Markenfälschung

Gefälschte Uhren sind ein Milliardengeschäft

Der Schweizer Uhrenindustrieverband FH kämpft gegen kriminelle Banden, die mit gefälschten Markenartikeln Milliarden verdienen. Schweizer Uhren werden besonders gern kopiert.

Gefälschte Uhren sind ein Milliardengeschäft

dpa-afx Biel

Der Schweizer Uhrenindustrieverband FH kämpft gegen kriminelle Banden, die mit gefälschten Markenartikeln wie von Rolex, Breitling und Patek Philippe Milliarden verdienen. Schweizer Uhren werden besonders gern kopiert, weil sie weltweit gefragt sind. Nach Schätzungen werden doppelt so viele Uhren gefälscht wie exportiert.

Online-Handel gibt Schub

Mit dem wachsenden Online-Handel nähmen auch die illegalen Geschäfte zu, sagt Yves Bugmann, Leiter der FH-Rechtsabteilung. Diese hätten in der Pandemie, als viele Leute den Online-Handel entdeckten, noch einen Schub bekommen. Die Detektive des Verbands entdeckten jährlich rund eine Million unseriöse Angebote, die dann über die Plattformbetreiber aus dem Netz genommen würden.

Ein Klassiker bei Touristen ist die Rolex für 20 oder 30 Dollar vom Straßenmarkt oder Strand in Asien. So etwas zu kaufen sei kein Kavaliersdelikt, sagt Eveline Capol, Leiterin der Geschäftsstelle des Schweizer Vereins Stop Piracy. „Sie unterstützen so die organisierte Kriminalität.“

Die Industriestaatenorganisation OECD hat für die Schweizer Uhren- und Schmuckhersteller jährliche Milliardenverluste durch Fälschungen errechnet. Die EU schätzt, dass nachgeahmte Produkte – also auch Kleidung, Werkzeug oder Medikamente – fast 7% der Einfuhren ausmachen.

Für den Uhrenverband sind laut Bugmann weltweit Hunderte Anwälte und Ermittler tätig. „Zusammen mit unseren Partnern beschlagnahmen wir jedes Jahr zwei bis drei Millionen Uhren und Begleitmaterial wie Schatullen oder Garantiescheine“, so Bugmann. Es ist eine gigantische Zahl, aber der Fachjournalist Thomas Gronenthal, der sich seit Jahren mit dem illegalen Markt beschäftigt und nach eigenen Angaben Fälscherfabriken in China besucht hat, lacht darüber. „Das ist die Spitze eines Eisbergs. Für jeden Hersteller oder Händler, dem das Handwerk gelegt wird, tauchen gleich drei neue am Horizont auf.“

Nicht jede Fälschung ist billig. Bei hoher Qualität können solche Uhren, „Superklone“ genannt, ein paar Tausend Euro kosten. Das ist immer noch ein Bruchteil des Preises vieler echter Uhren. Manche Käufer besäßen sogar auch Originale. Sie bestellten etwa, um die falsche Rolex im Urlaub zu tragen. Das echte Stück sei im Safe. Neben den Superklonen gibt es auch die „Frankenwatch“ – das sind Uhren, die teils aus echten, teils aus nachgemachten Teilen bestehen.

China und Hongkong

Der Schweizer Zoll hat 2021 knapp 6 000 Sendungen abgefangen – nicht viel, angesichts von Hunderttausenden Paketen, die allein die Post jeden Tag bearbeitet. Der Zoll sei überall überfordert, sagt Gronenthal. Die Ware werde aus China oft über Länder nach Europa gebracht, die für laxe Zollkontrollen bekannt seien, etwa Spanien.

Hotspots für den Umschlag gefälschter Uhren sind laut Bugmann die Arabischen Emirate, die Türkei und Länder in Asien. Hersteller sitzen nach Angaben der OECD vor allem in China (gut 53%) und Hongkong (24%). Mit weitem Abstand folgen Singapur und die Türkei.

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