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Italiens Fußballliga Serie A immer amerikanischer

Immer mehr italienische Fußballclubs geraten unter amerikanische Kontrolle. AC Mailand und Sampdoria Genua stehen vor Eigentümerwechseln.

Italiens Fußballliga Serie A immer amerikanischer

bl Mailand

Die meisten italienischen Fußballclubs der Spitzenliga Serie A schreiben tiefrote Zahlen. Dennoch werden immer mehr von ihnen von amerikanischen Investoren aufgekauft. Fußballmeister AC Mailand und Sampdoria Genua stehen kurz vor Eigentümerwechseln.

Die Übernahme des aktuellen Fußballmeisters AC Mailand durch den US-Investor Redbird scheint nun endgültig in trockenen Tüchern zu sein und soll wohl im Laufe des Septembers abgeschlossen werden. Der von dem ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Gerry Cardinale geführte Fonds, der Assets in Höhe von 6 Mrd. Dollar verwaltet, wird den ehemaligen Berlusconi-Club de facto aber mit dem derzeitigen Eigner Elliott führen, der den Verein seit 2018 kontrolliert. Elliott finanziert die Übernahme des AC Mailand, dessen Unternehmenswert mit 1,2 Mrd. Euro angegeben wird, mit einem Kredit über 600 Mill. Euro. Es gibt aber noch juristische Auseinandersetzungen mit dem früheren chinesischen Eigentümer Li Yonghong, von dem Elliott den Club übernommen hatte. Und Minderheitseigner Blue Skye will den Verkauf an Cardinale gerichtlich verhindern.

Ex-Meister und Europapokal-der-Pokalsieger-Gewinner Sampdoria Genua könnte mit Hilfe von Lazard bei Cerberus und Redstone landen. Lokalrivale Genoa CFC, der gerade in die zweite Liga abgestiegen ist, wurde 2021 für 150 Mill. Euro vom US-Investor 777 Partners übernommen. La Spezia gehört dem amerikanischen Unternehmer Robert Platek.

Beim börsennotierten AS Rom stehen ein Squeeze-out und ein Delisting unmittelbar bevor. Das Übernahmeangebot des Amerikaners Dan Friedman wurde von mehr als 96% des Kapitals angenommen. Der AC Florenz (Fiorentina) gehört seit 2019 dem Amerikaner Rocco Commisso, soll aber womöglich bei einem anderen Amerikaner landen.

Gerüchte gibt es auch um Ex-Meister Hellas Verona: Eigentümer Maurizio Setti soll die Deutsche Bank mit der Suche nach einem Investor beauftragt haben. Die Familie Pozzo soll für „ihren“ Club Udinese nach einem Interessenten in den USA suchen. Auch um den ehemaligen Maradona-Club AC Neapel, der dem Filmproduzenten Aurelio De Laurentiis gehört, gibt es Verkaufsgerüchte. Und schon seit längerer Zeit ist zu hören, dass die chinesische Familie Zhang Vorjahresmeister Inter Mailand aus finanziellen Gründen abgeben will und dringend einen Partner sucht.

Doch warum interessieren sich gerade Amerikaner so intensiv für Italiens meist hoch verschuldete und defizitäre Clubs? Vereine in Spanien und Großbritannien sind zu teuer. In Deutschland verhindert die 50+1-Regelung Übernahmen. Und im Vergleich zum US-Basketball, -Baseball oder -Eishockey ist ein Engagement in der Serie A günstig. Die Amerikaner spekulieren auf ein großes Potenzial im Hinblick auf TV-, Werbe- und Marketingeinnahmen.

Ganz amerikanisch ist die Serie A nicht. Juventus Turin gehört seit 1923 der Familie Agnelli-Elkann, die den börsennotierten Club trotz hoher Schulden kaum verkaufen wird. Und Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist mit „seinem“ AC Monza gerade in die Serie A aufgestiegen.

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