US-Autobauer

Pickup-Boom treibt Prognose von General Motors

Die robuste Nachfrage nach Pickups treibt den Absatz von General Motors in Nordamerika. Der Konzern aus Detroit erhöht daher die Gewinnprognose für das Gesamtjahr, doch bei Anlegern rücken Streikrisiken in den Fokus.

Pickup-Boom treibt Prognose von General Motors

General Motors profitiert von hoher Pickup-Nachfrage

Konzern hebt Gewinnprognose für Gesamtjahr zum zweiten Mal an – Verbrenner-Trucks als Treiber – Kostensenkungen im Fokus

xaw New York

Während die Konkurrenz mit großvolumigen Rabatten um E-Autokunden ringt, trifft der US-Fahrzeughersteller General Motors vor allem im Verbrennersegment auf eine wachsende Nachfrage. Der Konzern aus Detroit hat seine Gewinnprognose für 2023 am Dienstag bereits zum zweiten Mal im laufenden Jahr angehoben. Vor Zinsen und Steuern sollen demnach 12 bis 14 Mrd. Dollar hängen bleiben, zuvor hatte das Unternehmen 11 bis 13 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt. Für den Gewinn pro Aktie sagt General Motors nun einen Anstieg in die Spanne von 7,15 bis 8,15 Dollar voraus, die vorherige Prognose hatte auf 6,35 bis 7,35 Dollar gelautet.

CEO Mary Barra bezeichnete das Kundeninteresse an neuen Trucks und SUVs des Konzerns in ihrem Brief an die Aktionäre als „unglaublich“. GM habe den Retail-Marktanteil nun in vier aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert und sei bei den Lieferungen an Firmenkunden führend. Bereits im zweiten Quartal zog der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn um 51,7% auf 2,57 Mrd. Dollar an. Der um Zins- und Steuereffekte bereinigte Gewinn pro Aktie stieg auf 1,91 Dollar und lag damit deutlich über der Schätzung von 1,86 Dollar, die vom Datendienstleister Factset befragte Analysten im Konsens abgegeben hatten.

Belastung durch Rückruf

Der Profit wäre sogar noch höher ausgefallen, wenn GM nicht noch mit Belastungen durch den Rückruf des elektrischen Kleinwagens Chevrolet Bolt im Jahr 2021 ringen würde. Zwischen April und Juni schlugen diese mit 792 Mill. Dollar zu Buche. Denn General Motors muss die südkoreanischen Partner LG Electronics und LG Energy Solutions für Teile der Rückrufkosten von insgesamt 1,9 Mrd. Dollar entschädigen. Der Konzern aus Detroit musste im vorvergangenen Jahr alle damals verkauften 142.000 Chevrolet Bolt einziehen. Hintergrund war ein Defekt, durch den die Batterien des Elektro-Modells in Brand geraten konnten. Die Produktion des 2016 lancierten Bolt will GM bereits im laufenden Jahr einstellen.

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Anleger warten nun gespannt auf Fortschritte in der Elektro-Strategie des Traditionskonzerns, der sich wie auch Konkurrent Ford zuletzt immerhin Anschluss an das Ladenetzwerk von Tesla gesichert hat. Derweil bleiben Pickups mit Benzin- und Dieselantrieb die Erlös- und Profittreiber im Produktportfolio von GM. Beliebt sind die Vehikel vorwiegend in Nordamerika, wo der Vorsteuergewinn um 39% auf 3,2 Mrd. Dollar anzog. Kunden waren im Durchschnitt bereit, 3% mehr für ein GM-Fahrzeug zu bezahlen als noch im ersten Quartal. An der Wall Street kursierende Befürchtungen, dass ein wieder anziehendes Angebot nach den Lieferkettenverwerfungen aus den schwersten Zeiten der Corona-Pandemie die Preise am Verbrennermarkt drücken dürfte, bewahrheiten sich bisher also nicht.

General Motors verkauft mehr Fahrzeuge

Auch die Analysten von J.P. Morgan hoben das Volumenwachstum bei steigenden Preisen positiv hervor. Auf Konzernebene zog der Umsatz um 25% auf 44,75 Mrd. Dollar an. Insgesamt verkaufte GM im abgelaufenen Quartal rund 690.000 Fahrzeuge, ein Plus von 19% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Marke Chevrolet bleibt laut den Analysten des Automobilsoftware-Dienstleisters Cox Automotive mit einem Absatz von 451.500 Autos der Eckpfeiler des Konzerns, die stärkste Erholung nach dem Einbruch aus dem Vorjahr legte allerdings Buick hin. Die Traditionsmarke verkaufte demnach nahezu 42.800 Fahrzeuge und damit 48% mehr als im zweiten Quartal 2022.

General Motors will die eigenen Gewinnziele nun aber auch über deutliche Kostenreduktionen erreichen. Bis Ende 2024 will der Konzern annualisiert 3 Mrd. Dollar einsparen. Im laufenden Jahr sollen die Ausgaben dafür um eine weitere Milliarde Dollar sinken. Vor allem die Marketingaufwendungen fährt das Unternehmen bereits zurück, Investitionen sollen hauptsächlich auf die strategisch wichtigsten Produktlinien beschränkt bleiben.

Kostensenkungen gelten für die Traditionshersteller als besonders wichtig, um im E-Automarkt konkurrenzfähig zu werden. Auch der traditionell schärfste GM-Rivale Ford arbeitet daran, die Effizienz in der Produktion zu erhöhen und Aufwendungen durch Rückrufe und Garantieansprüche zu reduzieren. Denn Elektro-Vorreiter Tesla kann höhere Margen vorweisen als die Wettbewerber und es sich daher bislang leisten, die Nachfrage über großvolumige Discounts anzukurbeln.

Sorge vor Arbeitskampf

Die GM-Aktie setzte im frühen New Yorker Handel nach Vorlage der Quartalszahlen allerdings um mehr als 4% zurück. Bei Anlegern rücken auch Risiken durch einen möglichen Streik im Herbst in den Fokus. Dann läuft die mit der Gewerkschaft United Auto Workers geschlossene Tarifvereinbarung aus. Analysten fürchten, dass ein Ausstand die Produktion von GM durcheinanderwirbeln könnte. Finanzielle Effekte eines möglichen Streiks sind nach Konzernangaben nicht in den Gewinnprognosen enthalten.

Der US-Autobauer General Motors hebt die Gewinnprognose für 2023 erneut an. Denn Absatz und Profit haben sich nach einer schwachen Entwicklung im Vorjahreszeitraum kräftig erholt, zudem peilt der Konzern deutliche Kostensenkungen an. Doch Anleger fürchten negative Effekte eines drohenden Streiks.

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