Chipriese

KI-Ambitionen von Nvidia euphorisieren Anleger

Der Chipkonzern Nvidia sieht sich als großen Profiteur der anziehenden Entwickleraktivität bei künstlicher Intelligenz. In Kombination mit positiven Quartalsergebnissen euphorisiert dies die Anleger.

KI-Ambitionen von Nvidia euphorisieren Anleger

Das heiße Trendthema künstliche Intelligenz (KI) sorgt auch bei den Anlegern des Chipkonzerns Nvidia für Euphorie. So betonte CEO Jen-Hsun Huang in einem Investorencall am Mittwoch nach US-Börsenschluss, die hohe Entwicklungsaktivität in Bezug auf lernfähige Textgeneratoren stelle einen starken Wachstumstreiber für sein Unternehmen dar.

„KI befindet sich an einem Wendepunkt, es entsteht die Grundlage für eine breite Adoption in jeder Branche“, sagte Huang. Nvidia sei dafür aufgestellt, Kunden dabei zu helfen, Durchbrüche bei generativer KI und sprachbasierten Algorithmen auszunutzen. Entsprechende mit hochleistungsfähigen Grafikprozessoren ausgerüstete Supercomputing-Lösungen des Konzerns seien bereits in Serie gegangen.

Zudem will Nvidia gemeinsam mit führenden Computing-Dienstleistern wie Amazon ein Cloud-Angebot lancieren. Über dieses soll die KI-Plattform des Chipunternehmens – inklusive Supercomputing und Infrastruktur für bereits trainierte Sprachmodelle – für eine breite Masse an Unternehmenskunden zugänglich werden. Diese sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, Chatbots und andere eigene Anwendungen mit Technologie des Halbleiterkonzerns zu entwickeln.

Zuletzt hat sich insbesondere der Wettbewerb zwischen den Tech-Riesen Microsoft und Alphabet um die Vormachtstellung bei generativen Sprach-Tools aufgeheizt. So hat Microsoft Anfang Februar eine neue Version ihrer Suchmaschine Bing vorgestellt, die mit KI-Funktionen der vor allem für ihren Chatbot ChatGPT ausgerüsteten Softwareschmiede OpenAI ausgerüstet ist. Alphabet hält mit ihrem eigenen Textgenerator Bard dagegen.

Die KI-Systeme beanspruchen hohe Rechenkapazitäten. Die Chips von Nvidia stellen dafür laut den Analysten der Schweizer Großbank UBS derzeit die einzige brauchbare, am Markt verfügbare Grundlage dar. Demnach habe OpenAI allein 10000 Nvidia-Grafikprozessoren beansprucht, um ChatGPT zu trainieren.

Für den US-Chipriesen stellt die Entwicklungsaktivität bei KI indes nicht nur einen potenziellen Wachstumstreiber dar, sondern auch eine Möglichkeit, das eigene Produktportfolio zu diversifizieren. Traditionell ist Nvidia stark auf das Videospielsegment fokussiert, in dem die Ansprüche an die Grafikleistungen von Computern in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen sind.

Nach einem Boom während der Hochphase der Coronakrise ist die Nachfrage im Unterhaltungselektronik-Segment aber zurückgegangen. Laut dem Marktforscher Gartner sind die globalen PC-Lieferungen im Gesamtjahr 2022 um 16% gesunken, im vierten Quartal sei es mit 29% sogar zum schärfsten Rückgang seit den 1990er Jahren gekommen.

Dies zeigt sich auch an den Zahlen von Nvidia für das am 29. Januar beendete vierte Quartal des Geschäftsjahres 2023: Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 21% auf 6,05 Mrd. Dollar zurück, der verwässerte Gewinn pro Aktie sackte um 52% auf 57 Cent ab. Die Wall Street hatte allerdings mit schlechteren Kennzahlen gerechnet. Die für das laufende Quartal in Aussicht gestellten Erlöse von 6,5 Mrd. Dollar liegen ebenfalls deutlich über dem von Analysten erwarteten Wert.

Diese positiven Überraschungen trieben die Nvidia-Aktie in Kombination mit der KI-Euphorie bereits im außerbörslichen Handel kräftig an, nach Eröffnung an der Wall Street am Donnerstag legte der Titel zeitweise um über 14% zu. Allerdings muss sich Nvidia nun auch an den eigenen hohen Vorgaben messen lassen, das Umfeld dafür bleibt schwierig. Gemäß einer Schätzung der Investmentbank Morgan Stanley dürften die globalen PC-Lieferungen im laufenden Jahr um weitere 12,5% zurückgehen. Zudem sorgen die wieder hochkochenden Handelsspannungen zwischen den USA und China für Belastungen. So führte Washington im Oktober umfassende Restriktionen in Bezug auf Halbleiterexporte in die Volksrepublik ein.