Energiewende

Eon will ab 2024 grünen Wasserstoff aus Australien vermarkten

Der Energiekonzern Eon und die australische Fortescue Future Industries haben eine Absichtserklärung über eine Wasserstoff-Kooperation vereinbart. Schon ab 2024 soll grüner Wasserstoff aus Down Under im großen Stil nach Europa verschifft werden.

Eon will ab 2024 grünen Wasserstoff aus Australien vermarkten

sp/Reuters Berlin

Der Energiekonzern Eon will in Kooperation mit der australischen Fortescue Future Industries (FFI) ab 2024 grünen Wasserstoff von Down Under nach Europa bringen und gemeinsam die Voraussetzungen dafür schaffen, um 2030 bis zu 5 Mill. Tonnen Wasserstoff aus australischer Produktion mit erneuerbaren Energien nach Europa verschiffen und hier vertreiben zu können. Das mit dem Vorhaben verbundene Investitionsvolumen wurde nicht beziffert. In einem ersten Schritt soll es darum gehen, gemeinsam Machbarkeitsstudien durchzuführen. Erst danach sollen Details zur Lieferung des Wasserstoffs und die dafür erforderlichen Investitionen geklärt werden.

„Wir haben das mit Abstand ambitionierteste Vorhaben auf den Weg gebracht, das die Wasserstoffwirtschaft bisher gesehen hat“, sagte Eon-COO Patrick Lammers bei der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding mit FFI in Berlin. „Wir verschiffen unseren Sonnenschein nach Deutschland“, kündigte der FFI-Gründer und -Chairman Andrew Forrest an. Der australische Milliardär, Chairman des 2003 von ihm gegründeten Bergbaukonzerns Fortescue Metals Group, der einen Börsenwert von 45 Mrd. Dollar hat, investiert seit 2020 mit der Tochtergesellschaft FFI in erneuerbare Energien und ist auch in Deutschland kein Unbekannter. Erst im Januar schloss der Leverkusener Kunststoffhersteller Covestro eine langfristige Liefervereinbarung für grünen Wasserstoff von FFI, die ab 2024 starten soll und bei der es um ein jährliches Volumen von bis zu 100000 Tonnen geht. Auch mit Airbus hat FFI erst im Februar eine Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff vereinbart.

Netze sind vorhanden

Die Kooperation mit Eon soll 2024 mit einem Volumen von bis zu 200000 Tonnen starten. Nach bisherigen Plänen will FFI die eigenen Kapazitäten für grünen Wasserstoff bis 2030 auf 15 Mill. Tonnen pro Jahr ausbauen und bis 2040 auf 50 Mill. Tonnen steigern. „Wir verlieren keine Zeit“, betonte Eon-Vorstand Lammers. Eon verfüge über die erforderlichen Netze und die Kunden für den grünen Energieträger, FFI könne ihn aus erneuerbaren Energien gewinnen und Richtung Europa auf den Weg bringen.

Die Partnerschaft fällt in eine Zeit, in der Europa seine Energieabhängigkeit von Russland so schnell wie möglich verringern will. 5 Mill. Tonnen pro Jahr an erneuerbarem Wasserstoff entsprächen etwa einem Drittel der Heizenergie, die Deutschland aus Russland importiert, betonten die Partner. Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle bei den Plänen der Bundesregierung für eine Beschleunigung der Energiewende in Deutschland. „Die Vereinbarung zwischen Eon und FFI ist ein wichtiger Schritt“, ließ sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu der Kooperation zitieren. Der Wettlauf um die Produktion und den Transport von grünem Wasserstoff im großen Maßstab habe Fahrt aufgenommen. Beide Unternehmen seien nun in der Pole-Position, um die deutsche Industrie mit grünem Wasserstoff zu beliefern.

Grüner Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine Dekarbonisierung der Industrie. Zahlreiche Konzerne arbeiten an seiner Einführung. Die Bundesrepublik und Australien hatten deshalb bereits im vergangenen Jahr ein Wasserstoff-Abkommen unterzeichnet, um „den Import von nachhaltig produziertem Wasserstoff in großen Mengen zu ermöglichen.“ Auch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Deutschland vor wenigen Tagen die Zusammenarbeit in dem Bereich vertieft.

Ammoniak kommt per Schiff

Den Wasserstoff aus Australien will Eon vor allem an mittelständische Unternehmen in Deutschland und in den Niederlanden liefern, sagte Lammers. Der Wasserstoff soll dazu über Eon-Verteilnetze in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu den Kunden gelangen und zunächst Erdgas beigemischt werden. In Australien soll der Wasserstoff mit Hilfe von Sonnen- und Windstrom hergestellt werden und dann in Form von Ammoniak nach Europa verschifft werden. Ammoniak ist eine chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff und lässt sich leichter transportieren als reiner Wasserstoff.