Halbleiterkonzern

Infineon hat einen guten Lauf

Deutschlands größter Halbleiterkonzern befindet sich im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus auf Rekordkurs.

Infineon hat einen guten Lauf

sck München

Wie einem Großteil der Wettbewerber geht es Infineon trotz des Ukraine-Kriegs derzeit glänzend. Deutschlands größter Halbleiterkonzern befindet sich im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus auf Rekordkurs. Nach sehr guten Quartalszahlen, die die Schätzungen der Analysten weitgehend übertrafen, erhöhte die Konzernführung unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jochen Hanebeck ihren Jahresausblick deutlich. Auch damit lag das Dax-Unternehmen über den Markterwartungen.

Konsumbereich schwächelt

Die Anleger reagierten auf die guten Nachrichten aus der Konzernzentrale in Neubiberg bei München begeistert. Im Xetra-Handel gewann die Aktie in der Spitze 4,8% auf 27,74 Euro an Wert. Goldman Sachs beurteilte das Zahlenwerk als überzeugend. Die US-Investmentbank bekräftigte ihre Kaufempfehlung für den Titel bei einem Kursziel von 36,50 Euro.

In Telefonkonferenzen mit Analysten und Journalisten äußerte sich der CEO überzeugt davon, dass trotz weltweiter Rezessionsängste die strukturellen Wachstumstreiber des Unternehmens erhalten blieben. Halbleiter für erneuerbare Energien seien mehr denn je gefragt aufgrund der kritischen Versorgung mit russischem Erdgas. Der Ausbau von erneuerbaren Energien werde sich beschleunigen.

„In einer schwierigen Großwetterlage ist Infineon dank seines differenzierenden Portfolios weiterhin gut unterwegs“, sagte Hanebeck. Er räumte allerdings ein, dass sich in einigen konsumentennahen Endmärkten die Nachfrage zuletzt schwächer entwickelt habe. „Wir beobachten die Marktentwicklung genau und sind darauf vorbereitet, umgehend zu handeln. Es scheint, dass wir uns dem Ende eines langen Aufschwungs nähern.“ Dennoch bleibe die Bedarfslage für den Konzern „weiterhin günstig“. Die Dynamik der Nachfrage in den Kernaktivitäten sei „weiterhin robust“.

Erdgasverbrauch gedrückt

Zugleich baue sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ab, schlussfolgerte Hanebeck mit Blick auf die weltweiten Chipengpässe infolge angespannter Lieferketten.

Ein detaillierteres Bild für die Gesamtaussichten 2023 mit einer Prognose will der Vorstandschef im November zur Vorlage des Geschäftsberichts 2021/22 (30. September) zeichnen, wie er erläuterte. Die Konzernspitze hält ihre Jahrespressekonferenz am 15. November ab. Dem CEO zufolge laufen bei Infineon an allen Standorten weltweit Einsparmaßnahmen im Energieverbrauch als Folge der Drohgebärde des Kreml gegenüber dem Westen wegen der Erdgaspipelines von Russland nach Westeuropa. Bis Jahresende soll der Gasverbrauch in den Werken um zwei Drittel reduziert werden, wie Constanze Hufenbecher berichtete. Die Managerin ist im obersten Führungsgremium für die Digitalisierung zuständig.

Hanebeck zufolge basiert der erhöhte Ausblick fürs laufende Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) darauf, dass es zu keinen Unterbrechungen in der Produktion kommt. Das heißt, der CEO geht davon aus, dass Kreml-Chef Wladimir Putin die Erdgaspipeline nach Deutschland nicht endgültig zudreht.

Auf Basis des von der Geschäftsführung erwarteten Umsatzanstiegs für das laufende Sommerquartal (+8% auf 3,9 Mrd. Euro gegenüber dem Vorquartal) peilt Infineon 2021/22 Konzernerlöse von insgesamt 14 (i.V. 11,1) Mrd. Euro an. Das wäre ein Zuwachs von 26%. Im Mai stellte Hanebeck noch 13,5 Mrd. Euro in Aussicht. Wachstumstreiber sind die nach wie vor stabile Nachfrage, steigende Verkaufspreise und der erstarkte Dollar. Etwa 140 Mill. Euro des um 500 Mill. Euro heraufgesetzten Umsatzausblicks resultieren nach Unternehmensangaben aus diesem Währungseffekt. Der Dollarkurs kommt also für 28% auf. Schwung erhält unter anderem der größte Konzernbereich, die Automotivesparte. Diese steht für 45% der Konzernerlöse.

Der Vorstand plant darüber hinaus 2021/22 mit einer operativen Umsatzrendite (Segmentergebnismarge) von „über“ 23 (18,7)%. Das ist 1 Prozentpunkt mehr als noch im Mai prognostiziert. Diese Profitabilität hatte Infineon nie zuvor erreicht. Das entspräche einem operativen Gewinn von nahezu 3,3 (2,1) Mrd. Euro. Der freie Cashflow soll 1,4 (1,6) Mrd. Euro betragen. Das sind rund 300 Mill. Euro mehr als zuletzt vom Vorstand kalkuliert.

Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt steigerte Infineon den Umsatz auf 3,6 (2,7) Mrd. Euro – ein Plus von einem Drittel. Analysten hatten im Schnitt mit 3,4 Mrd. Euro gerechnet. Das Segmentergebnis wuchs überproportional um 70% auf 842 (496) Mill. Euro. Der Markt erwartete 727 Mill. Euro. Die Marge legte auf 23,3 (18,2)% zu.

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