wall Street am Freitag ging es dann zeitweise um 4% abwärts.

Weder sorgte bei Investoren für Euphorie, dass der Vorsteuergewinn mit 72 Cent pro Aktie über der Konsensprognose von 54 Cent lag, noch, dass Ford den Gewinnausblick für das Gesamtjahr anhob. Denn die Elektro-Sparte Ford Model E, für die der Konzern erst seit dem vergangenen Quartal separate Zahlen ausweist, weitete ihre Verluste vor Zinsen und Steuern auf 1,1 Mrd. Dollar aus. Weitere herbe Rückschläge drohen: Der Traditionshersteller geht nun davon aus, dass die Einheit im Gesamtjahr einen Fehlbetrag von 4,5 Mrd. Dollar verkraften muss. Eine vorherige Prognose hatte auf 3 Mrd. Dollar Verlust vor Zinsen und Steuern gelautet.

Verschärfter Preisdruck

“Der Preisdruck hat sich in den vergangenen 60 Tagen dramatisch verschärft”, sagte CEO Jim Farley in einem Analystencall. Vor allem Tesla sucht die Nachfrage mit Rabatten anzukurbeln, die sich der E-Autobauer aufgrund seiner Kostenführerschaft und höheren Margen eher leisten kann als die Traditionsfahrzeughersteller. Dennoch hat sich Ford auf die Discount-Schlacht eingelassen: Der Konzern senkte den Einstiegspreis für seinen Elektro-Pickup F-150 Lightning im laufenden Monat effektiv um fast 10.000 Dollar.

Das Modell gilt als direktes Konkurrenzprodukt zum neuen Cybertruck von Tesla, dessen Produktion in der Gigafactory nahe des texanischen Austin im Juli anlief. Dass die Elektro-Pickups beim US-Publikum so beliebt werden können wie ihre Verbrenner-Pendants, muss sich indes erst noch zeigen.

Bezüglich der Produktionsziele wird Ford jedenfalls deutlich defensiver: Am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, bis Ende 2024 die Marke von 600.000 E-Autos pro Jahr erreichen zu wollen – eigentlich hatte es diese für 2023 avisiert. Zum Ziel von 2 Millionen E-Fahrzeugen jährlich, das Ford zuvor bis Ende 2026 angepeilt hatte, wollte der Konzern nun keinen konkreten Zeitrahmen mehr setzen.

Rückruf belastet General Motors

Dabei liegt Ford in Bezug auf die Elektro-Strategie nach gängiger Marktmeinung sogar vor dem schärfsten Rivalen General Motors (GM). Denn dessen Historie im Segment ist bisher vor allem durch Enttäuschungen wie den Rückruf des Kleinwagens Chevrolet Bolt im Jahr 2021 geprägt. Der Konzern aus Detroit musste im vorvergangenen Jahr alle damals verkauften 142.000 Chevrolet Bolt wegen eines Batteriedefekts einziehen.

Die Produktion des 2016 lancierten Bolt will GM bereits im laufenden Jahr einstellen. Die aus dem Fehlschlag entstandenen Belastungen schlugen im abgelaufenen Quartal noch mit 792 Mill. Dollar zu Buche. Denn GM musste die südkoreanischen Partner LG Electronics und LG Energy Solutions für Teile der Rückrufkosten von 1,9 Mrd. Dollar entschädigen.

Wie bei Ford auch bleiben derweil Pickups mit Benzin- und Dieselantrieb die Erlös- und Profittreiber im Portfolio. Die starke Nachfrage nach den Vehikeln trug maßgeblich dazu bei, dass der Vorsteuergewinn von GM in Nordamerika zwischen April und Juni um 39% auf 3,2 Mrd. Dollar anzog. Die starke Performance veranlasste den Ford-Konkurrenten, bereits zum zweiten Mal im laufenden Jahr die Gewinnprognose anzuheben.

Für die US-Konzerne kommt es laut Analysten nun indes darauf an, neben dem Gewinn auch den Cashflow zu stärken, um im als Zukunftsfeld auserkorenen E-Auto-Markt konkurrenzfähig zu werden. Denn für das Wachstum im Segment sind noch hohe Investitionsausgaben nötig, für die sich Ford und GM nun über Kostensenkungen und Effizienzgewinne Spielraum zu verschaffen suchen.

Investitionen ins Ladenetz

Auch trachten die Autobauer danach, ihre E-Modelle durch einen Ausbau des Ladenetzes attraktiver zu machen. Sowohl Ford als auch GM haben sich Zugang zu den 12.000 “Superchargern” von Konkurrent Tesla in den USA gesichert. General Motors hat sich zudem mit sechs anderen Herstellern – darunter auch BMW und Mercedes-Benz – zusammengetan, die mindestens 1 Mrd. Dollar in den Bau von Ladestationen in den Vereinigten Staaten und Kanada investieren wollen.

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