Onlinespiele

Internetriese Tencent enttäuscht auf ganzer Linie

Chinas führendem Internet- und Technologiekonzern Tencent Holdings geht im Zuge einer heftigen Konjunktureintrübung und des regulatorischen Dauerbeschusses durch die Regierung die Wachstumsstory verloren. Am Mittwoch präsentierte der Weltmarktführer...

Internetriese Tencent enttäuscht auf ganzer Linie

nh Schanghai –

Chinas führendem Internet- und Technologiekonzern Tencent Holdings geht im Zuge einer heftigen Konjunktureintrübung und des regulatorischen Dauerbeschusses durch die Regierung die Wachstumsstory verloren. Am Mittwoch präsentierte der Weltmarktführer bei Onlinespielangeboten (Gaming) und mit Abstand wichtigste Social-Media-Betreiber im Reich der Mitte überraschend ein Nullwachstum bei den Erlösen im ersten Geschäftsquartal und dürfte die Anleger damit weiter verschnupfen.

Werbeerlöse verkümmern

Nach einem heftigen Einbruch der Werbeeinnahmen aus Social-Media-Plattformen und nur noch geringfügigen Zuwächsen im Kerngeschäft mit Onlinespielen verbucht Tencent einen minimalen Anstieg der Konzernumsätze um 0,1% auf 135,5 Mrd. Yuan (19,4 Mrd. Euro). Analysten hatten mit einem Umsatzanstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet.

Auch auf der Ertragsebene weiß Tencent nicht zu glänzen. Der Gewinn nach Steuern halbierte sich auf 23,4 Mrd. Yuan und fiel damit wesentlich kräftiger zurück als von den Experten erwartet. Tencent, die ihre Anleger seit dem Börsengang im Jahr 2005 stets mit satten zweistelligen Zuwachsraten zu verwöhnen wusste, ist im vergangenen Jahr unter dem Eindruck der Pekinger Regulierungskampagne für den Techsektor und der schleichenden Konjunkturabkühlung immer stärker aus dem Tritt gekommen. Im Schlussquartal 2021 war das Erlöswachstum mit 7,9% erstmals unter die 10-%-Marke gerutscht. Im laufenden Quartal dürften allein schon die verschärfte Corona-Situation und die Konsumdelle in China für die dann erste Erlösschrumpfung in Tencents Firmengeschichte sorgen.

Im Gaming-Bereich konnte die mit einigen global bekannten Spieltiteln vertretene Tencent auf internationaler Ebene noch um 8% zulegen. Im Heimatmarkt jedoch, wo die Behörden eine Art Moratorium bei der Freigabe von neu entwickelten Spielangeboten verhängt haben, tritt das Geschäft auf der Stelle. Schwere Einbußen sieht man im Social-Media-Bereich, wo die Alleskönner-Plattform Wechat vor allem konjunkturbedingt einen Rückgang der Erlöse aus Onlinewerbung um fast 20% hinnehmen musste.

Mittlerweile erweist sich Tencents dritte große Konzernsparte, in der Cloud-Dienste und Fintech-Aktivitäten zusammengefasst werden, als einziger signifikanter Wachstumstreiber.