Wirtschaftsprüfung

KPMG legt im Beratungsgeschäft zu

KPMG hat die Gesamtleistung dank eines starken Beratungsgeschäfts auf 2,39 Mrd. Euro gesteigert. Der Vorsprung zum Wettbewerber Deloitte ist allerdings abgeschmolzen.

KPMG legt im Beratungsgeschäft zu

KPMG legt im Beratungsgeschäft zu

Gesamtleistung im Advisory übertrifft Milliardenmarke

sar Frankfurt

Mit KPMG hat am Dienstag das letzte der vier großen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshäuser aktuelle Geschäftszahlen vorgelegt. Im Geschäftsjahr 2022/23 (zum 30.9.) seien die selbst gesteckten Ziele „deutlich übertroffen“ worden, teilt KPMG mit: Die Gesamtleistung (Umsatzerlöse plus Bestandsveränderungen) legte um 10,1% zu auf 2,39 Mrd. Euro. Der Bereich Advisory steuerte dabei erstmals mehr als 1 Mrd. Euro bei.

Das prozentuale Wachstum fiel bei KPMG allerdings etwas weniger dynamisch aus als bei den Wettbewerbern, deren Geschäftsjahre geringfügig abweichen. Der größte Big-Four-Wettbewerber PwC ist im vergangenen Turnus (zum 30.6.) in der Gesamtleistung um 12,1% auf 2,93 Mrd. Euro gewachsen.

EY vermeldete für das Geschäftsjahr 2022/23 (zum 30.6.) einen Umsatz von 2,57 Mrd. Euro, das Plus von 15,6% wurde durch die Bereiche Consulting und Steuerberatung getrieben. Das viertgrößte WP-Haus Deloitte baute im jüngsten Turnus (zum 31.5.) den Umsatz um 21,5% auf 2,33 Mrd. Euro aus. Damit ist der einstige Vorsprung von KPMG auf den Rivalen abgeschmolzen.

Deal-Beratung steigert sich

Das im Bereich Advisory gebündelte Beratungsgeschäft legte bei KPMG im vergangenen Geschäftsjahr überdurchschnittlich zu: Das Plus von 13,5% bedeutete erstmals eine Gesamtleistung von etwas mehr als 1 Mrd. Euro. Auch die Deal-Beratung legte „trotz des schwierigen Transaktionsumfelds deutlich zu“, heißt es in einer Mitteilung. Dies sei dem Fokus auf international aufgestellte Unternehmen zu verdanken. Auch die Beratung zu Restrukturierungen und Sanierungen verzeichnete einen Anstieg.

Der Bereich Tax, zu dem auch die Rechtsberatung von KPMG gehört, hat die Gesamtleistung im vergangenen Geschäftsjahr um 8,4% auf 630 Mill. Euro gesteigert und damit das Wachstumstempo im Vergleich zum Vorjahr beschleunigt. Der Bereich habe unter anderem „vom hohen Beratungsbedarf durch neue regulatorische Anforderungen, etwa der geplanten Einführung der globalen Mindeststeuer und dem CO2-Grenzausgleich der EU“, profitiert. Die Rechtsberatung KPMG Law ist dem Big-Four-Haus zufolge die „umsatzstärkste Rechtsberatung unter den Big-Four-Gesellschaften“.

Eine Gesamtleistung von 715 Mill. Euro steuerte der Geschäftsbereich Audit bei, ein Plus von 7,2%. Hierbei habe man „die signifikanten rotationsbedingten Effekte auf die Gesamtleistung“ überkompensieren können. KPMG hatte die Wirtschaftsprüfung im Dax-Segment lange dominiert. Mit Beschluss der Prüferrotation war jedoch klar, dass das WP-Haus zu den Verlierern dieser Regelung gehören würde.

Mandat bei Zalando

Zuletzt hat KPMG einige neue Prüfmandate gewonnen und sieht die Abschlussprüfungen wieder „auf einem starken Wachstumspfad“. Als neue Mandanten nennt KPMG den Dax-Konzern Zalando, den MDax-Wert Lanxess sowie Heidelberger Druckmaschinen. Auch die Deutsche Bahn hat KPMG als weltweiten Abschlussprüfer mandatiert.

Beratung zu ESG und Digitalisierung gefragt

Die prägenden Themen ähnelten sich über alle Bereiche hinweg: Es seien in allen Geschäftsbereichen Leistungen in den Feldern ESG, digitale Transformation und Regulatorik deutlich stärker nachgefragt gewesen, heißt es bei KPMG. Für Investitionen in Beschäftigte, Technologien und den Bereich ESG hat KPMG auf globaler Ebene in den kommenden drei Jahren rund 4,2 Mrd. Dollar vorgesehen.

Das Haus, das zum Stichtag 30. September in Deutschland gut 14.000 Beschäftigte zählte, will sich dabei als „Prüfer und Berater für komplexe Fragestellungen“ positionieren, sagt Mattias Schmelzer, CEO von KPMG in Deutschland. Es gebe „keine ESG-Transformation ohne Digitalisierung und umgekehrt. Gleichzeitig stellen sich bei beiden Themen hohe regulatorische Anforderungen.“

Für das frisch angelaufene Geschäftsjahr 2023/24 zeigt Schmelzer sich zuversichtlich. In den ersten beiden Monaten des neuen Turnus habe man abermals ein zweistelliges Wachstum erreicht. „Wir sind sehr zuversichtlich für das neue Geschäftsjahr. Trotz der schwierigen Marktsituation erwarten wir in allen Geschäftsbereichen weiteres Wachstum“, sagt Schmelzer.

Hier gibt es die jüngsten Geschäftsergebnisse der weiteren Big-Four-Häuser:
Deloitte kommt in großen Schritten voran
PwC setzt verstärkt KI in der Beratung ein
EY gelingt Umsatzschub

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