Ukraine-Krieg

Gasknappheit für deutsche Industrie zeichnet sich ab

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller warnt, dass die vom Bund bereitgestellten 15 Mrd. Euro nicht ausreichen könnten, um Gas einzukaufen und zu speichern, und weitere Staatshilfen nötig werden könnten.

Gasknappheit für deutsche Industrie zeichnet sich ab

cru Frankfurt

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller warnt, dass die vom Bund bereitgestellten 15 Mrd. Euro nicht ausreichen könnten, um Gas einzukaufen und zu speichern, und weitere Staatshilfen nötig werden könnten. Die deutsche Industrie, die einen Anteil von 37% an der Gasnachfrage hat, ist besonders anfällig für das potenzielle Risiko eines russischen Lieferstopps. Der europäische Gaspreis ist auf den höchsten Stand seit fast vier Monaten gestiegen, weil geplante Streiks in Norwegen den Markt, der unter den russischen Lieferkürzungen leidet, zu verengen drohen. Benchmark-Futures stiegen am Montag um 10%.

Die norwegische Gaslobby hatte zuvor gewarnt, dass etwa 13% der täglichen Gasexporte Norwegens gefährdet seien, da ein drohender Streik eskalieren würde. Drei Felder sollen durch den am heutigen Dienstag beginnenden Streik stillgelegt werden, während die für den morgigen Mittwoch geplanten Maßnahmen noch drei Projekte ausschalten.

Die norwegische Versorgung wird für Europa immer wichtiger, nachdem russische Lieferungen im Zuge der Sanktionen gegen Moskau eingebrochen sind. Gleichzeitig kam es zu einem längeren Ausfall einer für Europa wichtigen Exportanlage in den USA. Die Auswirkungen breiten sich in der europäischen Wirtschaft aus und schaden der Industrie, die die gestiegenen Kosten für den Brennstoff nicht an die Endverbraucher weitergeben kann.

Die Furcht vor einer Gasknappheit wächst, und der Markt erhöht die Risikoprämie. Die niederländischen Frontmonatsgasfutures, die europäische Benchmark, erreichten den höchsten Stand seit dem 9. März und lagen in Amsterdam um 8,3% höher bei 160 Euro pro Megawattstunde. Das britische Pendant stieg um 16%.

Russlands Exporte waren zuvor auf ein Mehrjahrestief gefallen, nachdem sich europäische Abnehmer geweigert hatten, der Forderung des Kremls nachzukommen, für Gaslieferungen in Rubel zu bezahlen. Zudem hat der staatliche Exporteur Gazprom die Lieferungen über seine größte Pipeline Nord Stream 1 im Juni um 60% gekürzt und sich auf internationale Sanktionen berufen.